Galapagos-Cruise Teil 3 – Ich glaub, ich hab‘ ’nen Vogel…

Zugegeben, obschon ich mich für die Tierwelt fast durchgängig masslos begeistern kann, gehören Vögel bisweilen wahrlich nicht zu meinen Favoriten. Bis jetzt. Denn während die letzten beiden Tagen unserer Wahnisnns-Cruise ganz im Zeichen der Vögel steht, finde auch ich immer mehr Gefallen an den gefiederten Tieren. Und tatsächlich steht eine Art Vogel letzten Endes gar ganz weit oben auf meiner Liste der Lieblinge. Zwei letzte Tage stehen an, zwei Tage die, wie könnte es anders sein, so gar nicht enttäuschen…

Obschon sich unser kleines Kreuzfahrtabenteuer so langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt, sind wir guten Mutes. Denn nicht nur stehen weitere spannende Begegnungen mit den tierischen Einwohnern des Galapagos-Archipels auf dem Programm, auch meint es das Wetter je länger desto besser mit uns. So strahlt tatsächlich der Himmel in seinen tiefsten und reinsten Blautönen, während uns die Sonne auf der Meeresoberfläche reflektierend angenehm wärmt. Ein perfekter Start in einen nicht minder ereignisreichen Tag steht an. Über Nacht haben wir den obersten Zipfel der Insel Isabela umfahren, eine weitere etwas stürmische Überfahrt durchlebt, bis wir schliesslich mitten in der Nacht wohlbehalten die Insel Santiago erreichen. Die Insel mit ihren steilen Klippen wurde einst von Piraten, Seeräubern und gar Walfängern benutzt, um in den Höhlen Schutz zu suchen, an Land zu gehen und sich mit Wasser, Fleisch und Feuerholz zu versorgen. Insbesondere aber die, nach den Piraten benannte Buccaneers Cove bietet heutzutage vielmehr ein perfektes Zuhause für unzählige Meeresvögel. Mitten im Meer, etwas abseits der Küste gelegen, findet man unter anderem ein mächtig emporragender, alleinstehender Fels im Wasser…

…..der vor allem als Zuhause, Brut- resp. Nistplatz, oder ganz einfach als „Hochsitz“ für die Jagd der hier heimischen Meeresvögel dient. Blaufusstölpel, Galapagos-Albatrosse, Galapagos-Reiher, Krabbenreiher, Lavareiher, Rotfusstölpel, Nazca-Tölpel und noch viele andere Vögel findet man rund um diesen einen Felsen im Wasser.

Nazca-Tölpel

Lavareiher

Nazca-Tölpel

Blaufusstölpel

Aber auch das Ufer entlang der felsigen Küste erkunden wir etwas genauer. Denn auch diese hat mit ihren steilen Klippen, grossen mächtigen Höhlen, steil abfallenden Felswänden und der kargen Vegetation so einiges zu bieten.

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Haben wir bis anhin ausschliesslich Seelöwen zu Gesicht bekommen, ist die Insel Santiago mitunter auch bekannt für die hier endemischen Galapagos-Seebären. Diese nämlich sind nur an den felsigen Westufern der Galapagos-Inseln und nirgendwo sonst zu finden. Oft bekommt man sie gar nicht zu Gesicht, denn nicht nur sind sie nachtaktiv, auch gibt es nicht mehr viele Exemplare dieser Spezies. Zwischenzeitlich wurden diese sogar als „gefährdet“ eingestuft. Wir können unser Glück daher kaum fassen gleich zwei wunderschöne Exemplare dieser Art zu Gesicht zu bekommen und geniessen den Anblick in der sicheren Umgebung unseres Dinghys. Denn obwohl grundsätzlich äusserst harmlos, gilt es insbesondere beim Schnorcheln ein wenig besser aufzupassen, können diese Schnauzbart tragenden Seebären nämlich auch ziemlich plötzlich zubeissen. Dann nämlich wenn diese ihr Jagdrevier mit aller Kraft zu verteidigen versuchen.

Galapagos Seebären

Den anschliessenden Schnorchelausflug der Steilklippe entlang, müssen wir schliesslich aufgrund zu starker Strömung und zu hohem Wellengang abbrechen. Der Wind der uns um die Ohren bläst ist schlicht zu kalt, das Schnorcheln im eiskalten Meer dadurch noch ungemütlicher als sonst und die doch sehr unruhige See, macht das Schnorcheln zu einem Kraftakt, dass mehr Kraft kostet, als dass es letzten Endes Spass bereitet. Nachtrauern können wir dieser verpassten Erkundungstour aber nur kurz, denn bereits am frühen Nachmittag erreichen wir die James Bay auf derselben Insel.

