Entlang der Coral Coast – kristallklares Wasser, wilde Tiere und ein etwas enttäuschendes Schnorchelparadies

„Ihr könnt hier nicht schlafen, viel zu gefährlich! Rundherum wüten Buschfeuer!“, warnt uns ein netter Ranger, während ich eben begonnen habe eine Tomate fürs Abendessen zu schneiden. Das erste Mal überhaupt während dieses Australienaufenthaltes kommen wir in Kontakt mit dem australischen Feind Nr. 1 – Buschfeuer! So schnell wir uns wenige Minuten zuvor gemütlich eingerichtet haben, so schnell packen wir unsere sieben Sachen wieder ein und machen uns auf die Suche nach einem neuen sicheren Schlafplatz. Wir müssen uns beeilen, denn was wir hier in Australien tunlichst vermeiden wollen ist in der Nacht resp. während der Dämmerung zu fahren. Viel zu vielen toten Känguruhs und Wallabies müssen wir tagtäglich ausweichen. Tatsächlich sind wir bis zum heutigen Zeitpunkt weitaus mehr toten als lebenden Känguruhs begegnet. Obwohl erst kurz nach 17:00 steht die Sonne schon ziemlich tief, dennoch finden wir noch vor Einbruch der Dunkelheit ganz in der Nähe der Minenstadt Tom Price ein hübsches, etwas verstecktes Plätzchen, wo die angeschnittene Tomate schliesslich wieder ausgepackt und unsere hungrigen Mägen letzten Endes doch noch gefüllt werden können.

Obwohl mir die Kleinstadt Tom Price irgendwie gefällt, ziehen wir relativ zügig weiter. Nach dem Abstecher ins Outback wollen wir zurück an die Küste. Dort wo der kleine Bruder des Great Barrier Reef liegt, genau dort wollen wir uns von der Unterwasserwelt ein weiters Mal begeistern lassen. Das Ningaloo-Reef, welches sich von der North West Cape Halbinsel über Kilometer der Küste entlang in Richtung Süden zieht, ladet dazu ein mit Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet die bunten Korallenbänke im Meer zu entdecken. Atemberaubende Unterwasserwelt, rauhe Küstenabschnitte, kristallklares Wasser und vieles mehr erwartet uns. So zumindest steht es überall geschrieben, also nichts wie los um uns ein eigenes Bild davon zu machen.

Vom Highway 1 biegen wir ab in Richtung Exmouth. Relativ plötzlich nimmt die Stärke des Windes zu. Unseren Würfel auf vier Rädern zu fahren, welcher aerodynamisch eine einzige Katastrophe ist, wird zum Kraftakt. Fast gleichzeitig ändert sich auch die umliegende Vegetation – es wird rauher. „Da, drei Emus!“, höre ich auf einmal Dominique neben mir rufen. Auf Strasse, Wind, tote Tiere konzentrierend versuche ich die Emus zu spotten. Tierblind wie ich bin, wird auch dies zu einer Herausforderung, werde schliesslich aber dennoch fündig. Zufrieden springen sie durch die Buschlandschaft, scheinen die morgendlichen noch kühleren Stunden auszunutzen bevor auch diese sich für den restlichen Tag einen Schattenplatz suchen.

Emus! 🙂

War das westliche Australien für budgetbewusste Reisende wie uns bisher sehr entgegenkommend, merken wir, dass hier entlang der Coral Coast plötzlich ein anderer Wind weht. Übernachten darf man nur noch gegen Gebühr und spontan sein ist ebenso unmöglich. Die Plätze im Nationalpark nämlich müssen im Voraus online oder im Visitor Center gebucht werden. Wer uns kennt weiss, dass wir an solche Dinge grundsätzlich erst denken, wenn es schon fast zu spät ist. Und so rennen wir einmal mehr durch die Stadt auf der Suche nach dem wie so oft rettenden Wifi. Immerhin steht das Glück doch ab und an auch auf unserer Seite, denn tatsächlich erhaschen wir noch zwei freie Plätze auf einem Platz fast ganz unten beim Yardie Creek, die nächsten Tag sind gerettet.

