„Bääääh!“, fasse ich wohl unser beider Gedanken instinktiv in Worte, halte mir die Hand vor Mund und Nase kaum haben wir den Parkplatz inmitten des Städtchens Rotorua erreicht. Es stinkt zum Himmel! Schwefelwolken ziehen an unseren Köpfen vorbei, der Geruch nach faulen Eiern liegt in der Luft und steigt uns in die Nase. Luft anhalten, ausatmen, einatmen und wieder Luft anhalten, das Düftchen, das uns hier mitten in der Stadt umgibt, ist tatsächlich mehr als gewöhnungsbedürftig. Die Erde brodelt, blubbert, kocht und stinkt, denn schliesslich befinden wir uns seit dem Tongariro Nationalpark in einer vulkanischen Zone, welche bis hoch zur Bay of Plenty reicht. So sind die nächsten Tage geprägt von Schwefelgeruch, blubbernden Schlammtümpeln, Geysiren und heissen Quellen.
Hält man sich allerdings lange genug an einem Ort auf, gewöhnt man sich irgendwann auch an die unangenehmsten Düfte. So auch wir. Es ist Heiligabend und auf einsame Stunden zu zweit im Bus haben wir heute irgendwie so gar keine Lust. Wir sehnen uns insbesondere am heutigen Abend, fernab von Familie und Freunden, nach Gesellschaft. Kurzentschlossen stürzen wir uns ins Nachtleben Rotoruas und finden schliesslich ein Pub mit haufenweise feierwütigen Menschen, einer Band und gutem Pubfood. Letzteres lassen wir uns doppelt schmecken, ist es seit langer Zeit nämlich das erste Mal, dass wir uns das Essen servieren lassen. Eine Spende machts möglich uns so geniessen wir einfachen aber guten Pubfood – unser Weihnachtsessen! 🙂
Vielen Dank Mama & Köbi! 🙂
Weihnachtstag gleich Feier- und Familientag gleich menschenleere Strassen und kaum reisendes Volk unterwegs – so zumindest unsere Annahme. Ach wie naiv! Als wir uns nämlich extra diesen Tag ausgesucht haben um dem Geothermal-Wonderland in der Nähe von Rotorua einen Besuch abzustatten, werden wir einmal mehr eines Besseren belehrt. Der Weihnachtstag ist zwar Feiertag und für die Neuseeländer gleich wie in Nordamerika wichtigster Tag während der Weihnachtszeit, gleichzeitig beginnen aber auch die Weihnachtsferien und wie bereits in China befindet sich auch in Neuseeland das ganze Volk auf Reisen. So erleben wir unseren ersten kleinen Dämpfer als wir frühmorgens zum Lady Knox Geysir fahren. Ein Geysir, der wie wir erst vor Ort merken, künstlich mit einer Seifenlauge ausgelöst wird. Hunderte Schaulustige tummeln sich um den Geysir um das „Spektakel“ hautnah mitzuverfolgen. Zwar spuckt der Geysir über fünf Meter in die Höhe, die Begeisterung allerdings können wir bei weitem nicht mit all den anderen Besuchern teilen.
Überall tummeln sich haufenweise Menschen, zuviel für uns nach den letzten doch sehr einsamen Monaten inmitten der wunderbaren Natur Neuseelands. Den Eintritt fürs Wai-O-Tapu-Thermalland haben wir bereits bezahlt, weshalb wir uns trotz des schlechten Starts auf den Weg in den geothermisch aktiven Park machen. Das Gebiet rund um Rotorua ist vor rund 160’000 Jahren entstanden und blubbert seither vor sich hin. Spazierwege führen durch den Park, auf allen Seiten blubbert und dampft es. Was mir allerdings am besten gefällt, sind die unterschiedlichen Farben der Pools. Durch die verschiedenen Metalle und Mineralien wie beispielsweise Schwefel, Eisenoxid oder Kohlenstoff, die aus dem Erdinneren an die Oberfläche kommen, erhält der Park ein buntes Kleid.
Was uns schliesslich aber am besten gefällt, ist ein grosser blubbernder Schlammpool einige Kilometer ausserhalb des Thermalparks. Wie geschmolzene Schokolade blubbert der heisse Schlamm im Becken – ein durchaus lustiges Schauspiel!
Die Umgebung rund um Rotorua hat aus geologischer Sicht bestimmt unglaublich viel spannendes zu bieten. Uns allerdings vermag dieser Teil leider eher wenig zu begeistern. Vielleicht liegt die Latte nach über sechs Wochen in diesem fantastischen Land nun einfach etwas zu hoch, vielleicht aber stehen wir auch einfach auf andere Dinge, auf Dinge wie zum Beispiel die Halbinsel Coromandel. Ein paar Kilometer weiter nördlich nämlich auf der kleinen Halbinsel finden wir wieder das, was uns am meisten gefällt: unberührte Natur, spektakuläre Klippen und viel Nichts… Eigentlich, denn die Reisenden machen selbstverständlich auch vor dieser Region nicht Halt. Nachdem wir allerdings ein paar entspannte Tage weit ab von den Touristenmassen in der Nähe von Tauranga verbringen, stehen wir nun wieder voller Motivation und Energie vor unserem nächsten Vorhaben, wir bauen uns unseren eigenen Jacuzzi! Frühmorgens, es ist noch dunkel, quält mich Dominique aus dem Bett. Es gilt keine Zeit zu verlieren, denn nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Am heissesten Strand der Welt wollen wir für einmal die ersten sein, gehört dieser Strandabschnitt nämlich zu einem der beliebtesten ganz Neuseelands und wird von Besuchern geradezu überschwemmt. Nur, was ist so speziell an diesem Strandabschnitt am östlichen Ufer der Coromandel Halbinsel? Eine thermische Quelle vulkanischen Ursprungs mit kochend heissem Wasser fliesst hier auf einer Breite von ca. 10 Metern unter der Oberfläche. Buddelt man an dieser Stelle schliesslich ein kleines Loch, tritt genau dieses heisse Wasser an die Oberfläche und man hat so quasi seinen eigenen privaten Jacuzzi!

