El Salvador, ein Land mit einer sehr hohen Kriminalitäts- und Gewaltsrate. Ein Land, in welchem Diebstähle, Raubüberfälle, Einbrüche und sonstige Delikte zur Tagesordnung gehören. So zumindest lauten die Reisehinweise der auswärtigen Ämter für Touristen aus anderen Ländern. Ich gebe ja zu, dass El Salvador, nicht nur deswegen nie wirklich auf unserer Route geplant war. Und trotzdem, oder vielleicht genau deswegen hat uns bisher kein Land derart positiv überrascht wie El Salvador. Wunderbare Menschen, atemberaubende Landschaft und eine friedliche Stimmung die seinesgleichen sucht. Touristen findet man nur wenige, unverbraucht, jungfräulich kommt das Land was Tourismus anbelangt daher. Wir finden Gefallen an der Schönheit des Landes und sind uns das erste Mal so richtig reuig haben wir nur wenig Zeit in diesem für uns so authentischen Land verbracht. Denn unser zweiter und gleichzeitig letzter Stopp bringt uns ins Hochland El Salvadors, mitten ins Grüne ins kleine beschauliche Dörfchen Juayua.
Zugegeben, einmal mehr reisen wir im Zickzackkurs durchs Land. Aus gutem Grund allerdings, denn jedes Wochenende, jeweils von samstags bis sonntags findet im kleinen Dörfchen Juayua ein Spektakel statt, dass das Herz eines jeden Foodliebhabers höher schlagen lässt. Feria Gastronomica heisst das wöchentlich abgehaltene Foodfestival, das den gesamten Dorfplatz und die naheliegende Umgebung in eine einzige Outdoorküche verwandeln lässt. Grund genug also zurück zu reisen um dieses kleine Festival hautnah mitzuerleben.

Feria Gastronomica
Salvadorianer von nah und fern, viele Einheimische der umliegenden Dörfer und dazwischen nur wenige Touristen wohnen diesem Festival bei. Ab 11 Uhr wird gebrutzelt, gekocht, gegrillt, gegessen, getrunken, gelacht und sogar getanzt. Bereits früh steigt uns der Duft von frisch Grilliertem in die Nase. Fleisch in jeglicher Form, Gemüse, Reis, Suppen, Meeresfrüchte und Desserts, alles wird in wunderschön angerichteten Tellern präsentiert. Die Auswahl ist riesig umso schwieriger die Entscheidung was von all dem denn nun probiert werden soll.
Gemütlich schlendern wir unter den Zelten hindurch, werfen neugierige Blicke auf gefüllte Teller anderer Gäste, probieren im Vorbeigehen uns zugestreckte frisch grillierte „Probiererlis“. Und da die Entscheidung tatsächlich alles andere als einfach ist, besuchen wir das gemütliche kleine Festival am darauffolgenden Tag einfach nochmals. Salvadorianische Chorizo, Rindssteak, grillierte Kartoffeln – Geschmäcker die wir tatsächlich schon länger nicht mehr geniessen durften. Umso passender erreicht uns zum perfekten Zeitpunkt eine Essenspende, die uns erlaubt, noch einmal in den Genuss dieses Grillfestes zu kommen. Vorallem Grillliebhaber Dominique geniesst es sichtlich, für einmal nicht nur Pouletfleisch essen zu „müssen“. Ein wahrer Gaumenschmaus im Hochland El Salvadors.
Vielen lieben Dank Luki, Véronique und Sophia! 🙂
Gegessen haben wir genug, der Bauch ist voll. Aktivität ruft. Doch obschon auch die Umgebung von Juayua mit etlichen Wasserfällen unglaublich viel zu bieten hat, beschränken wir uns erstmal auf das kleine Städtchen und die nahe Umgebung. Unser Hostel in Juayua bietet einen wunderschönen Garten, überhaupt fühlen wir uns dort mehr als wohl, gleicht das Hostel doch vielmehr einer grossen WG. Lange, lustige aber auch spannende Abende lassen die Tage perfekt ausklingen. Und genau an einem dieser Abende entscheiden wir uns spontan am nächsten Morgen in der Früh zusammen mit Pilar und Ivan, zwei Spanier die aus Barcelona stammen, seit 12 Jahren aber in Bangkok leben, die „Chorros de la Calera“ zu besuchen. Ein kurzer Abstecher in den Wald, keine Stunde Fussmarsch von Juayua entfernt und dennoch scheint die Gegend für Diebstähle berüchtigt zu sein. Glücklicherweise begleitet uns der nette Nachtguard vom Hostel, unsicher fühlen wir uns daher zu keiner Zeit. Im Gegenteil, sämtliche uns entgegenkommende Salvadorianer grüssen uns freundlich, geben uns die Hand und halten gar einen kurzen Schwatz. Die Menschen zeigen Interesse, ein Szenario, dass uns schon fast fremd erscheint. Einmal mehr sind wir froh die spanische Sprache ein bisschen besser zu verstehen, können wir so doch zumindest Red und Antwort stehen und ebenso ein wenig mitreden. Die „Chorros de la Calera“ bestehend aus vier verschiedenen Kaskaden, liegen inmitten des grünen Dickichts. Mango-, Avocado-, sowie Sapotebäume, eine Frucht die ich bis anhin tatsächlich nicht kannte, umgeben die Wasserfälle. Obschon noch frühmorgens, die Sonnenstrahlen noch gar nicht bis ganz nach hinten reichen, reissen wir uns kaum angekommen die Kleider vom Leib um in den kleinen Pools unterhalb der Kaskaden zu springen. Bis auf zwei Locals befindet sich keine Menschenseele rund um die Pools. Wir geniessen die schöne Morgenstimmung, das erfrischende Wasser. Ein beflügelnder Start in den Tag.