James Bay

Lavagestein in der James Bay

Über Lavagestein und Sandstrände geht es dem Ufer entlang durch die Bucht. Neben Meerechsen wartet hier auch ein ganz besonderer Bewohner auf uns. Ein Braunmantel-Austernfischer, der hochkonzentriert seine zwei Eier, nicht nur vor Feinden, vielmehr vor der erbarmungslos herabscheinenden Sonne zu schützen versucht.

Braunmantel-Austernfischer

Nicht nur aber entzückt die Tierwelt hier ein weiteres Mal, auch sind wir von der rauhen Küste begeistert. Stahlblaues Wasser dringt ruhig zwischen die Felsspalten in die kleinen Buchten, während gleich nebenan das Wasser wild zischend gegen das Vulkangestein klatscht.

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Noch immer können wir es kaum glauben wie schnell die Tage auf der Reina Silvia verfliegen. Obschon wir uns fühlen als hätten wir erst gerade unsere Suite im unteren Deck des Schiffes bezogen, starten wir bereits in den letzten spannenden Tag unserer Kreuzfahrt rund um die westlichen Galapagos-Inseln. Das wir uns dem Abschluss dieses einmaligen Abenteuers nähern, merken wir insbesondere, als wir nach rund sechs Tagen auf See wieder auf der Insel Santa Cruz anlegen. Noch allerdings sind wir nicht am Ende, denn noch befinden wir uns auf der nördlichen und somit anderen Seite der Hauptinsel des Archipels. Am Playa las Bachas schliesslich ergründen wir eine etwas andere Seite der Insel. Während im Süden sich die Hauptscharen an reiselustigen, natürverrückten Menschen tummeln, sind wir hier am abgelegenen Strand ganz im Norden ganz alleine. Obwohl nicht ganz, denn selbstverständlich treffen wir auch hier wieder wilde Tiere, die diesen Trip so ganz besonders machen.

Austernfischer

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An dem Playa las Bachas waren einst amerikanische Flugzeugträger stationiert, die heute nur noch als Namensgeber dieses Strandes fungieren. Reste eines alten Schiffswracks resp. einer Mole findet man heute noch auf der Insel, mitten in der Bucht.

Reste einer Mole

Playa las Bachas

Viel schöner und auch interessanter als die rostigen Überbleibsel früheren menschlichen Tuns allerdings sind die hier lebenden rosaroten Flamingos. Im Brackwasser zweier Lagunen, ein klein wenig nach hinten versetzt, tummeln sie sich und zeigen dabei keine Scheu. Solange es um die genüssliche Nahrungsaufnahme geht, sind wohl auch die Flamingos mit allen Sinnen abgelenkt. Gut für uns, denn so können wir diese eleganten Wesen in Ruhe in einer unglaublichen Nähe beobachten.

Version 2

Flamingos

Ein letztes Mal stürzen wir uns in die kalten Fluten des Pazifiks. In dem schmalen Kanal zwischen der Insel Baltra und North Seymour findet man eine beachtliche Anzahl an Meerestieren. Und obwohl die Wellen unser Dinghy ganz schön von einer Seite zur anderen Seite schaukeln lassen, das Wasser mit grosser Wucht gegen das kleine Schlauchboot klatscht, stürzen wir uns in die Fluten. Dieses eine letzte Unterwasserspektakel nämlich wollen wir uns keinesfalls entgehen lassen. Die Kälte dringt durch die dicke Schicht des Wetsuits, die Wellen füllen den Schnorchel immer wieder mit Wasser. Angenehm ist anders, und trotzdem werden wir für die Strapazen belohnt. Eine bunte Auswahl an Rifffischen, Rochen, Papageifischen und gar Haien tummeln sich am Grund der Passage zwischen den zwei Inseln.

Die Verschnaufpausen auf dem Boot verbringen wir nur selten im Innern, denn niemand möchte auch nur im geringsten irgendwas verpassen. Und tatsächlich gibt es auch während Überfahrten soviel zu sehen und zu bestaunen, dass keine Sekunde Langeweile aufkommt. So geniessen wir die frühen Nachmittagsstunden meist unterhalb der Brücke sitzend, während alle aufmerksam und hochkonzentriert nach Walen Ausschau halten. Tatsächlich befinden wir uns zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes auf den Galapagos-Inseln am Anfang der Wal-Saison und eine Sichtung eines der Riesen der Meere würde den Aufenthalt mehr als krönen. Und in der Tat zeigt sich ein Buckelwal zwei, dreimal an der Wasseroberfläche um sogleich wieder in den Tiefen des Ozeans zu verschwinden. Ja das Glück scheint uns weiterhin hold zu sein.

