Die Tage auf der Reina Silvia vergehen wie im Flug. Wurde uns in den ersten drei Tagen bereits eine unglaubliche Vielfalt der Tierwelt präsentiert, so warten nun weitere vier wunderbare, ereignisreiche Tage auf uns. Und obschon unsere Erwartungen von Tag zu Tag steigen, ist das beste am ganzen nach wie vor, dass jeder einzelne Tag neue, völlig unerwartete Überraschungen für uns bereit hält.. Keiner weiss was kommt, keiner ahnt welch Juwel die Natur noch für uns versteckt hält…
Am Morgen des vierten Tages erreichen wir die Urbina Bay auf der Insel Isabela. Von hier aus geht es ein weiteres Mal mit dem Dinghy an Land. Der ca. zweistündige Spaziergang verspricht neuerlich Sichtungen von Schildkröten und vor allem Landiguanas. Insbesondere diese meist gelb schimmernden Landleguane findet man hier in der Urbina Bay öfters als in anderen Gegenden des Galapagos-Archipels.

Landleguan

Landschildkröten auf der Insel Isabela
Befindet man sich im Revier der hier heimischen Tiere, so gilt es auch deren Regeln zu befolgen. Sollte also mal, wie in unserem Fall, eine Schildkröte unseren Weg kreuzen, dabei aus Bequemlichkeit den für die Besucher bestimmten Weg wählen, so gilt es erstmal zu warten. Schildkröte hat schliesslich stets Vortritt, und so ist Geduld gefragt, während die gepanzerten Riesen sich in maximalem Tempo mehr schleppend als schnell über den Sandpfad bewegen. Und obschon ihre Art der Fortbewegung eher von gemächlicher Natur ist, in etwas sind sie besonders flott: Dann nämlich wenn man ihnen zu nahe kommt, aus Versehen wohlgemerkt, dabei den angemessenen Abstand zum Tier unterschreitet und ihnen dabei einen gehörigen Schrecken einjagt. Mit Lichtgeschwindigkeit wird der Kopf eingezogen, unter dem Panzer Schutz gesucht, während eben dieser mit einem dumpfen, aber lauten Schlag auf dem Boden aufprallt. Von der Schildkröte ist innert Millisekunden bis auf den Panzer nichts mehr zu sehen, bis die vermeintliche Gefahr vorüber ist.

Traffic on the road..

