Seen, die aus dem Flachland ins Gebirge hineinreichen haben meist einen besonderen Reiz, denn sie verbinden die milde Luft, das Sommergefühl, mit der schroffen Kulisse der Berge. Bereits in Queenstown sowie rund um den Aoraki haben wir genau diesen besonderen Reiz gespürt. Naheliegend also, dass es uns auch beim nächsten Stopp nicht anders ergeht. Wanaka, das einst verschlafene Dorf begeistert uns jedenfalls von Anfang an und das zurecht. Wer den Lake Wanaka besucht, mitten im Herzen der Südinsel, fühlt sich sogleich in eine traumhafte Märchenlandschaft versetzt. Majestätische Berge ragen an der Westküste des Sees steil auf, spiegeln sich in dessen Wasser, während von weitab die schneebedeckten Kuppen der Gebirgskette emporragen. Wir lieben ja die Landschaft Neuseelands und versuchen die ganze Pracht meist auf einmal zu erfassen. Dafür allerdings braucht es Rundumsicht. Da uns bekanntlich aber keine Flügel wachsen bleibt uns als einzige Alternative nur der Aufstieg auf einen Gipfel, oder wie in Wanaka gleich auf deren zwei.
Nach unseren atemberaubenden Tagen rund um den Aoraki fahren wir weiter resp. zurück nach Wanaka, wo sich unter anderem der Rocky Mountain befindet. Rocky Mountain und Neuseeland? Ja, richtig gehört. Was die Kanadier und Amerikaner in der Mehrzahl haben, besitzen die Neuseeländer in der Einzahl. Und im Gegensatz zum fast gleichlautenden Namensvetter aus dem Kontinent auf der Nordhalbkugel, benötigt man für diese kleine Wanderung keine Wochen oder Monate. Ein sonniger Vor – oder Nachmittag, oder wie in unserem Fall ein früher Abend genügt um den Rocky Mountain am Lake Wanaka zu besteigen.
Hier hin geführt hat uns allerdings erstmal ausschliesslich ein Free-Campingspot der in der Nähe von Wanaka und gleich unterhalb des Rocky Mountain liegt. Kaum haben wir jedoch unseren Camper positioniert, uns einen Überblick über die Gegend verschafft, schnüren wir auch schon unsere Wanderschuhe. Die Gegend lädt geradezu ein erwandert zu werden. Und was gibt es schöneres als nach einem langen Fahrtag noch einen kurzen Spaziergang durch die wunderschöne Alpenkulisse Neuseelands zu unternehmen? Ein einfacher, aber durchaus abwechslungsreicher Weg führt hinauf zum Diamond Lake, über eine etwas steilere Passage hoch zum Wanaka Lookout, bis wir schliesslich den „Gipfel“ des Rocky Mountain erreichen. Auch wenn nicht sonderlich hoch, bietet der Gipfel des Rocky Mountain einen wunderschönen 360°-Ausblick. Unter uns liegt der Lake Wanaka gleich gegenüber im Westen der Mount Aspiring Nationalpark mit seinen schneebedeckten Berggipfeln.
Eine noch etwas spektakulärere Aussicht verspricht der Roys Peak. 1300 Höhenmeter trennen uns von unserem Ziel als wir frühmorgens auf dem Parkplatz stehen, hoch schauen, die schier unzähligen Serpentinen zählen, dennoch mit dem alleinigen Ziel den Gipfel zu erreichen hochmotivert unseren Rucksack packen und losmarschieren.

Los gehts!
Hübsch gewundene Serpentinen begrüssen uns. Ziemlich steil führt der Weg Meter für Meter höher. Obwohl die Wanderung an und für sich wenig spektakulär ist, gilt es die Kräfte einzuteilen.
Die ersten Kilometer führen über Weidelandschaften und wie in Neuseeland so oft vorbei an unzähligen Schafen und Lämmern. Eine willkommene Abwechslung zum sonst eher eintönigen Weg.
Was diesen Track aber wohl am meisten ausmacht, ist dessen Panorama. Mit jedem Meter Höhenunterschied wird der Ausblick eindrucksvoller. Hat man beim Start noch eine etwas eingeschränkte Sicht, nimmt das Panorama je höher man steigt immer mehr Gestalt an. Nach einiger Zeit verlässt man schliesslich die Weidelandschaften und Schafe. Von nun an begleiten einem die ursprünglichen Tussock-Gräser, während die Luft zunehmend kühler wird.

Roys Peak
Obwohl vom Schwierigkeitsgrad sehr einfach, ist diese Wanderung auf keinen Fall zu unterschätzen, denn die steilen Serpentinen fordern einiges an Puste. Jedesmal jedoch wenn uns unsere Ausdauer kurzzeitig im Stich lässt, drehen wir uns einfach kurz um, betrachten den fantastischen Ausblick um sogleich wieder voller Motivation weiter hochzusteigen.

Sensationeller Ausblick!
Auf den letzten Metern schliesslich wird es noch einmal interessant. Der Weg schlängelt sich hinter der Bergspitze hoch, um gleich anschliessend die Sicht auf das ganze Tal preiszugeben. Wow, was für ein Panorama!

Gipfel des Roys Peak

Geschafft! 🙂

Nie werden wir dich vergessen…
Das Glücksgefühl oben auf dem Gipfel ist ein weiteres Mal der absolute Wahnsinn. Es war ein fantastischer, gleichermassen aber auch anstrengender Tag, denn der Abstieg fordert nochmals die letzten Kräfte. Erschöpft aber mehr als zufrieden kehren wir nach Wanaka zurück, gönnen uns das verdiente Feierabendbier, mieten uns für einmal auf einem Campingplatz einen Stellplatz, geniessen die Annehmlichkeit einer heissen Dusche und gehen seit langem mal wieder auswärts Essen. Nach fast einem Monat Camperleben geniessen wir diesen Luxus und sagen Danke für die all-inklusive Spende.
Vielen Dank Mama & Köbi! 🙂
Es klingt ja langsam etwas unglaubwürdig, aber auch Wanaka hat uns verzaubert. Wir, die die Berge lieben, haben hier den perfekten Ort gefunden mit See, Berge und perfektem Wetter. Wunschlos glücklich ziehen wir nach diesen perfekten Tagen in Wanaka weiter, weiter vom eher trockenen Grasland in den Dschungel… Glaubt ihr nicht? Dann wartet’s mal ab! 🙂

Wanaka Tree