Ganz im Westen der Nordinsel liegt er, der sogenannte Postkarten Vulkan Mt. Taranaki. Wo sonst eine flache Ebene über weite Kilometer ins Land hineinführt, ragt nahe der Küste plötzlich wie aus dem Nichts der absolut symmetrische Kegel des Taranaki empor. Einzig die lustige Anordnung auf der Karte sowie ein Bild des Vulkans genügte, uns für einen Abstecher an die Westküste der Nordinsel zu begeistern. Dass sich an der Küste rund um den Vulkan einige der besten Surfspots befinden, lässt unser Herz noch etwas höher schlagen. Und so machen wir uns auf den Weg an die Westküste wo neben dem Mt. Taranki eben auch der Surfhighway 45 einen Halbkreis um eben genannten Vulkan bildet.
Mit jedem Meter welchem wir uns dem erloschenen Vulkan nähern, steigt unsere Neugier. Bereits von weit her sollte der Kegel doch eigentlich zu sehen sein? Ungeduldig schauen wir aus dem Fenster, sehen ausser weiter grasbewachsener Ebenen aber nichts. Eine etwas zähe Wolkendecke hängt hoch am Himmel und lässt die Gegend in einem düsteren grau „erstrahlen“. Den Vulkan lassen wir daher erstmal links liegen, obwohl wir doch das eine oder andere Mal einen Blick nach rechts wagen, vielleicht, ja vielleicht grüsst er uns ja doch noch kurz. Stattdessen bekommt fortan der Surfhighway 45, der im Städtchen Hawea beginnt unsere volle Aufmerksamkeit. Etliche kleine Strassen biegen vom Highway in Richtung Küste ab. Relativ schnell aber merken wir, das Wetter macht uns wohl definitiv einen Strich durch die Rechnung. Der Wind bläst kräftig, während die Wellen mit lautem Getöse brechen um gleich danach mit der schaumgekrönten Gischt wieder zu verebben .Von Surfern ist weit und breit nichts zu sehen, nun ja, verübeln kann ich dies nun wirklich niemandem, würden mich nämlich keine zehn Pferde in dieses Polarmeer bringen. Stattdessen sind diverse Strandabschnitte mit Schiffswracks gesäumt. Kaum auszumalen welch unberechenbare Kraft der Ozean hier versteckt hält.
Unsere Hoffnung den Mt. Taranaki doch noch zu Gesicht zu bekommen schwindet von Kilometer zu Kilometer. Sehen wir zwischenzeitlich zwar den Fuss des Vulkans, ist der Gipfel nach wie vor von einem Wolkenband umhüllt. Erst als wir schliesslich New Plymouth erreichen, taucht er wie aus dem nichts aus. Schnell packen wir Fotokamera aus, suchen uns ein ruhiges Plätzchen und lassen das Schauspiel auf uns wirken.

Mt. Taranaki
Und wie in Neuseeland üblich kommt das Wetter einer Wundertüte gleich. Regnet es im ersten Moment, scheint nur kurze Zeit später die Sonne um sogleich wieder von einer Nebelwand verhüllt zu werden. Entgegen jeglicher Vorhersagen machen wir uns schliesslich doch noch motiviert und hoffnungsvoll auf den Weg zum Fusse des Mt. Taranaki. Immer wieder passieren wir diverse Farmen, die sich hinter sauber geschnittenen Hecken verstecken. Milchtanker kreuzen unseren Weg, während wir vorbei an leuchten grünen Weiden fahren, welche direkt an den uralten Waldrand grenzen, der den Vulkankegel umhüllt. Durch eine Art Märchenwald führt uns unser Weg auf einer engen Strasse immer höher in Richtung Fusse des Vulkans.
Und kaum beim Parkplatz angekommen, klart der Himmel wie auf Knopfdruck auf. Die Sonne strahlt uns ins Gesicht, während wir uns unseren Weg durch den dichten Wald bahnen. Der Boden und die Zweige sind von dichtem Moss und Flechten überwuchert, Äste biegen sich wie ein Tunnel über den Pfad.
Und dann endlich, in einer Waldlichtung, am Ende unseres kleinen Spaziergangs schliesslich sehen wir ihn in seiner vollen Pracht, den Mt. Taranaki. Kaum treten wir den Rückweg an, verdichten sich die Wolken erneut. Wir erreichen gerade noch unser fahrbares Zuhause bevor der Himmel seine Pforten öffnet und ein Regenschauer über die Region zieht. Als hätte uns Petrus höchstpersönlich erhört und uns die wenigen Minuten Sonnenschein geschenkt, welche wir uns gewünscht haben.

