Arenal, Manuel Antonio, Nationalpark Tortuguero sind nur einige der Hotspots im Land der Ticos. Costa Rica trumpft wahrlich mit unzähligen einmaligen Orten auf, an welchen wohl jeder Natur- und vor allem Tierliebhaber auf seine Kosten kommt. Wir für unseren Teil allerdings lassen die grossen Namen für einmal aus und reisen stattdessen einmal quer durchs Land, von den kühlen angenehmen Nebelwäldern an die Südostküste, in das kleine verschlafene Örtchen Cahuita. Verschlafen triffts hierbei ganz gut, machen wir uns hier nämlich insbesondere auf die Suche nach den heimischen, gut versteckten und äusserst trägen Faultieren und werden währenddessen fast selber zu solchen. Im Herzen der südlichen Karibikküste Costa Ricas nämlich scheint die Zeit wahrlich still zu stehen.
Ein langer, für einmal aber einfach organisierter Bustag liegt vor uns, begeben wir uns doch an den wohl weitesten entfernten Punkt in Costa Rica. Kein Aufwand wird gescheut, um die touristisch mehr erschlossene Pazifikküste hinter uns zu lassen und stattdessen an die ruhige, entspannte Karbikküste zu reisen. Bereits bei der Anfahrt, kaum haben wir die Grossstadt San José hinter uns gelassen, strahlt uns das satte Grün entgegen. Die Hauptstrasse an die Küste führt durch eine riesige Fläche Wald – Grün soweit das Auge reicht. Ein kleiner Busbahnhof, ein paar wenige Strassen, bunt bemalte Häuser, liebevoll gestaltete Lokale, gutgelaunte, entspannte Einwohner und karibisches Hippie-Flair, machen den Ort einmalig. Man kennt sich in dem kleinen Örtchen und so fühlen auch wir uns von Anfang an pudelwohl. Tauchen ein in die fröhlich entspannte Atmosphäre des kleinen Siedlerorts, machen es den Einheimischen nach und leben ebenso ein bisschen in den Tag hinein. Überhaupt stellt sich uns während der ersten Tage hier nur eine Frage: Zum weissen oder zum schwarzen Strand?

Playa Negra

Playa Blanca
Selbstverständlich dreht sich in Cahuita aber nicht alles um Strände, oder zumindest nicht nur, denn der Hauptakteur in dem kleinen Ort ist der gleich nebenanliegende gleichnamige Nationalpark. Obwohl vergleichsweise eher klein, bietet der Park eine riesige Vielfalt an Flora und Fauna. Frühmorgens machen wir uns auf den Weg, den Nationalpark in Ruhe zu erkunden. Ein acht Kilometer langer, überaus spannender Weg führt durch den Park, vorbei an wunderschönen, einsamen Strandabschnitten, durch Mangrovenwälder, vorbei an uralten Baumriesen, entlang kleiner Lagunen und durch mystische Sumpflandschaften. Der stete Wechsel mit der enormen Vielfalt macht diesen Nationalpark einmalig und zieht uns von der ersten Sekunde in den Bann. Auf den ersten Metern wird der gut begehbare Weg von hohen Bäumen überdeckt, zu unserer Linken rauscht das Meer. Nur langsam kommen wir voran, denn unser Ziel hier ist klar gesteckt: Faultiere wollen wir sehen! Und da sich diese angeblich meist auf den ersten paar hundert Metern tummeln, nehmen wir jeden Quadratmeter genauestens unter die Lupe.