Stau auf der Strasse

Grosses Verkehrsaufkommen auf den Wegen der Insel Isabela
Aber auch andere Inselbewohner vermögen uns äusserst zu amüsieren. Während wir nämlich am Strand auf die Ankunft des Dinghys warten, das uns zurück auf die Reina Silvia bringt, findet ein kleiner Klippenkrebs mehr gefallen an Dominiques Fuss als an dessen natürlichem Lebensraum. Ein wahrer Adrenalinjunkie zeigt sich hier von seiner besten Seite, wie sich nur kurze Zeit später herausstellt. Denn nach einem Salto Mortale durch die Lüfte, fängt sich der kleine Krebs am Riemen des Flipflops von Dominique und lässt diesen kaum mehr los.
Fabian, unser Guide verspricht uns indessen immer wieder neue Highlights. Langsam aber sicher können wir dies kaum mehr glauben. Und trotzdem vermag uns die Tierwelt hier tatsächlich fast stündlich zu überraschen. Mein ganz persönliches Schnorchelhighlight nämlich erleben wir nur wenige Stunden später, im eiskalten Ozean an der Punta Espinoza, am Ufer der Insel Fernandina und damit jüngste Insel des Archipels gelegen. Ich weiss ja mittlerweile, dass wir kaum im Wasser, umgeben von Tieren sind. Was uns hier allerdings erwartet, verschlägt auch mir fast die Sprache.. „An der Punta Espinoza könnt ihr die Meerechsen unter Wasser fressen sehen!“, verspricht uns Fabian ganz selbstverständlich morgens beim „Briefing“. Dann nämlich wenn die Echsen sich in der Sonne genügend aufgewärmt haben, springen diese in den Ozean um sich dort die Bäuche mit Seegras, Algen und sonstigem Grünzeug aus dem Meer vollzuschlagen. Ich freue mich über die hungrigen Echsen, geniesse das Schauspiel völlig entspannt, als sich um mich herum plötzlich alles zu bewegen beginnt. Wasserschildkröten tauchen wie aus dem Nichts neben mir auf, gesellen sich zu den fressenden Echsen, als plötzlich Seehunde mit uns zu spielen beginnen. In einem irrsinnigen Tempo bewegen sich die Seehunde grazil durchs Wasser, schwimmen uns immer wieder rasant entgegen um in der letzten Sekunde doch noch abzudrehen. Ein Spiel, das in zwei Ligen gespielt wird, denn während sich die Seehunde mit einer Leichtigkeit sondergleichen durchs Wasser bewegen, tümpeln wir mit Taucherbrille und dickem Wetsuite wie Bojen im Wasser. Als sich letzten Endes auch noch ein Pinguin zu uns gesellt und ebenfalls zu spielen beginnt, nebenan ein Kormoran sich in die Fluten stürzt, ist es vollends um mich geschehen! Die eisige Kälte des Wassers ist schnell vergessen, vielmehr könnte ich dem Schauspiel der hier regierenden Tiere stundenlang zusehen…
Tatsächlich ist der dritte Tag einer meiner Highlighttage während der ganzen Cruise. Obwohl es alles andere als einfach ist ein Ranking der Tage aufzustellen, bin ich wohl schlicht ein klein wenig mehr beeindruckt (auch wenn kaum möglich) von dem uns Gebotenen. Denn bereits wenige Stunden später, nach einem feinen Lunch und einer kurzen Siesta auf dem Boot, legen wir abermals mit dem Dinghy ab, um nur wenige Meter entfernt am gegenüberliegenden Ufer bestehend aus Lavafelder, Sand- und Kieselstränden anzulegen. Während Fabian uns weitere spannende und teilweise fast schon unglaubliche Dinge über die Tierwelt verrät, spazieren wir erst an einem Wal-Skelett vorbei….
…während vor und neben uns immer mal wieder kleine Lava-Eidechsen über den Weg huschen.

Lava-Lizard
Die uns umgebene Landschaft begeistert auch hier. Über zig Kilometer erstrecken sich die endlos lang erscheinenden Lavafelder, in welchen sich immer mal wieder kleine, wie aus dem Nichts zum Vorschein kommende, glasklare Lagunen verbergen.
Aber auch sonst weiss uns die Kulisse mit ihrer Vielfältigkeit zu überzeugen. Lavafelder, Kakteen, natürliche Holzskulpturen und eine Gruppe netter Menschen, welche das Bild für uns schlicht perfekt machen.
Sind die in den Lavafeldern gelegenen Lagunen meist nur von wenigen Meer- resp. Lagunenbewohner bewohnt, findet man in den Buchten rund um die Punta Espinoza umso mehr Tiere. Aber vor allem die Wasserschildkröten haben es uns hier angetan. Denn wahrhaftig an jeder Ecke, unter jeder Mangrove, an oder unter fast jedem Stein findet sich eine dieser wunderschönen Meereskreaturen.
Es ist bereits später Nachmittag und dennoch ist unsere Lust auf Tierspotting längst nicht gesättigt. Glücklicherweise hält die Punta Espinoza diesbezügich noch so einiges für uns bereit. Denn neben weiteren lustigen Begegnungen mit Seelöwen…

Lava-Eidechse auf Nahrungssuche
..begegnen wir auch Schlangen, Klippenkrebsen und Stummelkormoranen….