Chorros de la Calera
Obschon uns Juayua, das kleine Städtchen mit seinen wenigen Gassen, den feinen Pupuserias, der Feria Gastronomica und seinen netten Bewohnern, schon sehr gefällt, ist dies dennoch nur ein Zwischenziel. Die Ruta de las Flores nämlich, eine Region, die durch eine malerische Strasse verbunden ist, bietet noch weitaus mehr. Die Strasse führt an fünf verschiedenen Orten vorbei: Salcotitan, Nahuizalco, Juayua, Apaneca und Concepcion de Ataco. Mindestens eines dieser kleinen Dörfer wollen auch wir noch besuchen. Von Juayua aus machen wir uns auf den Weg mit dem öffentlichen Bus über die malerische Strasse hoch nach Concepcion de Ataco. Von Oktober bis Februar blühen rund um die Ruta de las Flores unzählige Blumen in ihren schönsten Farben, was der Region resp. der Strasse wohl den entsprechenden Namen gegeben hat. Obwohl wir aufgrund der falschen Reisezeit nicht in den Genuss dieses farbenprächtigen Schauspiels kommen, sind wir beeindruckt vom wunderschön grünen Kleid der Region. Doch auch Farben begegnen uns in Hülle und Fülle kaum haben wir das kleine Dörfchen Concepcion de Ataco betreten. Denn das eigentliche Wahrzeichen des kleinen Ortes im Hochland El Salvadors sind die bunt bemalten Häuserfassaden.

Concepcion de Ataco
Einen Plan oder ein eigentliches Vorhaben haben wir keines mitgebracht, vielmehr wollen wir gemütlich durch die Gassen schlendern, uns treiben lassen vom Geschehen in der Stadt und einen Kaffee geniessen, denn schliesslich befinden wir uns inmitten des Kaffeeanbaugebiets El Salvadors. Neugierig marschieren wir durch die Gassen. Es ist nur wenig los an diesem Tag. Wir die Wochentage schon lange nicht mehr zu kennen scheinen, haben in keinster Weise daran gedacht, dass ein Sonntag in El Salvador eben auch ein wahrer Sonntag und somit Ruhe- und Familientag ist. Leider ist aufgrund dessen das meiste geschlossen und nur sehr wenig los ist in den Strassen.
Auch wenn wir auf der eigentlichen Ruta de las Flores keine Blumen finden konnten, so blüht doch wenigstens der mächtig emporragende Baum auf dem Dorfplatz in kräftigem Rosa.
Unübersehbar spielen die bunten Häuserfassaden in Ataco den Hauptdarsteller. Immer neue, noch schönere bunte Gemälde finden sich hinter jeder Häuserecke. Einige harmlos mit Blumen verziert, andere mit tiefgründigeren Sujets, bis hin zur Wall of Fame, findet sich alles an den Wänden Atacos. Ein schöner Ausflug, der uns nochmals eine ganz andere Seite El Salvadors zeigt.