Kalbarri bis Perth – wo der australische Busch auf atemberaubende Küstenabschnitte trifft

Die Sonne brennt vom Himmel, ein angenehmes Lüftchen bläst, während unsere frisch gewaschenen Kleider an der Wäscheleine hängen und im lauen Lüftchen wehen. Geschafft vom heutigen ereignisreichen Tag machen wir es uns in unseren Campingstühlen gemütlich und lassen den Tag friedlich Revue passieren. Feierabendidylle….die trügt. Denn ganz weit hinten, Kilometer entfernt, scheint sich irgendetwas bedrohliches am Horizont zusammenzubrauen. Dunkel steigt eine Wolke gen Himmel. „Buschfeuer!“, mein erster Gedanke, doch nur Minuten später weiss ich, nein, Feuer waren dies keine. Wir schaffen es in letzter Sekunde unsere Kleider abzuhängen, Stühle und Tisch im Auto zu verstauen, bevor ein gewaltiger Sturm über uns hingwegfegt. Sand peitscht uns ins Gesicht und fühlt sich an wie tausend kleine Nadelstiche. Der Himmel verdunkelt sich, die Sonne verschwindet, einzig die im Wind flatternde Wäscheleine können wir noch erkennen, während es um uns herum zappenduster wird. Ein gewaltiger Sandsturm lässt uns staunend im Auto zurück, während draussen die Welt unterzugehen scheint. Wow, so plötzlich dieser Sandsturm mit seiner riesigen aus aufgewirbeltem Sand bestehenden Wolke angerollt kam, so schnell ist das ganze Schauspiel auch wieder vorbei. Der australische Busch hält nach wie vor jede Menge Überraschungen für uns bereit.

Ja, wir nämlich sind wieder zurück im Busch, nur ein paar hundert Kilometer von der Küste entfernt, dort wo das Gras wieder dürr ist, der rote Sand sich wieder in jeder Ritze hartnäckig festsetzt und die Hitze der Sonne nicht mehr durch angenehm laue Lüftchen erträglicher wird. Dort wo sich der Murchison River durch den Busch windet, dort ist unser heutiges Ziel – der Kalbarri Nationalpark. Findet man im Landesinneren wieder wunderschöne Schluchten, welche der Fluss einst ins Land gezeichnet hat, ist die Küste von steilen Klippen am rauhen Indischen Ozean versehen, interessant und abwechslungsreich.

Im östlichen Teil des Nationalparks dort wo ein fast ausgetrocknetes Flussbett einen wunderschönen Canyon bildet, dort befindet sich das bekannte Nature’s Window, ein natürliches Fenster, durch welches man den Fluss im Blick hat.

Waren wir beim Natures Window was wandern angeht noch etwas zögerlich resp. haben uns aufgrund der Hitze gegen einen Marsch durch den Canyon entschieden, steigen wir beim  Z-Bend direkt hinab in die Gorge. Über steile Felswände, die teilweise mit Leitern und Treppen versehen sind, bahnen wir uns unseren Weg hinab zum Fluss. Die roten Wände ragen erführchtig empor und spenden uns den so lang ersehnten Schatten.

Über zu wenig Abkühlung dürfen wir uns an der Küste schliesslich nicht mehr beklagen. Etwas unterhalb des gleichnamigen Städtchens Kalbarri liegt das imposante Klippenufer des Nationalparks. Eine kühle Brise weht uns unaufhörlich um die Nase, seit langem das erste Mal, dass eine Jacke nicht verkehrt ist. Die Aussicht aber ist sensationell. Mag ich mich noch an meine Begeisterung während des Besuchs der Great Ocean Road vor mehr als acht Jahren erinnern, bin ich heute fast gleichermassen entzückt. Diverse Seemänner sollen hier ihr Ende gefunden haben, da der Indische Ozean an dieser Stelle besonders unberechenbar zu sein scheint. Lauthals peitschen die Wellen an die Klippen, während wir unsere Blicke weit hinaus auf den Ozean richten. Zwischen Juni und November nämlich ziehen Buckelwale, welche sich auf dem WEg in den Norden befinden an der Küste des Kalbarri Nationalparks vorbei. Die Chance einen zu sehen, stehen nicht ganz so schlecht, nur leider ist jeglicher Spähversuch für nichts. Wir lassen uns von dem gigantischen Schauspiel dieser spektakulären Küste dennoch derart einnehmen, dass wir schweigend geniessen.

