Nach rund 25 Stunden Zugfahrt kommen wir in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuans an. Eine kühle Brise weht uns um die Ohren. Die Temperaturen hier in Chengdu sind um einiges tiefer – es wird tatsächlich wieder Zeit die warmen Jacken und langen Hosen hervorzukramen. Chengdu gilt als Verkehrsknotenpunkt für die ganze Region. Vielmehr ist diese Stadt jedoch für ihr scharfes Essen und natürlich für ihre Pandazuchtstation bekannt. Beides wollen wir uns während unseres kurzen Aufenthaltes in Chengdu genauer ansehen.
Ja wir geben’s ja zu, wir waren anfänglich tatsächlich etwas skeptisch was den Besuch der Pandazuchtstation angeht – Tiere in Gefangenschaft und China war für uns noch nie wirklich eine gute Kombination. Wollen wir wirklich Eintritt bezahlen um verwahrloste Tiere in engen Gehegen betrachten zu können? Nein wollen wir natürlich nicht. Durch unsere Recherchen im Vorfeld bekamen wir aber einen erstaunlich positiven Eindruck, sodass wir uns entscheiden den Chinesen was Tierhaltung anbelangt eine Chance zu geben. Das Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding wurde im Jahr 1987 mit sechs grossen Pandas, welche in der Wildnis gerettet wurden, gegründet. Im Jahr 2015 lebten dort 115 Tiere. Mittlerweile hat diese Aufzuchtstation die grösste Population an künstlich gezüchteten grossen Pandas. Neben den grossen Pandas leben hier auch die kleineren roten Pandas. Alles in allem somit eine durchaus positive Sache.
Bereits um 7:00 Uhr morgens machen wir uns mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg in die ca. 16 km entfernte Zuchtstation. Die beste Besuchszeit ist jeweils morgens, da die Tiere dann am aktivsten sind. Um ca. 9:00 Uhr ist Fütterungszeit, anschliessend schlafen die Pandas meist fast den ganzen Tag.
Unsere anfängliche Skepsis legen wir relativ schnell ab. Die Tiere leben hier in grossen, schön gepflegten Gehegen. Schön ist auch zu hören, dass mithilfe der Zuchtstation die Population der Pandas in freier Wildbahn nun wieder zunimmt.
Die Küche Sichuans ist für seine Schärfe bekannt. Wer uns kennt, weiss, dass wir sehr gerne scharf essen, weshalb wir uns den berühmt berüchtigten Hotpot in Chengdu natürlich nicht entgehen lassen. Mit grossem Hunger machen wir uns abends auf den Weg in eines der vielen Hotpot-Restaurants. Hotpot, oder auch Feuertopf genannt, ist eine Art chinesisches Fondue. Zuerst wird die Art des Feuertopfs gewählt – man hat die Wahl von ganz scharf, über mild, bis hin zu Mushroom- oder Chicken-Pot. Wir entscheiden uns für den „Yin-Yang-Pot“, eine scharfe und milde Variante des Hotpots. Anschliessend gilt es die Zutaten zu wählen: von Fleisch, über Gemüse, Innereien bis hin zu Rinderpenis oder Entenblut kann man wirklich alles haben. Die Zutaten taucht man in den in der Mitte des Tisches stehenden Hotpots, wartet ein paar Minuten bis diese gar sind und taucht das Fleisch oder Gemüse anschliessend ein Sesamöl-Dip – ein wahrer Festschmaus! Die Schärfe des Sichuan-Pfeffers lässt die Lippen kurzzeitig betäuben, eine neue Art von Schärfe, die wir erleben dürfen.
Genau zur richtigen Zeit erreicht uns eine weitere Spende. Vielen Dank Mama und Köbi! Wir geniessen den Hotpot in vollen Zügen.
Chengdu ist eine äusserst saubere und verhältnismässig auch ruhige Stadt. So kann man in dieser Stadt durchaus gut verweilen. Im Peoplespark finden wir ein riesiges Teehaus, was vielmehr an einen Biergarten erinnert. Die Leute treffen sich hier um zu tanzen oder gemeinsam ein, zwei Tassen Tee zu trinken. Hier treffen wir einen netten Local, der Englisch spricht und verbringen einen ganzen Nachmittag mit interessanten Gesprächen und gutem Tee.
Während wir so da sitzen, denken wir uns: für einmal ein ganz normaler Tag in China…ach denkste! Kein Tag vergeht in China ohne eine neue Skurrilität beobachten zu können. Tatsächlich kann man sich in diesem Park, speziell in diesem Teegarten für ein paar Yuan die Ohren putzen lassen und nebenher gemütlich eine Tasse Tee geniessen. Ekelhaft, aber wahr..