Von Java nach Bali – Tage zum verfluchen….!

Mir grauts ja schon seit längerem vor der Fahrt von Cemoro Lawang nach Bali. Grundsätzlich in einem Tag machbar, entscheiden sich dennoch viele für einen Zwischenstopp irgendwo auf dem Weg, da die Anreise mühselig, nervenaufreibend und schlichtweg anstrengend ist. Nicht so wir. Irgendwie haben wir das Verlangen diese Hürde in einem Rutsch zu meistern, keinen weiteren Tag in Bussen und Zügen zu opfern und möglichst schnell das Ziel zu erreichen. Ein Fehler wie sich später herausstellt…

Es ist noch früher Morgen in Cemoro Lawang als wir unsere sieben Sachen packen. Wir müssen den ersten Bus hinunter ins Tal erwischen, denn nur so können wir von Probbolingo aus weiter mit dem Zug reisen. Die Busse von Cemoro Lawang fahren jedoch alles andere als pünktlich oder regelmässig, einen Fahrplan gibt es aber sowieso nicht. Gefahren wird, wenn der Bus voll ist, so einfach ist es. Glücklicherweise finden sich relativ schnell andere Reisende ein, welche ebenfalls nach Probolinggo müssen. Wir fahren zeitig ab, kommen pünktlich in der Stadt an, kaufen uns ein Ticket und besteigen den Zug. Soweit so gut.

Probolinggo

Lange fünf Stunden dauert die Zugfahrt, grundsätzlich kein Problem, wüssten wir nicht, dass dies erst ein kleiner und der wohl einfachste Teil der Reise ist. Denn in Banyuwangi ganz im Osten der Insel Java ist schliesslich Endstation, nun beginnt der mühsame Teil. Zwar finden wir das Fährterminal äusserst schnell, nur dauert die Überfahrt anstatt den versprochenen 30 Minuten schliesslich über 1.5 Stunden.

Eine der Fähren zwischen Banyuwangi und Gilimanuk

Es beginnt einzudunkeln, für uns ein schlechtes Zeichen. Gilimanuk heisst die Hafenstadt ganz im Nordwesten der Insel Bali. Ja, auf Bali wären wir, nur wie weiter? Kaum aus der Fähre ausgestiegen werden wir mit hunderten von Angeboten überhäuft. Alle völlig überteuert oder viel zu unzuverlässig. Wir wissen nämlich, nur der öffentliche normale Publicbus oder die Expressbusse bringen uns in vernünftiger Zeit nach Denpasar. Die Ticketverkäufer am Busbahnhof versuchen uns derweil weiszumachen, dass es keine anderen Busse gibt, als die kleinen klapprigen, welche ebenfalls erst abfahren wenn sie voll sind. Für uns in keinster Weise eine Alternative haben wir doch gelesen, dass diese durch jedes kleine Dorf fahren und die Fahrt dadurch bis zu sieben Stunden dauern kann. Wir diskutieren, fragen uns durch, werden auch mal etwas lauter, suchen nach Alternativen – doch keine Chance. Irgendwie scheint hier tatsächlich jeder unter einer Decke zu stecken. Mittlerweile ist es stockfinster. Der Busbahnhof, bis auf ein zwei kleine Busse, welche noch repariert werden, ist leer. Keine Menschenseele weit und breit. Wir sind müde, geschafft, haben keine Lust mehr und merken relativ schnell, wir sitzen für einmal am kürzeren Hebel. Bereits als wir jegliche Hoffnung verloren haben, taucht wie aus dem nichts auf einmal dieser nette Securitymensch auf. Neben ihm ein anderer Reisender, ein Indonesier aus Java, welcher ebenfalls nach Denpasar muss. Der nette Mann erklärt uns, dass selbstverständlich noch Busse fahren, wir sollen einfach hier warten. Welch ein Glück! Stunden vergehen, Busse passieren den Bahnhof, ohne anzuhalten. Ich werde erneut stutzig. Alle fahren sie nach Denpasar, weshalb dürfen wir nicht zusteigen? „Full bus“, wird mir als Antwort gegeben. Naja, etwas unglaubwürdig, scheint doch jedes Busunternehmen in Aisen möglichst viele Passagiere transportiern zu wollen, egal ob Platz vorhanden oder nicht…  Die Uhr zeigt bereits fast 22:00 Uhr, die aufkeimende Hoffnung erstickt mit jedem Bus der an uns vorbefährt ein wenig mehr. Dann plötzlich schreckt der ältere Herr neben uns auf und ruft:  „Bus! Denpasar!“. Ein alter klappriger, ebenfalls bis auf den letzten Platz gefüllter Bus hält an. Plätze werden getauscht, alle rücken sie etwas näher aneinander, sodass zumindest jeweils eine „Fudibagge“ doch noch ein Plätzchen findet. Der Fahrer rast zwar durch die dunkle Nacht, die Fahrt erweist sich aber als mehr als amüsant. Neben mir zwei Frauen mit einem kleinen Mädchen. Alfie heisst sie und stammt aus Pulau Bawean. „Ein weiter Weg“, antworte ich der Dame und versuche mich mit Händen und Füssen zu verständigen. Erneut unglaublich schön, wie Kommunikation auch ohne gemeinsame Sprache funktioniert. Während wir plaudern, feiern ein paar Männer hinten im Bus ein kleines Fest. Es wird geraucht, gelacht und gejohlt. Jeglicher Stress ist sofort vergessen, fühlen wir uns von all den Locals doch derart gut aufgenommen. Es ist bereits nach Mitternacht, als wir schliesslich den Busbahnhof in Denpasar erreichen. Am Ziel sind wir noch längst nicht. Ganz in den Süden auf die Bukit Halbinsel nach Uluwatu/Pecatu wollen wir. Nur wie? Uber, Grab, normale Taxis, all dies ist auf Bali angeblich „verboten“, wir versuchens trotzdem. Doch keine Chance, es ist wohl schlicht zu spät und die Strecke zu weit. Und so verhandeln wir mit einem Fahrer einen immernoch heillos überteuerten Preis aus, lassen uns zu unserer Unterkunft fahren, wo wir schliesslich um 2:00 Uhr nachts völlig erschöpft und geschafft ins Bett fallen. Was für ein Tag!