Mt. Taranaki bei Sonnenschein
Nach unserem Abstecher in den Westen der Insel, führt uns unser Weg zurück ins Zentrum, wo ein besonderes Abenteuer auf uns wartet. Der Weg dorthin führt über eine der wenigsten befahrenen Strassen Neuseelands. Immergrüne Berge, grandiose Ausblicke auf Täler, Wasserfälle, sowie die Fahrt durch die kleinste Republik der Welt, das alles und noch viel mehr erwartet uns auf der SH43 – dem Forgotten World Highway.
Sein Name verdankt dieser spezielle Strassenabschnitt seiner Abgelegenheit in einer weitestgehend unberührten Region. Und tatsächlich finden wir uns spätestens nach der kleinen Siedlung Toki in einer landschaftlich wunderschönen, grünen Hügellandschaft wieder. Unzählige Kurven und Serpentinen führen die Strasse bergauf und bergab.
Über diverse Saddles gelangt der Highway immer mehr ins Landesinnere, von wo aus man wunderbare Ausblicke geniessen kann. Dominierten erst noch wiesenbewachsene Hügel, ändert sich das Landschaftsbild rund um den Whangamomona Saddle schlagartig. Farne konkurrenzieren mit unzähligen verschiedenen Bäumen und Büschen. Die abgelegene Region erstrahlt in den verschiedensten Grüntönen.

Forgotten World Highway
Nach weiteren Haarnadelkurven erreichen wir schliesslich den winzigen Ort Whangamomona. Könnte man im ersten Moment meinen es handle sich hierbei um einen ganz normalen kleinen abgelegenen Ort, wissen wir, dass wir soeben die kleinste Republik der Welt betreten haben. Unseren Recherchen zufolge sollte der Ort aufgrund einer Verwaltungsreform der Regierung einst je zur Hälfte zwei verschiedenen Verwaltungsregionen zugeordnet werden. Aus Protest rief die Gemeinde 1989 schliesslich ihre Unabhängigkeit aus, wodurch die kleinste Republik der Welt entstand. Wir machen in der Siedlung kurz Halt, spazieren durch die wenigen Strassen und fühlen uns irgendwie um Jahre zurückversetzt.
Den kleinen beschaulichen Ort lassen wir relativ zügig hinter uns, denn schliesslich stehen uns noch einige Kilometer bevor. Schwierig sei der enge SH43 zu befahren, haben wir nur Tage zuvor noch gelesen. Enge, scharfe Kurven, teilweise Schotterpisten und ein winzig kleines und vor allem enges Tunnel, das durch einen Felsen führt machen den Forgotten World Highway anspruchsvoll. Wir können keines von beidem bestätigen, auch nicht als wir vor dem engen Moki Tunnel stehen. Ein einspuriger 183 Meter langer Tunnel führt durch den Felsen und wird von den Einwohnern liebevoll Hobbit’s Hole genannt.

Hobbit’s Hole
Wir mit unserem kompakten Gefährt passen beinahe zweimal hindurch und so meistern wir auch diese „Schwierigkeit“ ohne Probleme.

Passt!
Wald wechselt sich fortan mit grünen Hügeln ab, das neuseeländische Back Country hält hinter jeder Kurve etwas Neues bereit. Und wie so oft in Neuseeland trifft man auch hier auf unzählige Schafe, nur hier das erste Mal nicht auf der Weide sondern mitten auf der Strasse.
Wir geniessen die letzten Kilometer durch die hügelige Landschaft, bevor wir schliesslich die Tongariro Ebene erreichen und damit unser nächstes Ziel bereits vor Augen haben…

Tongariro Nationalpark