Ist man im Westen Australiens unterwegs lohnt es sich einen Nationalpark-Pass zuzulegen, welcher Eintritt in sämtliche Parks in Westaustralien während rund eines Monats erlaubt. Da wir unseren Rechercheaufgaben für einmal nachgekommen sind, und uns bereits zu Beginn einen dieser Pässe zugelegt haben, steht auch sogleich der nächste Nationalparkbesuch an. Kurz vor Perth nämlich ragen wie aus dem Nichts vom Wetter geformte Felstürme aus gelben Sanddünen empor, die Pinnacles. An einem idyllischen Küstenstreifen am Indischen Ozean gelegen findet man diese in einer plötzlich auftauchenden Wüstenlandschaft. Sind wir aktuell doch etwas lauffaul, kommt uns der Rundweg, welcher mit Auto gefahren werden kann, mehr als gelegen. Über eine ziemlich grosse Fläche steigen diese Felstürme empor, um ganz plötzlich ganz aprubt wieder zu enden.

Je mehr wir uns Perth nähern, je näher rückt auch der bevorstehende Abschied. Denn obwohl unser Roadtrip noch ein wenig weitergeht, endet für Kasia und Victor der erste Teil ihres Australienabenteuers. Grund genug, die letzten Tage nochmals so richtig zu geniessen. An einem idyllischen Plätzchen, direkt am Waldrand gelegen, umgeben von leuchtenden Feldern, lassen wir es uns nochmals gutgehen, gönnen unseren mobilen Häusern eine Pause und feiern die Feste wie sie fallen. Lustige, durstige, feuchtfröhliche Abende bleiben in unseren Erinnerungen….und nur da! 😉

Nur gut, landen wir nur tags darauf und ohne zu wissen in der dafür so perfekten Bucht! 🙂

Ich bin ja grundsätzlich schon sehr froh, habe ich bisher weder eine Schlange noch eine riesige Spinne gesichtet. Tierblindheit hat eben auch sein Gutes! Und trotzdem gefriert mein Blut als wir eines Abends nur noch schnell den Weg zur Toilette aufsuchen. Flink und ohne Scheu spaziert nämlich dieser kleine Freund an uns vorbei..

Skorpion

Haben wir was Tiere anbelangt bisher ja schon einiges gesehen, fehlt jedoch noch ein ganz wichtiger kleiner australischer Bewohner auf unserer Liste. Fast jeden Tag spähe ich hoch hinauf in die Eukalyptusbäume um wenigsten nur eines dieser so niedlichen Geschöpfe zu sehen – Koalabären. Mein Wunsch allerding bleibt mir leider verwehrt, weshalb wir kurz vor Perth noch einen kurzen Abstecher in den Yanchep-Nationalpark unternehmen, wo die kleinen süssen Bären aufgezogen werden um anschliessend wieder ausgewildert werden.

Und genau hier endet auch unsere gemeinsame Reise. Drei wundervolle Wochen, mit tollen Gesprächen, spannenden Geschichten, lustigen Stunden aber auch angespannten Momenten sind wie im Flug vergangen. Reisen wir normalerweise allein, waren diese drei Wochen für uns ebenfalls ein Abenteuer, ein Finden, aber auch ein Wissen, dass gute Freunde eine Bereicherung sind auf dem Weg durch die Welt. Danke Kasia und Victor, have a good one! 🙂

Cheers! 🙂

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