Hot Water Beach frühmorgens
Ein frischer Wind weht uns um die Ohren, während wir uns ausgerüstet mit Schaufel auf die Suche nach einer geeigneten Stelle machen. Die Thermalquelle kann nur ca. zwei Stunden vor, während und weiteren zwei Stunden nach der Ebbe gefunden werden. Tatsächlich sind wir fast die ersten, mit uns befinden sich nur zwei andere Gruppen am Strand die sich einen Spa-Tag gönnen..noch zumindest. Es ist ein bisschen wie die Suche nach Gold im Fluss, mit dem Zeh gilt es erst die Temperatur zu checken um eine heisse Quellenader zu finden. Wichtig dabei ist nicht nur einen heissen Zufluss zu finden, sondern auch kühlendes Wasser in den Pool zu lassen, viel zu heiss wird sonst das Bad im Sand. Nicht nur einmal haben wir uns fast die Füsse verbrannt, so unglaublich heiss ist das Quellwasser!

Auf der Suche nach der richtigen Stelle
Die perfekte Stelle ist schliesslich gefunden und so buddeln wir was das Zeug hält.
Während die Lufttemperatur doch noch empfindlich kühl ist, dampft das heisse Wasser aus den Pools. Wir könnens kaum abwarten uns nach getaner Arbeit im heissen Wasser zu entspannen! 🙂

unser eigener kleiner Jacuzzi
Ich bin froh hat Dominique derart aufs frühe Aufstehen bestanden, denn nur eine Stunde später füllt sich der Strand. Immer mehr Besucher kommen mit Schaufeln an und suchen sich am kleinen Strandabschnitt ein unverbautes Plätzchen. Während wir unsere Zeit im eigenen Pool in Ruhe geniessen konnten, überlassen wir unseren 1A-Pool den Neuankömmlingen und suchen schliesslich das Weite! 🙂

Es wird gebuddelt was das Zeug hält…
Tags darauf klingelt der Wecker erneut frühmorgens. Etwas weiter nördlich befindet sich ein Küstenabschnitt der seiner malerischen Schönheit wegen ebenfalls Ziel vieler Touristen ist, so auch unseres. Um die Ruhe während der Morgenstunden erneut auszunutzen, beginnen wir den Tag auch heute äusserst früh. Etwas nördlich des Hahei Strandes führt ein kurzer einstündiger Spazierweg etwas erhöht zur Küste hinunter wo sich die Cathedral Cave, ein natürlich entstandener Felsbogen befindet. Fast menschenleer ist die kleine malerische Bucht. Imposant und majestätisch wirkt der bogenförmige Höhlendurchgang, welcher die zwei nebeneinanderliegenden Buchten verbindet.
In den jeweiligen Buchten finden wir grosse hoch aufragende Felsen, die durch Wind und Wasser über Jahrhunderte geformt wurden. Kleine Wasserfälle plätschern von den Felsen, vorbei an hängenden Bäumen – die perfekte Naturdusche. Wir lassen uns Zeit, erkunden die verschiedenen kleinen abgelegenen Buchten bis wir schliesslich dieses kleine Paradies den Spätaufstehern überlassen. Neuseeland hat derart viel zu bieten, eine unglaubliche Vielfalt, gefallen tut uns bei weitem nicht alles und trotzdem findet man immer wieder diese wunderschönen kleinen versteckten Schätze!