Tramhaft goldene Strände, kristallklare Lagunen, einsame wunderschöne Buchten, buschbewachsene Hügel, türkisfarbenes Meer – nein, wir sind nicht auf irgend einer tropischen Insel gelandet. Vielmehr überrascht uns Neuseeland ein weiteres Mal, denn das alles findet man hoch im Norden der Südinsel. Aber nicht nur der kleinste und gleichzeitig wohl berühmteste Nationalpark Neuseelands, der Abel Tasman Nationalpark überzeugt, auch die direkt anliegende Golden Bay, unser erstes Ziel, gefällt.
Um die Golden Bay zu erreichen, muss erst der Takaka Hill überwunden werden, einen 791 Meter hohen Pass zwischen den Bergen der Abel Tasman Halbinsel und dem dahinter liegenden Kahurangi Gebirsgsland. Noch zuvor haben wir gelesen, dass die Golden Bay wegen ihrer schlechten Erreichbarkeit – eine andere Strasse gibt’s nämlich nicht – mit den ebenso wunderschönen Stränden weniger populär ist als beispielsweise die Abel Tasman Halbinsel. Weshalb dies so ist, verstehen wir nach nur wenigen Kilometern. Eine unglaublich enge und kurvenreiche Strasse führt den Pass hoch. Mit unserem untermotorisierten Gefährt kommen wir relativ schnell an den Anschlag, sind Verkehrshindernis zugleich. Wir als geübte VW-Bus-Fahrer allerdings wissen damit umzugehen, und so fahren wir frisch fröhlich, ohne jeglichen Stress den Berg hoch, langsamer als andere zwar, dafür aber mit besserer Aussicht. Es ist bereits später Nachmittag. Bis die Sonne untergeht, dauert es nicht mehr lange. Kurzentschlossen parken wir unseren Camper beinahe auf der Passhöhe, mit wunderschönem Blick über die Tasman Bay und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

Aussicht vom Takaka Hill
Mit Sonnenschein im Gesicht wachen wir tags darauf frühmorgens wieder auf. Der Tag hält einiges für uns bereit, denn heute fahren wir hoch zum Farewell Spit. Neuseelands grösste Sandbank sticht rund 25 km sichelförmig in die Tasmansee hinein und bildet somit das nördliche Ende der Golden Bay und gleichzeitig der gesamten Südinsel. Wir marschieren die ersten rund 4 km des Farewell Spits am Strand entlang hinaus, während sich neben uns ein schier endlos wirkendes Wattenmeer auftut. Wo kurz zuvor noch das Meer bis an die Küste reichte, breitet sich nun bei Ebbe ein Paradies für Wattvögel aus. Bis zu den weit entfernten Sanddünen schaffen wir es dann doch nicht, können diese aber sowieso nur mit einer organisierten Tour erkundet werden.
Uns zieht es ums stattdessen weiter zu einem der schönsten Strände Neueseelands, der atemberaubende Wharariki Beach mit den vorgelagerten Archway Islands. Von Puponga, den letzten Häusern im äussersten Nordosten der Südinsel fahren wir einige Kilometer über Schotterstrasse bis wir den Parkplatz und gleichzeitigen Zugang zum Strand erreichen. Findet man hier noch kaum Anzeichen für einen Traumstrand, ändert sich dies innert weniger Minuten. Ein kurzer ca. 20-minütiger Spaziergang führt erst über Hügellandschaft, durch Wald und über Wiesen bis wir uns schliesslich inmitten des warmen, weichen hellen Sandes des Wharariki Strandes wiederfinden.

Weg zum Wharariki Beach
Nach wenigen Metern eröffnet sich uns ein grandioser Blick auf eine Sanddünenlandschaft mit dem türkisfarbigem Meer im Hintergrund. Wie ein kleiner Abenteuerspielplatz scheint dieser versteckte, einsame Ort zu sein. Wir schauen uns um, wissen im ersten Moment gar nicht wohin zuerst, soviel gibt es zu sehen. Die Archway Islands auf der einen Seite, die Pools mit den unzähligen Seelöwen auf der anderen Seite. Begeistert möchten wir am liebsten sofort jeden einzelnen Quadratmeter erkunden, nur das Fortbewegen im weichen Sand ist alles andere als einfach. Die Sonne brennt hinunter, obwohl uns vom Meer eine kühle Brise entgegenweht, ist der Weg anstregenden und schweisstreibend.

Wharariki Beach
Am Wasser schliesslich angekommen spazieren wir entlang des Strandes, entdecken neben unzähligen kleinen Höhlen, Felsbrocken die sich vor uns auftürmen sowie auch immer wieder die süssen verspielten kleinen Seelöwen. Fast schon vergessen wir die Zeit, das vordrängende Wasser erinnert uns dann aber doch noch daran, den Rückweg anzutreten, denn wie so oft, kommt die Flut schneller als man denkt. Ein weiteres wunderschönes Fleckchen Erde, welches uns so richtig des Lebens freuen lässt.