Auf der Suche nach Faultieren…
Faultiere entdecken heisst unsere heutige Challenge und die hat es wahrlich in sich. Nicht nur verstecken sich die süssen kleinen Tiere meist weit oben in den Baumwipfeln auch sind sie aufgrund ihrer Trägheit nur sehr schwer auszumachen. Fünf Meter nach vorne, anhalten, Blick nach oben, lauschen… nichts. Das Prozedere wiederholend, kommen wir nur langsam voran. Angespannt lauschen wir den Geräuschen des Waldes. Da, plötzlich ein Rascheln! Die Blätter in den Baumwipfeln bewegen sich rasch. Wohlwissend, dass ein Faultier sich käumlich derart schnell bewegt, begeben wir uns auf die Suche nach dem Verursacher der Aufregung mitten im grünen Dickicht. Verspielt aber auch überaus gekonnt springt schliesslich eine kleine Gruppe Kapuzineraffen nur wenige Meter über unseren Köpfen durch die Baumwipfel.

Kapuzineraffen
Obschon noch keine Faultiere gesichtet, fühlen wir uns bereits auf den ersten Metern wie in einer anderen Welt. Hier ist in jedem Winkel „pura vida“, das „pure Leben“, zu spüren, das Costa Rica zurecht zu seinem Leitsatz erkoren hat. Abgeschiedene Natur, einzigartige Tierwelt und der wunderbare Ozean immer zu unserer Linken, ein Paradies für Naturliebhaber.
Auf unserer Tour durch den Wald treffen wir auf exotische Tiere wie grüne Leguane, Blattschneideameisen, Einsiedlerkrebse, Echsen, Spinnen, aber auch auf Tiere die bei uns heimisch sind, wie zum Beispiel das Eichhörnchen (ja wer hätte das gedacht..) Auch die „Könige“ des Dschungels – unzählige Horden an Brüllaffen – gehören zu unseren ständigen Begleitern.
Von überall her ist etwas zu hören, wir verlieren uns im lebendigen Treiben des Waldes. Das einzige kleine Hindernis, das sich uns in den Weg stellt, ist der sogenannte „Faultierfluss“, der Río Perezoso. Er durchschneidet die Punta Cahuita und lässt sich nur barfuss durchqueren, bietet dafür aber eine einmalige Naturkulisse.

Río Perezoso
Es ist tatsächlich unmöglich zu sagen, was denn nun das eigentliche Highlight des Parkes ist. Ist es die unglaubliche Artenvielfalt, die sattgrüne Kulisse mit ihrer einzigartigen Flora oder sind es die einmaligen Ausblicke? Denn auch die palmenbedeckten, einsamen Sandstrände entlang des Wanderweges laden zum Verweilen, das tropische, warme Wasser des karibischen Meers zum Baden ein.
Die letzten Kilometer schliesslich führt der Weg noch einmal weit hinein in das Dickicht des Dschungels. Weit nach oben ragt das Grün, langsam und leise bewegen wir uns vorwärts, immer den Blick nach oben gerichtet. Denn noch immer arbeiten wir an unserem Ziel ein Faultier zu sehen. Trotzdem steht das Glück ein weiteres Mal nicht auf unserer Seite und so besteigen wir am Ende des Parks erfolglos den Bus, der uns zurück nach Cahuita bringt. Wer uns allerdings kennt, weiss, dass wir uns sobald etwas in den Kopf gesetzt, nicht ganz so schnell aufgeben. Und da uns der Park derart gefallen hat, wir uns weitaus schlimmeres als die Suche nach Tieren an einem wunderschönen Ort vorstellen können, machen wir uns nur einen Tag später erneut auf die Suche nach den bekannten Tieren, die vor allem für ihre Trägheit bekannt sind. Und tatsächlich, obwohl wir den Weg beim zweiten Besuch gar zurück wandern, finden wir erst ganz zum Schluss, relativ nah am Eingang ein kleines Fellknäuel hoch im Baumwipfel schlafen. Ich gebs ja zu es braucht tatsächlich schon fast ein geschultes Auge um eines dieser Tiere zu erkennen, beschränkt sich ihre Aktivität doch nur auf wenige Stunden am Tag.
Wenn auch etwas schwierig zu erkennen, hier der Beweis: ein Faultier!!!! 🙂
Die weiteren Tage in Cahuita plätschern gemächlich dahin. Wir geniessen die einzigartige Atmosphäre des kleinen Dorfes und nehmen nur ungern Abschied von unserem kleinen Wohlfühlort. Unser nächstes und gleichzeitig letztes Ziel in Costa Rica allerdings befindet sich nur wenige Kilometer südlich von Cahuita. Puerto Viejo, der wohl bekannteste Ort an der südöstlichen Küste Costa Ricas erreichen wir nach weniger als einer halben Stunde Busfahrt. Um einiges touristischer als noch Cahuita ist der Ort wohl vor allem für seine umliegenden Strände bekannt. Und so machen wir uns kaum angekommen mit einem rostigen Drahtesel auf und erkunden einen Strand nach dem anderen.
Man könnte den wunderschönen, fast einsamen Stränden an der Karibikküste Costa Ricas wahrlich ein eigenes Kapitel widmen, zeigt sich das Land nämlich ein weiteres Mal von seiner schönsten Seite. Dramatische Wolkenbilder am Horizont machen das Bild perfekt. Wir geniessen die einzigartige Kulisse, lassen uns von einem kurzen Regenschauer nur wenig beeindrucken und lauschen der Brandung, den Wellen die mit lautem Getöse am Riff brechen.
Rund 13 Km südlich schliesslich erreichen wir das kleine Örtchen Manzanillo, wo sich der gleichnamige Nationalpark befindet. Auf Anraten unseres Hostelbesitzers allerdings durchwandern wir diesen nicht vollständig, sind aber mit dem Gesehenen schon mehr als zufrieden. Über eine kleine Hängebrücke erreichen wir den kleinen Park.
Ein einmaliger Aussichtspunkt bietet einen wunderschönen Blick auf eine einsame verlassene Bucht, auf Felsen die aus dem Meer ragen und das Wasser mit grosser Wucht an Land klatschen lassen. Ohne Zweifel könnte ich Stunden an diesem wunderschönen Ort verbringen.