roter Klippenkrebs

Galapagosscharbe oder auch Stummelkormoran genannt (flightless Cormorant)
….sowie unzähligen Meerechsen. Nachdem diese nämlich am frühen Vormittag alle im Wasser weilten, dabei genüsslich am Seegrass knabberten, sitzen diese nun wenige Stunden später alle auf einem Haufen, sich gegenseitig Wärme schenkend.
Immer wieder hören wir das Niesen der Meerechsen während wir dem Ufer entlang spazieren. Da diese Echsen ausschliesslich Seegras, Algen und sonstiges Grünzeug aus dem Ozean fressen, müssen diese das überschüssige Salz durch die Drüsen an den Nasenlöchern wieder ausscheiden. Ein Schnäuzkonzert sondergleichen!
Getreu dem Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, starten wir unsere Erkundungstour am fünften Tag besonders früh. Die Tagus Cove, eine hübsche kleine Bucht auf der Insel Isabela gelegen, die nicht nur der Meeresbewohner wegen zu einem Besuch einlädt, lässt sich auch an Land bestens erkunden. Und so gehen wir kaum aus den Federn erneut an Land, vorbei an süssen kleinen, ebenfalls noch ziemlich verschlafenen Seelöwenbabys mit ihren Müttern….
…um nur ein paar hundert Meter höher zu steigen und den einmaligen Blick von der Insel Isabela über die gesamte Bucht schweifen zu lassen, während am Horizont die Sonne langsam den nächsten Tag einläutet.
Obschon zwischendurch durchaus eine kleine Verschnaufpause bleibt, geht es für uns Schlag auf Schlag weiter. Nicht nur nämlich wollen wir die Bucht auch noch schnorchelnd erkunden, wovon uns leider aufgrund des erwähnten Missgeschicks wie von so vielen Unterwasserabenteuern die Bilder fehlen, auch gehen wir mit Kajak ausgerüstet in der doch eher unruhigen See auf Erkundungstour. Ein wahrer Spass der einmal mehr unsere tatsächlich überaus unkoordinatorischen Kajakfähigkeiten unter Beweis stellt. Wer „Ehekrach“ will, muss nur mal kurz Kajakfahren, so einfach ist das. Denn wenn wir etwas gelernt haben auf dieser Reise, dann, dass wir zusammen kein Kajak steuern können…;-)
In einem Meer von Wasserschildkröten schliesslich finden wir uns in der Bucht Punta Vicente Roca am selben Nachmittag wieder. Rechts, links, unten, oben, überall sind sie, die Meeresschildkröten die sich in der Bucht von ihren langen Reisen erholen. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass tatsächlich darauf geachtet werden muss, keines der Tiere zu berühren, derart viele schwimmen in den Gewässern rund um die Bucht. Aber auch Weiss- und Schwarzflossenhaie sowie einen Galapagos-Hai etwas weiter entfernt bekommen wir zu Gesicht.
Bereits während unseres Schnorchelausflugs in der besagten Bucht, merken wir wie die See etwas rauer wird. Ein erster Vorgeschmack auf das was kommt, nur ahnen wir bis dahin noch nichts davon. Denn kaum haben wir das Boot wieder betreten, unsere Wetsuits ausgezogen und unsere Körper in wärmende Handtücher gehüllt, legt Roberto, unser Kapitän auch bereits ab. Vorbei an dem massiven Felsvorsprung, wo sich die entgegengesetzten Strömungen treffen, genau da steuern wir über stürmische See. Auf Deck sitzend werden wir von einer Seite auf die andere bugsiert, während das verhältnismässig kleine Boot bedrohlich von einer Seite zur anderen schaukelt.

Punta Vicente Roca
So schnell die stürmische See aufgetreten ist, so schnell flachen die Wellen auch wieder ab. Denn als hätten wir es geplant resp. gewünscht, wird die See ruhiger, die Meeresoberfläche fast schon unheimlich glatt, während wir mit einem lauten „Hornen“ des Kapitäns schliesslich den Äquator überqueren!

0.00.000
0:00.000 zeigt das GPS-, resp. Navigationsgerät an. Und wie bestellt klart gar der Himmel auf, während wir uns alle auf der Brücke, neben Roberto unserem Kapitän einfinden und mit einem feinen Glas Champagner auf die Überquerung des Äquators anstossen. Was für ein festlicher Abschluss dieser letzten unglaublich ereignisreichen Tage. Doch noch sind wir nicht am Ende unserer Cruise, denn weitere hoffentlich nicht minder spannende Tage folgen…

Roberto, el capitán!

Äquatorüberquerung