Siestatime auf dem Boot

Ein letztes Highlight schliesslich wartet am Nachmittag desselben Tages auf uns. Die Insel Seymour Norte (North Seymour) auf der einen Seite der besagten Passage gelegen, ist für ihre unglaubliche Vogelvielfalt bekannt. Das kleine Lavaplateau scheint auf den ersten Blick ziemlich karg, dennoch aber finden sich hier die wunderschönsten Farben in den unterschiedlichsten Formen. Kaktus-Bäume zieren die Insel und verleihen dieser ein strahlendes grün, während gleich unter diesen Landleguane in ihrem einzigartigen gelben Kleid die Sonne geniessen.

Landleguan auf der Insel Seymour Norte

Die Landleguane allerdings findet man nicht nur auf dem Boden, ihrem natürlichen Lebensraum. Nein, auch hoch oben auf dünnen Ästen balancierend inmitten des kargen Gestrüpps findet man den einen oder anderen Artgenossen…..

Ob es dieser junge Herr wohl den hier lebenden Vögeln gleichtun will?

Tatsächlich weiss man einmal mehr kaum wohin man schauen soll, soviel Leben spielt sich auf dieser verhältnismässig kleinen Insel ab. Die mir so ans Herz gewachsenen Blaufusstölpel dackeln und schlurfen in ihrem einzigartigen Watschelgang über die Inseln, während deren Jungen mehr einem Wattebausch mit Schnabel ähneln, denn einem Vogel. Ein durchaus amüsantes Schauspiel, welches die Tölpel mit ihren unverwechselbaren blauen „Flossen“ uns vollführen

Blaufusstölpel

watschelnder Wattebausch

Blaufusstölpel mit Jungem

Ein etwas anderes, nicht minder amüsantes Schauspiel bieten uns gleich nebenan die Teenies unter den Fregattvögeln. Das was unsereins im Fitnessstudio über sich ergehen lässt, macht der junge Fregattvogel nur mit Hilfe des Windes. Auf einem Stein stehend, lehnt er sich gegen den Wind, während er unaufhörlich mit den Flügeln flattert. Fitnessprogram à la Galapagos!

Aber nicht nur das Fitnessprogram der Fregattvögel ist amüsant, auch deren Balz. Wie hier auf der Insel Seymour Norte finden sich männliche Artgenossen in kleinen Gruppen zusammen um gemeinsam um Weibchen zu werben. Dabei legen sie ihren Kopf in den Nacken und blähen ihren unverkennbar scharlachroten Kehlsack auf. Dieser bleibt tatsächlich so lange aufgeblasen, bis dieser ein Weibchen angelockt hat und somit zum gewünschten Ziel geführt hat.

Männlicher Fregattvogel auf der Suche nach einem Weibchen

Sogar fliegen lässt sich mit dem aerodynamisch eher unpraktischen Kehlkopf

Auch der letzte Tag neigt sich irgendwann dem Ende zu. Und obwohl wir wohl noch locker mindestens weitere sieben Tage in dem einzigartigen Naturparadies verbringen könnten, ist es die letzte Nacht, die wir auf der lieb gewonnenen Reina Silvia verbringen dürfen. Ein letztes Mal geniessen wir die untergehende Sonne, der unglaubliche Sternenhimmel und das sanfte Wiegen des Schiffes.

Seymour Norte

Und auch die Seelöwen verabschieden sich von uns!

Ein Traum ist in Erfüllung gegangen und tatsächlich hat dieses Erlebnis alle unsere Erwartungen übertroffen. Eine Woche voller Spannung, Freude, Überraschungen umgeben von lieb gewonnenen Menschen, einer unglaublichen Crew und einem absolut professionellen Guide liegen hinter uns. Wir können Fabian, Roberto, Freddie, Pancho, Alex, Pancho 2, Richard und Fabio nicht genug danken, für das, dass sie uns als Guide,  Kapitän, Koch, Dhingy Fahrer oder helfende Hand für uns da waren, einen brillianten Job gemacht, und das Erlebnis Galapagos zu dem gemacht haben, das es für uns letzten Endes war resp. ist, nämlich unvergesslich! Und auch wenn die Woche für uns gleichzeitig Rückkehr in den Reisealltag bedeutet, sich die Wege der lieben Menschen, die wir während dieser einen Woche getroffen haben, nun wieder trennen, die Erinnerungen, die bleiben…für immer!

Letzter Morgen auf dem Boot

Ein letztes Mal geniessen wir den sanften Start in den Tag an Deck die Aussicht auf den Ozean geniessend. Denn obschon wir heute von Bord gehen, das Galapagos-Abenteuer ist zumindest für uns noch nicht ganz vorbei…..

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