Es ist noch früher Morgen, als wir schwerbepackt durch die so ungewohnt ruhigen, breiten, sauberen Strassen von Darwin marschieren. Nach unserem ersten Interkontinentalflug fühlt sich plötzlich alles irgendwie anders an – der Duft der Natur, die Laute der Vögel, die Stille des Verkehrs, und doch fühlt es sich auch unglaublich vertraut an. Ja, wir sind zurück, nach mehr als acht Jahren, zurück auf dem Kontinent auf welchem sich unsere Wege das erste Mal kreuzten und das wohl grösste gemeinsame Abenteuer seinen Anfang nahm. Australien, es ist schön wieder hier zu sein!
Und doch ist vieles anders. „G’day mate, 7 Dollars please“, begrüsst uns der nette Busfahrer mit dem wohl schönsten australischen Akzent. Müssen wir uns zum einen nämlich erstmal wieder an die andere Preiskultur gewöhnen, ist auf der anderen Seite endlich Schluss mit diskutieren, fertig feilschen! Dafür ist auf den Busfahrplan wieder Verlass, bezahlt wird, was alle anderen Passagiere auch bezahlen und ohne jegliche Aufregung bringt uns der nette Buschauffeur an unser Ziel, die Innenstadt Darwins. Was uns zum einen freut ist auf der anderen Seite auch ziemlich gewöhnungsbedürftig – Kulturschock nennt man das wohl!
7:00 Uhr morgens in Darwin, das Thermometer zeigt bereits um diese Uhrzeit satte 40° an, die Luft glüht. Unser Zimmer im Hostel ist noch nicht bezugsbereit, weshalb gezwungenermassen eine erste Erkundungstour durch die kleine Stadt Darwin ansteht. Die lange, fast schlaflose Nacht liegt uns allerdings derart in den Knochen, dass wir nach kurzer Zeit kapitulieren. Die Hitze macht uns zu schaffen, wir sind müde und möchten eigentlich nur noch eins, schlafen. Und so finden wir in einer Parkbank mitten im Grünen, das wohl bequemste und tollste Himmelbett überhaupt. Was in Asien vielleicht noch für wenig Aufsehen sorgte, erregt hier in Australien schon eher die Gemüter. Glücklicherweise bin ich aber derart müde, dass mir die starrenden Passanten schlichtweg egal sind.

Australisches Himmelbett
In Darwin hält es uns nicht lange. Nicht weil wir die Stadt nicht mögen, nein, vielmehr sind wir heiss, heiss auf unser eigenes Gefährt, heiss auf die Strasse und vorallem heiss auf die zurückgewonnene „Freiheit“. Und so freue mich wie ein kleines Kind, als uns die Schlüssel unseres neuen, eigenen Zuhauses für die nächsten paar Wochen in die Hand gedrückt werden. Schnell verstauen wir unsere sieben Sachen, setzen den Blinker….moooment das war der Scheibenwischer…und brausen drauf los. Nach was wir uns derart lange gesehnt haben, ist nun endlich soweit. Strasse, nun gehörst du uns! 🙂
Es ist unbeschreiblich nach so langer Zeit wieder die Freiheit zu spüren. Die Weite, die uns umgibt, kaum haben wir Darwin hinter uns gelassen, ist grandios. Wir drehen das Radio auf, brausen mit einem Strahlen im Gesicht dem Horizont entgegen, es könnte nicht besser sein!
Im Northern Territory neigt sich die Trockenzeit dem Ende zu, die Regenzeit beginnt in wenigen Wochen. Das Buschland um uns herum ist dürr und ausgetrocknet. Die für Australien so typsiche rote, eisenhaltige Erde zieht sich bis zum Horizont. Ein einmaliger Blick – die Weite Australiens!
Es sind aber nicht nur die, doch teilweise auch anstrengenden, ersten Fahrtage, die zum Highlight werden, nicht nur die grandiosen Ausblicke, die Weite, die vorbeihoppelnden Tiere, nein es sind auch die gemeinsamen Stunden mit Kasia und Victor, welche uns begleiten, soweit weg von allem anderen, irgendwo im nirgendwo. Wenn die Sonne sich hinter dem Horizont „schlafen legt“, der Himmel sich erst in ein orangenes, anschliessend in ein kitschig pinkiges Gewand wirft, vor uns ein Lagerfeuer brennt, genau diese Momente sind es, die in mir unter anderem dieses unglaubliche Glücksgefühl hervorrufen.