Miss May Point
War unser persönlicher Akku vor dem Besuch in Costa Rica noch fast leer, bietet uns die einmalige Umgebung mit ihrer einzigartigen Vielfältigkeit die Möglichkeit unsere Batterien wieder aufzuladen. Jede Minute geniessen wir in vollen Zügen, lassen es uns gutgehen – auch kulinarisch. Obschon wir uns in Costa Rica meist selbst etwas kleines kochen, dürfen wir uns dank einer uns zugeflogenen Essensspende auch auswärts verköstigen. Und da eine Reise durch Costa Rica ohne einmal das Nationalgericht „Casasdo“ probiert zu haben, wohl kaum als solche anerkannt wird, lassen auch wir uns das herzhafte Gericht schmecken. Übersetzt bedeutet das aus Reis, gebratenen schwarzen Bohnen, Kochbananen, Fleisch und Salat bestehende Menu „verheiratet“. Nur weshalb genau? Angeblich ist es das, was der „Tico“ täglich und für den Rest seines Lebens erwartet, wenn er eine „Tica“ heiratet: Reis und gebratene schwarze Bohnen! Wie auch immer, geschmeckt hat es jedenfalls einmal mehr wunderbar!
Vielen lieben Dank Myriam für die Essensspende! 🙂
„Pura vida?“ – „Pura vida!“. Was uns, kaum haben wir die Grenze zu Costa Rica übertreten tagein, tagaus begleitet und übersetzt soviel wie „Pures Leben“ bedeutet, hat für die Ticos noch weitaus mehr Bedeutung. Obwohl es von „Hallo“, über „Wie gehts?“, „Okay“, bis zu „Auf Wiedersehen“ vielfältig angewendet wird, hat das „Pure Leben“ letzten Endes einen ganz einfachen aber wichtigen Zweck: wenn nämlich jemand mit Pura Vida antwortet, bedeutet dies, dass er gesund und glücklich ist. Es ist ein Segen zu wissen, dass wir jeden Morgen gesund, ohne Schmerzen und Sorgen aufwachen und Tag für Tag leben können….
In diesem Sinne: „Pura Vida!“ 🙂