Saquisili – Alpakashopping auf dem Tiermarkt

Zugegeben, Märkte gibt es in Südamerika wie Sand am Meer. Und Märkte haben wir fürwahr schon einige besucht, dennoch aber bleibt uns ein Marktbesuch in ganz spezieller Erinnerung. In Saquisili nämlich, in einem kleinen indigenen Dorf nur wenige Kilometer von Latacunga entfernt, findet einmal wöchentlich einer der grössten und wichtigsten Indiomärkte der Provinz Cotopaxi statt. Klingt bis jetzt alles noch ziemlich alltäglich, tatsächlich aber handelt es sich hierbei um einen der erstaunlichsten und überraschendsten Märkte in ganz Südamerika.

Donnerstag ist Markttag. Und so pilgern einmal wöchentlich scharenweise Menschen aus der ganzen Provinz in das kleine unscheinbare Dörfchen Saquisili. Wie üblich findet sich hier eine grosse Vielfalt an heimischen Produkten, Während auf dem einen Platz Gemüse und Früchte verkauft werden, bieten Händler auf einem anderen Platz Secondhand-Ware an. Wiederum in einer anderen Ecke des Ortes werden Waren aus Alpakawolle angeboten und gleich nebenan kann dem Magen etwas Gutes getan werden.

Vielmehr ist es aber auch ein Treffpunkt für Angehörige der vielen unterschiedlichen indigenen Stämme. Hier wird gefeilscht, gekauft, gehandelt und getauscht. Spannend für uns dabei ist definitiv die verschiedenen ethnischen Gruppen der hier lebenden Völker „kennenzulernen“. Eine Eigenheit, die diesen Markt nochmals um Welten authentischer macht, als seinen grossen Bruder in Otavalo. Auch finden sich hier ausser uns, keine weiteren Touristen. Dem hiesigen Markt mit der alltäglichen Ware allerdings statten wir nur einen kurzen Besuch ab, unser Ziel nämlich liegt ca. 1 bis 2 Km ausserhalb des Dorfkerns. Früh sollte man diesen Teil des Marktes besuchen, denn die Ware die hier gehandelt wird, ist meist schnell vergriffen. Warten hier doch Massen an Kühen, Schafen, Ziegen, Schweinen, Lamas, Alpakas und anderem Getier darauf, den Besitzer zu wechseln.

Auch wir mischen uns unter das wild handelnde Volk. Überzeugt davon, dass uns völlig überteuerte Gringopreise angeboten werden, müssten wir für zwei Schafe schlappe 250$ auf den Tisch legen. Ein junges Kalb hingegen bekommen wir für kostengünstige 200$. „Màs grande, màs caro!“ (Je grösser desto teurer), meint der nette Bauer, während er mit Stolz auf seine grösste Kuh im Angebot zeigt.

Hunderte von Tieren und wohl doppelt so viele Menschen tummeln sich auf dem Platz ausserhalb des Dorfes. Es stinkt zum Himmel und auch das verzweifelte laute Quieken der Schweine die störrisch an Ort und Stelle bleiben, während zehn Mann versuchen das gekaufte Tier abzutransportieren, wirkt äusserst grob und rabiat. Jedem Tierfreund stellen sich hierbei die Nackenhaare auf, während die Tiere mit Gewalt auf Anhänger und Transporter verfrachtet werden. Und auch wenn wir das eine oder andere Mal tatsächlich nicht zusehen können, wissen wir, dass die Tiere hier wohl ein deutlich schöneres Leben hatten resp. weiterhin haben werden, als in den europäischen Massenzuchtbetrieben in unseren Gefilden.

Abtransport des Einkaufs

Teilweise äusserst rabiates Vorgehen

Massenweise Fahrzeuge mit Anhänger, von gross bis klein, riesige LKW’s oder sonstige Transportmittel verlassen im Minutentakt voll beladen den Tiermarkt wieder. Ein stetes Kommen und Gehen herrscht auf dem Gelände. Es wird gehandelt, gekauft und verkauft. Aber nicht nur Menschen mit eigenem Fahrzeug kaufen hier kräftig ein, denn ein nicht vorhandenes Transportmittel schreckt hier niemanden davon ab, den Einkaufsbummel zu vollenden und trotzdem sein Schaf oder Schwein zu kaufen. Kurzerhand werden diese nämlich einfach in den Frachtraum des lokalen Busses verfrachtet.

Eingekauftes Schaf im Gepäckraum des Busses

Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder kauft das Schaf wie in diesem Fall, denn nur kurze Zeit nach Eröffnung des Tiermarktes sind die meisten, resp. besten Tiere verkauft. Nicht erfolgreiche Käufer und Verkäufer ziehen wieder von dannen. Auch wir machen uns auf den Weg zurück ins Dorf, fahren mit einem netten jungen Mann ins Zentrum des Marktes, wo weiterhin wie wild gefeilscht wird. Auch den Kleintieren ist ein eigener Platz gewidmet, so kann man neben jungen Welpen, Hühnern und Hasen auch die hier so populären Meerschweinchen kaufen. 5$ für ein Meerschweinchen und 7$ für den Hasen, bekommen wir das nette und wahrscheinlich viel zu teure Angebot der lokalen Verkäuferin. Dankend lehnen wir ab und ziehen schliesschlich zufrieden über diesen einmaligen Einblick in das Leben der hiesigen Bevölkerung von dannen.

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