Schon vor der Abreise nach Australien haben wir beschlossen, dass Northern Territorry relativ schnell zu „durchfahren“. Die Strassen ganz im Norden zu den schönsten Plätzen sind meist nur für Fahrzeuge mit Allradantrieb geeignet. Da weder wir noch Kasia und Victor ein derartiges Fahrzeug fahren, macht es wenig Sinn die Nationalparks zu besuchen, viel mehr wollen wir in Western Australia mehr Zeit verbringen, die Gegend ganz im Westen etwas genauer auskundschaften. Und obwohl wir uns sehr darauf freuen, ärgert es uns doch auch manchmal, die versteckten Ecken dieses Kontinenten nicht erkunden zu können. Auf unserer „Wenn-wir-wiederkommen-Liste“ steht daher ganz klar geschrieben: Australien mit 4WD!
Die Fahrtage gestalten sich aber dennoch äusserst kurzweilig. Wir geniessen die grandiose Aussicht, lassen uns von der Weite treiben, nur die Hitze macht uns doch ab und an etwas zu schaffen. „A great place“, steht auf dem riesigen Plakat unmittelbar vor dem Grenzübertritt in den Nachbarstaat geschrieben. Hoffen wir, dass Westaustralien hält, was es verspricht! Noch am Abend vorher kontrollieren wir Kühlschrank, Schränke etc. um sicher zu gehen, dass wir keine blinden Passagiere mitführen und der Apfel gestern auch wirklich der Letzte war, denn die Einreise nach Western Australia wird streng kontrolliert und die Einfuhr tierischer oder pflanzlicher Produkte ist untersagt. Ein netter „Grenzbeamter“ begrüsst uns freundlich, führt einen netten Smalltalk während er unser Auto ausseinandernimmt. Schliesslich nickt er zufrieden, erklärt uns, dass wir heute den 8. Oktober haben, Zeit: 05:45 Uhr und wünscht uns eine gute Weiterreise. Moooooooment, 05:45 Uhr? Ach ja, 1.5 Stunden Zeitumstellung, fast hätten wirs vergessen. Und ausgerechnet heute sind wir extra früh aufgestanden. Dass der Tag zu wenig Stunden hat, darüber können wir uns heute defintiv nicht beklagen! 🙂

Welcome to Western Australia
Wir lassen die Kleinstadt Kununnurra, gleich nach der Grenze nach einem kurzen Einkauf hinter uns und machen uns weiter auf den Weg nach Broome. Die Tage gestalten sich alle ziemlich ähnlich, spulen wir in den ersten Tagen doch hauptsächlich Kilometer um Kilometer ab. Hat uns bislang ausser Roadtrains (dafür aber so richtig lange Roadtrains – bis zu 54 Meter lang), nur alle paar Stunden ein Auto passiert, merken wir langsam, dass wir uns einer grösseren Stadt nähern, denn das Verkehrsaufkommen nimmt merklich zu. Broome, die Kleinstadt, mit seinen rund 13’000 Einwohnern ist wunderschön am Indischen Ozean gelegen und sprüht einen gewissen Charme aus. Hier machen wir Pause, gönnen uns eine erste Dusche nach vier Tagen Reise und geniessen die grandiose Aussicht über den fast endlos wirkenden Cable Beach. Vorher aber, kurz nach unserer Ankunft frühmorgens führt uns unser Weg erstmal zum Gantheaume Point. Hier nämlich kann man bei Ebbe Dinosaurierfusspuren entdecken. Nun, ich weiss nicht, ob es noch zu früh für uns war, Spuren von Dinosaurieren jedenfalls haben wir keine gefunden. Mag aber einfach auch daran liegen, dass wir vielleicht an der falschen Stelle gesucht haben. Egal, schön wars trotzdem allemal, hat man von den Felsklippen nämlich einen einmaligen Blick über die Bucht hinaus auf den Ozean. Nach tagelanger Aussicht auf Buschlandschaft und Strasse eine willkommene Abwechslung wie wir finden. Denn schon bald gehts zurück ins abgeschiedene Hinterland Australiens, zurück ins Outback!