Ja, wir sind wieder Feuer und Flamme! Die Lust auf Abenteuer, neue Städte, verlassene, wunderschöne Ecken in der Natur sowie die Lust auf Anekdoten, die das Leben schreiben ist zurück. Obwohl wir nur zwei Wochen in Costa Rica verbracht haben, hat uns die Schönheit des Landes, die netten Ticos, aber vor allem das Erlebte unsere Freude am Reisen zurückgebracht. War die Ankunft in Mexiko, auf einem völlig neuen Kontinenten bereits ein riesiger Schritt für uns, freuen wir uns nun fast genauso, endlich südamerikanischen Boden unter den Füssen zu spüren. Nach einem kurzen Flug, einem raschen Umstieg in Panama City und einer weiteren Flugreise über den Darien Gap schliesslich setzt unser Flieger im Nordwesten Kolumbiens am Flughafen Cartagena de Indias auf. Erneut spüren wir die Freude auf die nächsten Monate, auf all das was uns noch bevorsteht. Ja, das Abenteuer Südamerika kann endgültig beginnen!
Cartagena de Indias, die Stadt an der Karibikküste Kolumbiens verbindet den Traum der Karibik mit viel Geschichte und Kultur. Denn tatsächlich gibt es wohl nur wenige Orte auf der Welt, die mit der geschichtlichen Vergangenheit Cartagenas mithalten können. Legenden, wahre Begegnungen mit Piraten, Schlachten zwischen Einheimischen und Spaniern bis hin zu romantischen Liebesgeschichten des weltbekannten Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez sind nur einige der Dinge, welche die Geschichte der Stadt derart spannend machen. So spannend gar, dass wohl jeder Geschichtsmuffel Gefallen daran fndet. Doch auch wenn man sich nur geringfügig mit der Vergangenheit der Stadt auseinandersetzt, kommt man um das geschichtliche, wie auch aktuelle Wahrzeichen der Stadt kaum drum herum, war die Stadt doch einst eine einzige Festungsanlage. Noch heute wacht die nach wie vor gut erhaltene Festung San Felipe über die Cartagena de Indias, während die gesamte heutige Altstadt von dicken Festungsmauern umgeben ist.
Cartagena de Indias kann grob in drei Stadtteile eingeteilt werden die unterschiedlicher nicht sein können. Die Altstadt San Pedro mit ihren vielen kleinen verwinkelten, kopfsteingepflasterten Gässchen, Palästen im Mudéjar-Stil, sowie der inmitten des Stadtteils gelegenen Kathedrale. Das Geschäftsviertel San Diego ausserhalb der Stadtmauer sowie das Szeneviertel Getsemani. Doch auch wenn die Stadtteile widersprüchlich und unterschiedlicher nicht sein können, wird einem spätestens bei einem Spaziergang durch die Altstadt bewusst, weshalb Cartagena zu einer der schönsten Kolonialstädte Südamerikas zählt.