Die Tage auf der Halbinsel Bukit ganz im Süden Balis sind grundsätzlich hauptsächlich dafür da organisatorisches zu erledigen, Botschaftsgänge zu unternehmen und die weitere Reise zu planen. Gegen was ich seit Cemoro Lawang jedoch erfolglos versuche anzukämpfen wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich liege nach wie vor im Bett, kämpfe mit Fieber und Schüttelfrost, bin mit meinen Kräften am Ende. Medikamente nützen nur kurzzeitig, bekämpfen die Symptome und nicht die Ursache. Ich, die normalerweise auch während einer Grippe wenn überhaupt nur maximal einen Tag mit Fieber zu kämpfen habe, glühe weiterhin. Allmählich beginnen wir uns Sorgen zu machen, denn schliesslich befinden wir uns in einem Malaria- und Denguegebiet und sind abgesehen von den letzten fünf Wochen bereits über ein Jahr durch Gegenden mit einem erhöhten Risiko gereist. Kurzentschlossen packen wir daher unsere Sachen und fahrens ins Spital, denn Sicherheit geht nunmal vor. Ganze drei Tage in der Folge stehen Spitalbesuche an, denn nur mehrere Bluttests können eine Malaria- resp. Dengueerkrankung ausschliessen. Und so steht unser Aufenthalt auf der Bukit Halbinsel ganz im Zeichen von Spitalbesuchen und Schonung im Bett. Ich bin ja für einmal ganz schön froh, befinden wir uns auf der Touri-Insel schlechthin. Entspreched gut ausgebaut ist hier auch das Gesundheitswesen – für zahlende Touristen wie uns zumindest.

Meist besuchter Ort in Uluwatu

„Negativ“, lautet die E-Mail meiner Ärztin im Spital. Zumindest Malaria kann definitiv ausgeschlossen werden, Dengue nur mit grosser Wahrscheinlichkeit, da Dengue-Tests nur unter gewissen Umständen eine absolut sicheres Resultat ergeben. Mir allerdings reicht dieses Ergebnis völlig aus und bin gleichzeitig sowas von erleichtert. Nochmals Glück gehabt! Mein Immunsystem scheint nach ein paar Tagen wieder zu arbeiten und so komme ich langsam aber sicher wieder auf die Beine.

Die letzten Tage im Süden Balis versuchen wir daher nochmals so richtig zu geniessen. Arbeit, Organisation, Planung, lassen wir links liegen. Vielmehr haben wir nach den letzten Tagen noch mehr Lust die Tage draussen zu verbringen, raus an die frische Luft! Und so erkunden wir mit einem Roller die Umgebung, fahren zu den wunderschönen Klippen rund um Pecatu, wo man wunderbar unzählige Surfer im Wasser beobachten kann, während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet.

Eine fiebrige, anstrengende, nervenaufreibende und mühsame Woche geht zu Ende. Etwas entspannter hätten wir uns den Start in Bali zwar gewünscht, aber dennoch freuen wir uns insbesondere auf die nächsten Tage und das bereits seit langem, denn schliesslich wartet ein weiterer Besuch aus der Heimat auf uns! 🙂

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