Teuer, steril, teuer, langweilig, teuer, sauber und vorallem teuer, das sind wohl die häufigsten Adjektive welche man im Zusammenhang mit Singapur hört. Für Backpacker wie wir aktuell sind, ist dies somit eigentlich nicht das ideale Ziel. Wir finden aber einmal mehr, was wir nicht selbst gesehen haben, können wir nicht beurteilen. Obwohl wir wiederum ein wenig im Zickzack durchs Land düsen, oder genau deshalb entscheiden wir uns für einen kurzen Stopover von knapp vier Tagen in Singapur.
Mit dem Nachtzug fahren wir direkt von Kuala Lipis nach Johor Baru. Die Landschaft zieht an uns vorbei, wir lassen den Gedanken freien Lauf. Mir wird wieder klar, weshalb ich das Zugfahren derart liebe. Und irgendwie kommt uns alles wieder vor wie damals in Russland und China, als wir noch öfters mit Zügen unterwegs waren. Schnell kommen wir auch hier ins Gespräch mit anderen Reisenden. Reisende, welche auf dem Heimweg zurück zu ihren Familien sind, nachdem sie während zwei Wochen auf einer Gasplattform im Grenzgebiet zwischen Thailand und Malaysia gearbeitet haben. In Johor Bharu gilt es nur noch die Grenze zu passieren und dann sind wir auch schon da, in der Megametropole und einer der teuersten Städte der Welt – wir sind in Singapur!
Singapur als Insel- und Stadtstaat ist der flächenmässig kleinste Staat Südostasiens. Dennoch leben hier bis zu 5.2 Mio. Einwohner, welche wiederum aus ganz unterschiedlichen Kulturen stammen. Strikte Polizeigesetze machten Singapur wohl unter anderem auch weltberühmt, stehen aufs Wegschnippen von Zigarettenkippen und aufs Kaugummi auf die Strasse spucken deftige Geldstrafen, auf Drogenschmuggel gar die Todesstrafe. Und dennoch sieht man in Singapur kaum Polizei. Sicher fühlt man sich in Singapur auf jeden Fall und blitzeblank ist sowieso alles in diesem Land. Für uns ist diese Stadt daher auch wieder einmal eine willkommene Abwechslung.
In Singapur ist seit langem wieder Touristenbüez angesagt. Wir spazieren der Marina Bay entlang, bestaunen die schöne Skyline von Singapur. Vorallem abends ist dieser Spaziergang wunderschön. Hier passiert man die Helix-Brücke über welche man zum Marina Bay Sands, dem wohl bekanntesten Komplex in ganz Singapur gelangt. Weiter führt uns unsere Erkundungstour zum Gardens by the Bay. Ein Park, welcher auf künstlich aufgeschüttetem Land angelegt wurde. Dieser ist riesig, bunt und ziemlich futuristisch. Abends, wenn es dunkel ist findet zudem jeweils eine mit Musik untermalte Lichtershow rund um die Supertree Grove statt.
Am nächsten Tag stürzen wir uns in den Grosstadtdschungel, verirren uns zwischen den riesigen Wolkenkratzern um uns schliesslich in einem der vielen riesigen Shoppingmalls wiederzufinden. Irgendwie sind diese modernen Stadtteile mittlerweile tatsächlich ein wenig fremd für uns. Haben wir uns die letzten Monate doch hauptsächlich in einer anderen Welt bewegt. Wolkenkratzer ragen in die Höhe, geschäftiges Treiben an jeder Ecke und überall huschen schick gekleidete unter Zeitdruck stehende Geschäftsleute umher. Wir mit unseren Flipflops, ausgelatschten Schuhen und funktionaler Freizeitkleidung kommen uns tatsächlich teilweise etwas Fehl am Platz vor.
Da uns graue Fassaden momentan jedoch relativ schnell langweilen, verziehen wir uns daher trotzdem lieber wieder an Orte, welche uns aktuell eher zusagen, wie zum Beispiel Chinatown oder Little India. Doch leider fehlt das wuselige Treiben auch hier. Alles scheint schön geordnet, macht einen gepflegten Eindruck, alles ist ruhig und gesittet – so gar nicht „Chinatownlike“…aber hier zeigt sich eben wieder wie Singapur sein Image der saubersten und gepflegtesten Stadt aufrecht hält. Wir geniessens trotzdem und spazieren gemütlich durch die verschiedenen Stadtteile.
Singapur ist eine Businessstadt, ohne Frage. Die streng aussehenden, gestressten Geschäftsleute zeigen uns aber auch eine andere Seite. Zumindest tun dies Satnam und Roland welche wir eines Abends zufällig kennenlernen. Die beiden, ursprünglich aus Indien und Mittelamerika stammend, nun aber aus Grossbritannien kommend, sind auf Geschäftsreise in Singapur. Sie arbeiten für einen grossen Konzern und sind daher für ein paar Tage in der Stadt. Eigentlich war unser Plan uns einen einzigen Drink zu genehmigen (viel mehr lässt unser Budget auch gar nicht zu), anschliessend etwas Essen zu gehen und in die Unterkunft zurückzukehren. Nun, aus einem Drink wurden ein paar mehr, gegessen haben wir nichts und zurückgekehrt sind wir mit ungefähr sieben Stunden Verspätung…soviel zu unserem Plan! Die Chemie stimmte einfach auf Anhieb und grosszügig wie die beiden sind, laden sie uns zu ein paar Drinks ein und so wir verbringen einen tatsächlich unglaublich witzigen und lustigen Abend, bis wir schliesslich um 3 Uhr nachts todmüde aber glücklich über eine weitere lustige Bekanntschaft ins Bett fallen. Ja, die ungeplanten spontanen Dinge sind eben nach wie vor die schönsten! 🙂
Obwohl in Singapur tatsächlich vieles sehr teuer ist, lässt etwas vom wesentlichsten und wichtigsten aber auch unseren Geldbeutel erstrahlen – das Essen. In den sogenannten Hawker-Centern kann man nämlich für wenig Geld unglaublich gut essen. Hawker-Center sind meist halboffene, überdachte Gebäude, mal grösser, mal kleiner, welche eine grosse Anzahl von kleineren Garküchen beherbergen. Hier findet man tatsächlich alles was die asiatische Küche zu bieten hat. Und da es in der Stadt eine Menge dieser Zentren gibt, hat man stets die Qual der Wahl und kann sich regelrecht durch die Stadt mampfen.
Möchte man dem Grossstadtleben etwas entfliehen bietet Singapur mit der Sentosa Island ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung Singapurs und Touristen. Die Insel, welche einst als britischer Militärstützpunkt genutzt wurde, bietet heute viele Gärten, Strände und allerlei sonstige Vergnügungsmöglichkeiten. Ebenfalls auf Sentosa Island befindet sich der südlichste Punkt des asiatischen Festlandes. Über eine Hängebrücke gelangt man auf den Felsen wo sich besagter Punkt befindet.
Und dann stehen wir da, eine Millionstadt im Rücken, viele kleine Inselchen in Blickweite und die stark befahrene Strasse von Melakka vor uns. Seit bald einem Jahr sind wir unterwegs, über 35’000 Km haben wir zurückgelegt, sind mit Ausnahme unseres Philippinenabstechers in kein Flugzeug gestiegen. Fast ein Jahr später stehen wir nun also hier an diesem Punkt und sind um so viele unglaubliche, wunderschöne, spannende, bleibende Eindrücke und Erfahrungen reicher…was ein schöner Moment!