Torre de Reloj
Im „El Centro“ nämlich, wie die Altstadt auch genannt wird, findet man alles was das Herz begehrt: makellos restaurierte, bunte Paläste, kopfsteingepflasterte verwinkelte Gassen, Herrenhäuser mit blumenverzierten Balkonen und traumhaften Innenhöfen, imposante Kirchen, Klöster, sowie sehr viele gute Restaurants. Obwohl Cartagena die mit Abstand touristischste Stadt ist, gefällt uns was wir sehen. Tagein, tagaus verlieren wir uns in den verwinkelten Gassen, entdecken immer wieder Neues und erfreuen uns an der wunderschönen Kolonialarchitektur. Einzig die schon fast unerträgliche Hitze zwingt uns das ein oder andere Mal in die Knie. Wie in einem Heizkessel wird die sonst schon warme Luft inmitten der Stadtmauern noch mehr aufgeheizt. Das T-Shirt klebt am Körper, der Schweiss rinnt erbarmunglos aus allen Poren – Saunafeeling mitten in Kolumbien.
Am Plaza Santo Domingo schliesslich hat man definitiv das Zentrum erreicht. Strassencafés, Bars und Restaurants buhlen hier abends um Gäste. Strassenhändler bemühen sich um Kundschaft, Streetfood-Stände bieten die verschiedensten Köstlichkeiten an, Pferdekutschen chauffieren Touristen umher, unzählige Menschen flanieren durch die umliegenden Gassen – es herrscht ein reges Treiben auf der bekannten Plaza. Nur eine scheint sich an all dem nicht zu stören, die dicke Gertrudis wie sie im Volksmund auch genannt wird. Die 650 Kg schwere „Mujer recostada 92“ (liegende Frau) wurde vom bekannten kolumbianischen Künstler Fernando Botero der Stadt im Jahr 2000 geschenkt. Gertrudis aber ist nicht einfach nur eine Skulptur, die man betrachten kann. Ihr nackter Körper und ihre sinnlichen Kurven werden inzwischen sogar als gutes Omen verehrt. So sagt man, dass das Berühren der linken Brust Glück in der Liebe und eine langfristige Beziehung bringt. Na dann…
Aber weshalb nur eine Brust anfassen, wenn die zwei prallen Dinger einem schon fast ins Gesicht springen. Doppelt genäht hält schliesslich immer besser! 😉
Es ist aber nicht nur Gertrudis oder die schöne Architektur, die uns (oder vor allem Dominique ;-)) von Anfang an in den kolumbianischen Bann zieht. Vielmehr ist es die Lebensfreude mit der uns die Kolumbianer von der ersten Sekunde an anstecken. Spätestens nach dem Dunkelwerden nämlich ertönen auf dem Plaza de Los Coches afrikanische Klänge, die noch heute die Einflüsse der afrikanischen Sklaven in Erinnerung rufen. Aber auch in der restlichen Stadt schleichen sich von überall her Salsa- und Champeta-Rhythmen in die Ohren und gleichzeitig in jede einzelne Faser unserer Körper.

Plaza de los Coches
Passiert man das Torre de Reloj, das Stadttor Cartagenas findet man sich innert Sekunden in einer anderen Welt. In den ausserhalb der Stadtmauern liegenden Stadtteile, wo mehrheitlich die Einheimischen wohnen, findet man fast keine Touristen mehr. Verstopfte Strassen, lautes Gehupe und wildes Gedränge. Ein krasser Kontrast zu dem hübschen, herausgeputzten durchaus etwas künstlich wirkenden Flair der Altstadt. Wir aber fühlen uns dort ebenso wohl. Vorallem das Szeneviertel Getsemani hat es uns von Anfang an angetan. Nicht nur befindet sich unsere Unterkunft in dem kleinen lebendigen Stadtteil auch trumpfen die Strassen mit ihren bunt bemalten Häusserfassaden auf.
Jeden Abend füllt sich zudem die im Zentrum des Stadtviertels liegende Plaza de Trinidad. Einheimische und nur wenige Touristen vermischen sich auf dem Platz, unterhalten sich rege, geniessen die eine oder andere Köstlichkeit an einem Strassenstand oder lauschen und staunen der künstlerischen Darbietungen auf dem Platz. Auch wir sitzen Abend für Abend auf der kleinen Mauer, nahe der Iglesia de Trinidad wo wir uns das bunte Treiben auf dem Platz genüsslich zu Gemüte führen.

Strasse San Andres welche in Richtung Plaza Trinidad führt
Und als wäre das alles noch nicht genug, hält Cartagena noch eine ganz spezielle Überraschung für uns bereit. Wir schreiben das Jahr 2009 als wir gemeinsam in Noosa, Australien die Schulbank drückten, dabei nicht nur uns beide fanden, sondern auch wunderbare Menschen treffen durften. Freunde haben wir dazugewonnen nur leider einige davon nach kurzer Zeit wieder aus den Augen verloren. Umso unglaublicher daher, dass sich unsere Wege mit denen von Michèle, unserer Schulfreundin aus Noosa und ihrem Freund Denis, rund neun Jahre später ausgerechnet in Cartagena wieder kreuzen. Wir können tatsächlich kaum glauben, dass die dreimonatige Reise der beiden genau zu diesem Zeitpunkt in Cartagena ein Ende hat. Freudig liegen wir uns in den Armen, haben uns viel zu erzählen und freuen uns ganz einfach darüber uns nach über neun Jahren am anderen Ende der Welt wiederzusehen. Verrückt, welch Überraschungen eine Reise manchmal für einen bereit hält!

Vielen lieben Dank Michèle und Denis für die tollen Abende! 🙂
Zu viert geniessen wir wunderbare, lustige Abende, gönnen uns ein hervorragendes Nachtessen in einem schicken Lokal und freuen uns über den äusserst gelungenen Start in Südamerika!