Türkisblaues Wasser strahlt uns entgegen, als wir die Westküste der Hablinsel und somit den Eingang des Cape Range Nationalparks erreichen. Obwohl ziemlich windig gefällt uns was wir zu sehen bekommen. Einen wahren Glückstreffer landen Dominique und ich schliesslich als wir zu einem Leuchtturm, der auf einer Anhöhe steht, abbiegen. Die Sicht ist gigantisch, wir geniessen den Blick aufs Meer und lassen uns den Wind um die Ohren blasen. Kaum wieder ins Auto gestiegen, den Weg nach unten in Angriff genommen, schiesst vor uns plötzlich eine riesige Wasserfontäne aus dem Wasser. Yeeeeesssss! Wir könnens kaum glauben, aber tatsächlich dürfen wir während Minuten einen Wal beobachten der sich an der Wasseroberfläche tummelt, bevor er sich wieder für eine längere Zeit in die Tiefen ders Ozeans begibt. Wow! Sind die schönsten Momente nicht meist die unerwarteten, überraschenden? 🙂

Blick vom Leuchtturm

Aber auch der Cape Range Nationalpark vermag zu überzeugen. Unser Campingplatz, wenn für uns auch noch so ungewohnt, liegt an einer kleinen rauhen Bucht. Riffhaie und Rochen soll man von hier aus beobachten können. Allerdings bleibt uns dieses Glück aber leider verwehrt. Wir jedoch wollen uns nicht beklagen, denn schön war es auch ohne vorbeischwimmende Meerestiere.

Ganz am unteren Ende des Cape Range Nationalparks, dort wo nur noch eine 4WD-Piste weiterführt, befindet sich der kleine aber hübsche Yardie Creek. Ein kleiner Wanderweg lädt dazu ein, die Gegend etwas genauer zu erkunden. Schon nach fünf Minuten Marsch werden wir aufgrund eines uns ziemlich unbekannten Geräuschs hellhörig. Lautes Gekrächze erfüllt die Stille um uns. Erst beim näheren betrachten, bemerken wir, dass wir direkt vor einem Busch voller hängender, mehr oder weniger schlafender Flughunde stehen. Rechne ich hier doch vielmehr mit Schlangen, Spinnen und sonstigem Getier, bin ich tatsächlich überrascht diese Flughunde an einer derart exponierten Stelle zu finden. Aber auch der weitere Verlauf unserer kleinen Wanderung gefällt. Unten im Fluss zieht eine Schildkröte frischfröhlich seine Bahnen, während oben ein Adler auf dem Felsen hockt und sich nach neuer Beute umschaut.

Obwohl wir natürlich aufgrund dieser grossen Tiervielfalt schon mehr als entzückt sind, wollen wir noch mehr. Felsenwallabies sollen sich hier in der Gegend aufhalten. Scheu und schreckhaft sollen sie sein, entsprechend ruhig machen wir uns auf die Suche nach einem dieser Geschöpfe. Schon fast hätten wir die Suche aufgegeben, als plötzlich Victor den Finger vor den Mund hält und uns bittet ruhig zu sein. Er habe etwas gesehen, gibt er uns zu verstehen. Ich überlasse das Tierspotting wieder den anderen und warte auf Anweisungen. Und tatsächlich, auf der anderen Seite des Canyons, dort wo wir soeben vorbeigelaufen sind, sitzt ein kleines scheues, Black-footed Rock-Wallaby! Ja, von mir aus kann es so weiter gehen! 🙂

Wieder zurück auf dem Campingplatz kommen wir ins Gespräch mit unseren netten australischen Nachbarn. Während er uns ein ein Bierchen spendiert, erzählt uns dessen Frau etwas mehr von diesem kleinen hübschen Ort hier. „Geht unbedingt Schnorcheln! Ist der Wahnsinn!“, meinen die beiden vielversprechend zu uns. „Turquoise Bay ist der beste Ort! Wunderschöne Korallen, klares Wasser und viele Fische!“ Na dann, die See ruft, würde ich sagen. Gleich am nächste Morgen machen wir uns mit entsprechend grossen Erwartungen auf, die Unterwasserwelt in der Turquoise Bay zu erkunden. Doch kaum berührt mein kleiner Zeh das tatsächlich wunderschön türkis schimmernde Wasser, werde ich skeptisch! Wirklich? Da soll ich hinein? Gefühlte 10° Grad Wassertemperatur verderben mir den Spass an der Sache doch ein wenig. Aber hey, was derart hoch gelobt wird, muss man wohl gesehen haben. Und so heisst es ein weiteres Mal: Zähne zusammenbeissen, an ein wohlig warmes Thermalbad denken und ab ins Wasser! Ohje, noch viel kälter als gedacht! Na gut, fünf Minuten muss ich es aushalten. Wir schwimmen, wenn auch etwas zitternd durch die Bucht….nur Korallen, naja…kann ich irgendwie so keine finden.. Das Wasser ist trüb und ausser ein paar kleinen Fischen, begegne ich keinem anderen Meeresbewohner. Schlotternd und auch etwas enttäuscht steige ich aus dem Meer und lasse meine Körpertemperatur von der Sonne wieder etwas aufwärmen. Während Schnorcheln für mich für den heutigen Tag gestorben ist, will es Dominique hingegen doch noch wissen. Die Turquoise Bay nämlich ist aufgrund seiner teilweise starken Strömungen auch fürs Drift-Schnorcheln bekannt. Und so marschiert er ein paar hundert Meter die Bucht runter, lässt sich zurück driften und kommt schliesslich mit einer ebenso enttäuschten und durchgefrorenen Miene zurück. Ok, die Beschreibung Schnorchelparadies hat dieser Ort unseres Erachtens definitiv nicht verdient, die Bucht an und für sich ist aber trotzdem ein Traum, weshalb wir noch ein Weilchen bleiben und die wärmende Sonne geniessen.

