Unseren ursprünglichen Plan mit der Lhasa-Bahn nach Tibet zu reisen, werfen wir relativ schnell wieder über den Haufen. Nicht weil wir Tibet nicht mehr bereisen möchten – im Gegenteil! Vielmehr jedoch schrecken uns die überaus mühsamen Einreisebestimmungen ab. Neben einem speziellen Permit das man für die Einreise benötigt, ist der Besuch nach wie vor nur in einer Reisegruppe mit Guide (oder Aufpasser..?) möglich, was unverschämt teuer ist- für uns daher keine Option.
Dennoch möchten wir aber gerne einen Einblick in die tibetische Kultur erhalten. Eine für uns durchaus stimmige Alternative bietet uns der Westen der Provinz Sichuans wo sich das tibetische Plateau erhebt. Die Kham-Region, eine der drei traditionellen Provinzen des alten Tibets ist Heimat der Khampas, einer tibetischen ethnischen Gruppe, die als wilde Krieger bekannt waren.
Mit dem Bus fahren wir somit von Leshan aus weiter in den Westen. Kangding gilt als eines der zwei Haupteingangstore ins tibetische Sichuan. Mit etwas mehr als 2800 M.ü.M. ist Kangding zudem ein idealer Ort sich während ein paar Tagen an die Höhe zu gewöhnen. Bereits die 8-stündige Fahrt nach Kangding macht Lust auf mehr. Die Landschaft ändert sich derart schnell, dass wir mit „aus-dem-Fenster-schauen“ kaum hinterherkommen. In Kangding selber spürt man nach wie vor den chinesischen (vorallem auch touristischen) Einfluss, da die Stadt in ganz China aufgrund eines Liebesliedes berühmt wurde und nun von chinesischen Touristen belagert wird. Dennoch strahlt die Stadt ihren ganz eigenen Charme aus. Denn die Stadt galt lange als Zentrum für den Handel zwischen chinesischen und tibetischen Kulturen, weshalb sich hier nach vor Elemente von beiden finden.
Bereits bei der Ankunft spüren wir, dass wir uns der tibetischen Grenze immer mehr nähern. Das Aussehen der Menschen, die Sprache, die Landschaft, die Traditionen, das Essen – alles ist anders. Auch wir müssen uns umstellen, in Kangding wird es für uns zum ersten Mal etwas schwieriger einen geeigneteten Schlafplatz zu finden. Es wimmelt zwar von chinesischen Hotels – deren Preise übersteigen aber unser Budget bei Weitem. Im Zilham-Hostel werden wir schliesslich aber dennoch fündig. Das Hostel wird von einem amerikanischem Paar mit zwei Kindern geführt – ein wahrer Wohlfühlort. Für uns ist dieses Hostel nicht nur der Gastgeber wegen ein Glücksgriff, vielmehr treffen wir hier auf weitere spannende Reisebekanntschaften. Unter anderem lernen wir Nianh kennen, eine Irin, welche bis vor Kurzem drei Jahre in Hongkong gelebt und gearbeitet hat und nun vor ihrer Rückkehr nach Irland China noch ein wenig bereist. Des Weiteren treffen wir Kasia und Victor, ein polnisch-spanisches Ehepaar, die bereits seit einem Jahr die Welt per Fahrrad und Hitchhiking bereisen. Unsere Wege werden uns noch einige Male kreuzen, dazu aber später mehr.
Mit Nianh und dem Hostel-Hund Scooby machen wir uns am nächsten Tag auf die Umgebung Kangdings zu Fuss zu entdecken. Die Kulisse rund um den mächtigen Gongga Shan (7556 m) ist schlicht atemberaubend.
In fast jeder Stadt in China kann man auf öffentlichen Plätzen oder in Parks Frauen beim traditionellen Tanz beobachten. Kangding übertrifft jedoch bei Weitem alles was wir bis anhin gesehen haben. Jeweils um 19:00 Uhr trifft sich auf dem Volksplatz von alt bis jung die halbe Stadt um während Stunden zusammen zu tanzen.
Mit Nianh, Kasia und Victor mieten wir uns für die Fahrt zu unserem nächsten Ziel einen Minivan. Nach ungefährt 3 Stunden fahrt durch atemberaubende Landschaften erreichen wir den kleinen beschaulichen Ort Tagong.
Tagong ist eine kleine tibetische Ortschaft wunderschön inmitten einer Steppenlandschaft auf ca. 3800 m.ü.M. gelegen. Wir finden ein kleines einfaches aber gemütliches Guesthouse, in welchem wir uns während drei Tagen einquartieren. Gleich neben dem Guesthouse befindet sich das Khampa-Café, ein idealer Treffpunkt um sich ein feines Frühstück oder reichhaltiges Znacht zu gönnen. Das Khampa-Café wird von Max aus Tschechien geführt. Er war einige Male in dieser Gegend zu Besuch und ist dann irgendwann an diesem schönen Ort hängen geblieben. Mit Max, Nianh, Kasia und Victor verbringen wir hier wunderbar spannende Abende.
Das Schönste an Tagong jedoch ist die umliegende Graslandschaft. Auf Anraten von Max unternehmen wir am ersten Tag aufgrund der Höhe nur einen kurzen Spaziergang über die umliegenden Hügel. Die Höhe ist deutlich zu spüren. Jeder Schritt weiter in die Höhe ist anstrengend und wir ringen teilweise richtiggehend nach Luft. Ein weiterer längerer Ausflug folgt am nächsten Tag. Die Schöhnheit dieser Gegend zu beschreiben ist fast unmöglich. Wir geniessen die endlose Weite und Einsamkeit dieser fantastischen Gegend in vollen Zügen. Aber geniesst selbst…;-)
Dann konntet ihr ja schön spanisch reden mit victor! 😂
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Logo, wir sprechen mittlerweile fliessend spanisch… vorallem mit victors 😉
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