Seelöwen am Wharariki Beach
Spaziert man der Küste resp. den Klippen entlang weiter, erreicht man schliesslich das Cape Farewell, der nördlichste Punkt der Südinsel Neuseelands. Von ganz oben, hoch auf den Klippen lassen sich die Seelöwen, welche sich im Wasser rund um den Felsbogen spielend herumtreiben am besten beobachten.

Cape Farewell
Und weil der Tag bislang so schön war, wir noch lange nicht genug haben von dieser wunderschönen Landschaft, machen wir auf dem Rückweg schliesslich noch Halt bei den Te Waikoropupu Springs. Die Pupu-Springs, wie sie oft auch genannt werden, sind das reinste und zugleich farbigste Quellwasser das vermutlich ein Mensch überhaupt zu sehen bekommt. Kristallklares Wasser quillt mit enormer Kraft aus einer Hauptquelle und mehreren Nebenquellen und füllt ein grosses natürliches Becken. Um die Qualität der Pupu Springs aufrecht zu erhalten, darf das Wasser allerdings noch nicht einmal berührt werden. Ein magischer Ort, nicht nur für uns, denn auch für die Maori hat dieser Ort eine ganz spezielle Bedeutung. Das Wasser gilt als „waiora“, die reinste Form des Wassers und spirituelle und physische Quelle des Lebens. Die Maori verwenden dieses heilige Wasser daher für Zeremonien aller Art des Kommens und Gehen wie Geburt, Tod, Abdschied oder Rückkehr. Ein schöner, idyllischer Ort, versteckt im Inland der Golden Bay.

Pupu-Springs
Zurück in der Tasman Bay wartet ein weiterer spezieller Tag auf uns. Ist der berühmte Nationalpark Abel Tasman auch für seinen Great Walk, den Abel Tasman Coastal Walk bekannt, möchten wir diesen Teil für einmal aber nicht zu Fuss sondern über den Wasserweg erkunden. Von Marahau aus startet unser kleines Kajak-Abenteuer durch die Buchten des Abel Tasman Nationalpark. Es ist noch früher Morgen, als wir uns vom Kajakverleiher in die Technik des Kajaks einweisen lassen, das kurze Safety-Briefing anhöhren um sogleich unser kleines Paddelabenteuer auf eigene Faust zu starten.

Wir sind bereit!
Es ist für uns ja nicht das erste Mal, dass wir mit dem Kajak übers Meer paddeln, weshalb wir wissen, dass es die Kräfte ein wenig einzuteilen gilt. Anders als auf dem See oder Fluss schwappen die kleinen Wellen gegen das Kajak, was ein Vorankommen doch etwas mühseliger gestaltet. Diverse kleine Buchten möchten wir ansteuern, bis hoch zur Adele Island, wo sich angeblich eine Seerobbenkolonie angesiedelt hat – ja vorgenommen haben wir uns so einiges. Während wir übers Wasser paddeln strahlt die Sonne vom Himmel und spiegelt sich im Wasser, über und neben uns ziehen Seevögel ihre Bahnen und an der Küste wechseln sich Strände und raue Felsen ab.

Der Küste entlang des Abel Tasman Nationalparks
„Geht möglichst früh zur Adele Island, da die Chance morgens am grössten ist Seelöwen zu sehen“, gab uns Coban vom Kajakverleih noch den Tipp. Na dann, nichts wie los! Obwohl die Insel zu jeder Zeit in Sichtweite ist und eigentlich gar nicht so weit entfernt zu sein scheint, zieht sich die Passage ins Unendliche. Nach langen anstrengenden Paddelphasen, in welchen ich mich zugegebenermassen mehr dem Navigieren widme und das Paddeln meiner besseren Hälfte überlasse, erreichen wir schliesslich Adele Island. Die vielen kleinen einsamen Buchten laden geradezu ein eine kleine Pause einzulegen, sodass man(n) sich schliesslich doch auch etwas ausruhen kann!

Einsame Bucht
Gleich ums Eck, finden wir sie dann schliesslich, die Seelöwenkolonie. Während die einen lauthals schreien, plantschen die anderen im Wasser oder liegen regungslos in der Sonne und geniessen das süsse Nichtstun. Das tolle am Kajak ist ja, dass man sich den Tieren extrem nähern kann (natürlich immer mit dem nötigen Abstand), ohne die Tiere durch lauten Motorenlärm zu stören.

Auf hoher See
Während wir weiter der Küste entlangpaddeln, haben wir plötzlich gar nicht mehr so das Gefühl in Neuseeland zu sein. Kristallklares Wasser, einsame wirklich goldschimmernde Buchten, Regenwald der bis an die Küste reicht, wir könnten genauso gut auf einer Insel mitten Südpazifik sein!
Der Tag war wiederum ein voller Erfolg. Auch wenn wir vielleicht etwas zu viel Sonne abbekommen haben und das Paddeln doch anstrengender war als gedacht, hat uns Neuseeland ein weiteres Mal eine andere Seite gezeigt! Ja und wir, wir hatten wie so oft sowieso unseren Spass…trotz Wassertropfen auf der Linse! 😉