Ja, wir werden’s wohl nie lernen. Ein paar hundert Kilometer weiter südlich nämlich, finde ich mich bereits wieder einzig in Bikini und mit Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet im eiskalten Meer. Coralbay heisst der kleine, süsse Ferienort an der Küste weiter südlich ebenfalls am Ningaloo-Riff gelegen. Ich hatte ja schon seit jeher den Verdacht, dass die Australier manchmal zu kleineren Übertreibungen neigen, nun habe ich aber definitiv den Beweis. In Coralbay nämlich wollen wir einfach nur gemütlich den Tag verbringen, Kaffee trinken, am Strand liegen, spazieren, und die Umgebung geniessen….eigentlich. „Keine zehn Pferde bekommen mich je wieder in dieses Polarmeer“, habe ich noch einige Stunden zuvor gesagt. Doch als wir abermals gemütlich im Schatten sitzen, sich ein nettes älteres Paar aus Perth zu uns gesellt, welches uns erzählt wie traumhaft das Riff hier sei und wie viele Fische man hier sehen kann, ja wie „awsome“ das alles hier doch sei, ist es bereits wieder um mich geschehen. Ja, dass ich beeinflussbar bin, kann ich wohl nicht mehr abstreiten. „Immerhin“ aber habe ich fast am Ende meines 3-minütigen Schnorchelgangs zwei Stingrays gesehen, was den Ort Coralbay in Sachen Schnorcheln weit über den Cape Range Nationalpark stellt. 😉 Und überhaupt war auch dieser Tage ein voller Erfolg, sind die Küstenabschnitte mit dem so wunderschön blauen Wasser nämlich wirklich ein kleiner Traum..oder eben schlicht awesome! 😉

Schnorchel und Taucherbrille packen wir nun aber definitiv ganz weit nach hinten, denn die Fahrt führt uns weiter der Küste entlang in Richtung Carnarvon. Etwa 75 Km nördlich befinden sich die sogenannten Blowholes. Ähnlich derer, welche wir auf Nusa Lembongan noch auf Bali gesehen haben, wird das Wasser aus einer Öffnung in der Klippe gedrückt und zischt lautstarkt nach oben. Wunderschöne Wasserpools werden immer wieder von der Brandung überrollt, während um uns das Wasser emporjagt. Was für ein Naturspektakel!

Nach weiteren fast 400 Kilometern (in Australien ein Katzensprung) erreichen wir schliesslich die östilchste Stadt Australiens, Denham. Ein kleiner verschlafener Ort, Ausgangspunkt für Besuche in der Sharkbay und vorallem Besuche des Delphinzentrums Monkey Mia. Da wir uns allesamt mit Organisationen, welche das Tierefüttern als Lockmittel benutzen, auch wenn es noch so gut geführt ist, etwas schwertun, verzichten wir auf den Besuch des Delphinzentrums, und besuchen stattdesen einen Strand mit Namen „Shell Beach“. Es knirscht lautstark unter unseren Füssen, während wir über den Strand spazieren, denn anders als normalerweise besteht dieser Strand aus Milliarden von kleinen Herzmuscheln. Bis zu 10 Meter dick soll die Schicht der Muscheln sein und tatsächlich sehen wir ausschliesslich weisse Muscheln, so weit das Auge reicht.

Nur eine Bucht weiter finden wir ein weiteres Naturphänomen. Der Hamelin Pool nämlich wird geprägt von der dort lebenden Kolonie von Stromatolithen. Ja auch ich kann es irgendwie nicht ganz einordnen, aber hier handelt es sich tatsächlich um eine der ältesten Lebensform der Welt.

Hamelin Pool

Unsere Zeit rund um die Coral Coast schliesslich lassen wir an einer hübsche, kleinen, einsamen Bucht ausklingen. Nachdem uns der heutige Koch ein feines Znacht zaubert…

…begibt sich die ganze Sippe mit Campingstühlen und Wein ausgerüstet an den einsamen Strand um die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu geniessen und einem fantastischen Sonnenuntergang beizuwohnen.

Auch wenn ich dieser Gegend das Schnorchlerparadies irgendwie nicht ganz abkaufen kann, haben wir das gefunden wonach wohl jeder strebt: Tolle Stunden, mit tollen Menschen an wirklich wunderschönen Orten!

Just awesome!! 🙂

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