Mit neuem Visum im Pass verlassen wir Hongkong nach zehn schönen aber auch anstrengenden Tagen. Glücklicherweise klappt die Einreise nun auch ohne Probleme sodass wir uns mit dem Zug auf den Weg ins Landesinnere machen können. Wir brauchen wieder etwas Ruhe nach dieser doch sehr turbulenten Zeit, weshalb wir uns für ein kleines Dörfchen in der Provinz Guangxi entscheiden.
Xingping ist ein kleines Dorf, welches inmitten der Karstberge und wunderschön am Li-River liegt. Bereits während der Fahrt ins Dorf sind wir überwältigt von der wunderschönen Landschaft. Wir fühlen uns von Anfang an pudelwohl und spüren beide, dass entspannende Tage auf uns warten. Uns ist natürlich bewusst, dass die Tourismusindustrie in China auch vor diesem Dorf keinen Halt macht. Tausende von Buntkappen (chinesische Reisegruppen) werden von dem nahegelegenen Guilin oder Yangshuo jeden Tag nach Xingping geschleust, verbringen den Tag auf dem Li-River und fahren abends wieder zurück in die erwähnten Städte. Morgens in der Früh sowie abends ist dann alles wunderbar ruhig und so ganz ohne Hektik, sodass wir das wahre Dorfleben fast für uns alleine geniessen können.
Die Tage versuchen wir möglichst abseits der Touristenmassen zu verbringen. Die Gegend bietet unglaublich viel und eine Ecke ist schöner als die andere.

Aussicht vom Hostel
Wir packen unseren Rucksack machen uns mithilfe einer eher dürftigen Routenbeschreibung vom Hostel zu Fuss auf den Weg in ein ca. 2 Stunden entferntes kleines Fischerdörchen, welches nur zu Fuss oder über den Fluss erreichbar ist. Der Weg führt durch das Dorf, in entgengesetzter Richtung vorbei an den Buntkappen in den angrenzenden Wald. Es dauert keine fünf Minuten und wir befinden uns in einer total anderen Welt – abseits des ganzen Trubels. Wir wandern gemächlich durch den Wald, über Hügel auf alten Steinpfaden.
Hie und da kreuzt ein Huhn unseren Weg.
Mitten auf dem Weg treffen wir auf eine handvoll Männer, welche an einer neuen Strasse durch den Wald arbeiten. Wir können uns nur ausmalen wie das Szenario hier in einigen Jahren, ja vielleicht bereits Monaten aussehen wird. Elektrowägelchen kutschieren die Buntkappen durch den Wald für das ultimative Naturerlebnis. Unsereins besucht diesen Ort aufgrund der wunderschönen Umgebung und Natur, welche nun für den chinesischen Massentourismus zerstört wird – für uns einfach unbegreiflich!
Kaum im Fischerdorf angekommen werden wir von einer netten Frau angesprochen. „Bamboo Bamboo“ fragt sie uns ständig und zeigt gleichzeitig auf die am Ufer liegenden Bambusflosse, welche hier als eine Art Fluss-Taxi genutzt werden. Wir lehnen dankend ab und erkunden das Dorf. Yucun ist bereits über 500 Jahre alt und besteht aus 48 kleinen Häusern. Im Jahr 1991 besuchte der ehemalige US-Präsident Clinton, während einer China-Reise dieses kleine Dorf. Die Einwohner nutzen diese Historie als kleine Einnahmequelle. So kann man auf die Dachterrasse eines der Häuser steigen, wo einst Bill Clinton stand und ein Foto von sich schiessen. Kostenpunkt 5 RMB pro Person (ca. 75 Rappen). Die netten Dofbewohner haben es uns angetan, wir lassen uns daher überreden und zahlen die 10 RMB „Eintritt“.
Da sich die Umgebung meist per Fahrrad am Besten erkunden lässt, mieten wir am nächsten Tag ein Tandem. Wir wollen damit die umliegenden Dörfer und die ländliche Gegend erkunden. Einmal mehr sind wir begeistert von der wunderbaren Karstlandschaft. Mit dem Tandem fahren wir vorbei an Pomelo- und Orangenhainen sowie durch idyllische Bauerndörfer.
Gleich neben unserem Hostel befindet sich der Laozhai-Hill, von wo aus man einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen kann. Wir machen uns am gleichen Abend auf den Weg um den Gipfel zu erklimmen. Es geht steil nach oben und die 30 Minuten Aufstieg haben es definitiv in sich – doch der atemberaubende Ausblick entlohnt für die Mühen. Obwohl uns das Wetter nach wie vor nicht gut gesinnt ist, schimmert die Sonne dennoch ein Wenig durch die Wolken. Wir geniessen den Sonnenuntergang bevor wir uns mit den Stirnlampen bewaffnet wieder an den Abstieg machen.
Der letzte Tag widmen wir voll und ganz dem Li-River. Wir wandern entlang des Flusses vorbei am Nine Horse Fresco Hill hinauf Richtung Yangdi, wobei wandern einmal mehr völlig übertrieben ist -spazieren trifft es wohl eher.
Bereits auf den ersten Kilometern kommen wir an der Stelle vorbei, wofür diese Gegend bekannt ist. Auf der Rückseite der 20 Yuan-Note ist der Li-River mit einigen Zipfelbergen abgebildet.
Die x-tausend Bamboo-Rafts fahren teilweise im Sekundentakt an uns vorbei. Es ist einmal mehr unglaublich zu sehen, wie die Massen von Buntkappen morgens mit dem Bus hierhergebracht werden, 2 Stunden auf dem Fluss rumschippern um anschliessend mit dem Bus das nächste Ziel zu besuchen.
Wandern macht ja bekanntlich hungrig. Nichts ist daher naheliegender als sich mit einer Pomelo zu stärken.
Knappe drei Monate sind wir bereits unterwegs. Die Haare wachsen und ein Coiffeurbesuch bleibt uns auch auf Reisen nicht erspart. Dominique wagt es als Erster und begibt sich in die Hände eines chinesichen Coiffeurs. In China läuft das Ganze etwas anders ab (vielleicht auch einfach nur aufgrund der Verständigungsprobleme). Kaum auf dem Stuhl platzgenommen wird drauflosgeschnitten. Frisurwahl gibt es nicht – wir lassen uns überraschen… 🙂