Sanft setzt der Flieger auf der Landebahn auf. Nach fünf Wochen kehren wir zurück auf die geplante Route. War der Abstecher in den fernen Osten doch ein voller Erfolg, freuen wir uns nun wieder auf südostasiatisches Flair, ein wenig mehr easy-going. Mit Indonesien wartet das letzte südostasiatische Land auf uns und dieses verspricht mit seiner unglaublichen Vielfalt nochmals ein Highlight zu werden.
Aus dem Flieger raus, durch die Passkontrolle und schnell noch das Gepäck vom Förderband geholt. „Ohje, jetzt gehts dann gleich wieder los“, meint Dominique etwas erschöpft. Wir warten nur darauf alle Taxiangebote abzulehnen, uns einen Weg durch die Massen von Chauffeuren zu bahnen und irgendwie zu unserem Hostel zu gelangen, wenn möglich ohne übers Ohr gehauen zu werden. Ja, einige Dinge haben wir definitiv nicht vermisst! Mit den letzten Kraftreserven passieren wir den Zoll, machen uns bereit für den Kampf. Zu unserer Überraschung jedoch werden wir erstaunlich in Ruhe gelassen. Antworten wir mit einem freundlich „nein, danke!“, ist die Sache auch bereits abgehakt. Unser Vorhaben mit dem öffentlichen Bus in die Stadt zu fahren, ist ebenso einfach. Am Ticketschalter wird uns alles akribisch erklärt und der Security-Mann hilft uns freundlich den richtigen Bus zu finden. Im Bus schliesslich fragen wir den Chauffeur ob er an einer bestimmten Kreuzung anhalten kann damit wir aussteigen können und auch das wird mit einem freundlichen „Yes Mister, no problem“ bestätigt. Ja, wir sind durchaus positiv überrascht. Von mir aus darf es gerne so weiter gehen.
Jakarta, die Hauptstadt Indonesien, lassen wir nur eine Nacht später hinter uns. Unser Ziel liegt ein paar hundert Kilometer weiter östlich in Yogyakarta. Und da das Zugsystem auf der Insel Java relativ gut ausgebaut ist, bietet sich diese Transportvariante geradezu an. Acht Stunden Zugfahrt liegen vor uns, weshalb wir uns auch ohne Diskussionen für die etwas bessere Businessclass entscheiden. Man gönnt sich ja sonst nichts… Früh morgens fahren wir zum Bahnhof, wo bereits ein reges Treiben herrscht. Der Zug von Jakarta einmal quer durchs Land nach Osten ist meist gut gefüllt, weshalb es gilt möglichst früh ein Ticket zu besorgen. Die Lautstärke am Bahnhof ist ungewohnt für unser Gehör, waren wir doch die letzten fünf Wochen eher ruhigere Orte gewohnt. Wir freuen uns aber gleichzeitig erneut in das wuselige Leben eintauchen zu dürfen. Ein schöner Kontrast wie wir finden.
Pünktlich um 08:00 Uhr geht die Reise los. Der Zug passiert die Vororte Jakartas, Slums, kleine Holzhüttchen, auf der Strasse lebende Menschen. Nach einer Ewigkeit lassen wir die Stadt hinter uns, fahren vorbei an gigantischen Reisfeldern, gefolgt von Palmenwäldern, bis wir das nächste Dorf erreichen. Die Fahrt ist spannend, vielseitig und vorallem kurzweilig.
Yogyakarta, die Kulturhauptstadt Indonesiens wird unser zu Hause für die nächsten paar Tage. Hier möchten wir uns wieder etwas akklimatisieren, die ersten indonesischen Gerichte probieren und uns so langsam wieder ans südostasiatische Leben gewöhnen. Glücklicherweise fällt uns dies in Yogyakarta ziemlich leicht, denn die Stadt ist zwar wuselig, es finden sich aber auch wunderbar ruhige Ecken. In einem netten kleinen Homestay etwas abseits vom grössten Trubel finden wir ein passendes Nachtlager.
Viel vorgenommen haben wir uns nicht. Wir wollen alles wieder etwas langsamer angehen, ohne Stress und ohne Hast. Und so mieten wir uns während zweier Tage einen Roller um ohne wirklichen Plan die Umgebung zu erkunden. Eine Art der Erkundung sowie des Reisens die wir schätzen und endlich wieder umsetzen können. Wir fahren raus aus der Stadt. Der Verkehr ist zwar mühselig, trotzdem schlängeln wir uns langsam aber stetig an den stehenden Autos vorbei. Als wir uns schliesslich ganz in der Nähe des bekannten Tempels Candi Prambanan rund 20 Kilometer ausserhalb der Stadt befinden, entscheiden wir uns kurzerhand diesem einen Besuch abzustatten. Voller Tatendrang marschieren wir zum Ticketschalter. „Foreigners“ steht in Grossbuchstaben geschrieben, ein Zeichen dafür, dass Ticketpreise für Touristen um ein Vielfaches höhers sind. „Two tickets please“, bitte ich die nette Dame am Schalter höflich. „520’000 Rupiah for Prambanan and Borobodur, Mistaaa“, antwortet diese uns in vollem Ernst. Wie bitte? Als ich einen Blick auf den Schalter für Einheimische werfe, werde ich sauer! Ich habe ja wirklich nichts dagegen ein bisschen mehr zu bezahlen, wenn es aber das 10-fache übersteigt, hört es bei mir auf. Obwohl bereits fast ein Jahr in Südostasien unterwegs, kann oder will ich mich an gewisse Dinge nach wie vor nicht gewöhnen. Alles hat doch so schön begonnen… Ja, herzlich willkommen zurück in Südostasien……!
Egal, wir einigen uns, wenn auch etwas widerwillig den Tempel doch zu besuchen, trotzdem lassen wir die nette Dame (die eigentlich ja nichts dafür kann) unser Unbehagen ein wenig wissen und marschieren leicht genervt in die Anlage. Glücklicherweise verfliegt der Ärger genauso schnell wie er gekommen ist wieder. Vor uns nämlich türmt sich die wunderschöne hinduistische Tempelanlage auf. Vieles erinnert an Angkor Wat in Kambodscha. Auch der Menschenandrang – leider. Es ist bereits später Nachmittag, weshalb wir uns kuzerhand entscheiden, den Haupttempel erst mal links liegen zu lassen und zuerst die kleineren Tempel etwas weiter hinten zu besichtigen. Hier treffen wir kaum auf andere Besucher und so geniessen wir die Besichtigung der Anlage in völliger Ruhe. Die Tempelanlage ist riesig, natürlich kein Vergleich mit Angkor Wat aber dennoch sind wir von den wunderschönen Bauten rund um den Haupttempel beeindruckt. Candi Prambanan ist die grösste hinduistische Tempelanlage Indonesiens und zählt gleichzeitig zu einer der grössten in ganz Südostasien.
Für viele Reisende ist der Besuch des zweiten bekannten Tempels in der Gegend, Borobudur ein Muss. So auch für uns. Während dieser Tempel viele zur Zeit des Sonnenaufgangs besuchen, sind wir schlichtweg zu faul. Zu viele Sonnenaufgänge haben wir schon gesehen, kennen den Andrang zu dieser Tageszeit. Und genau darauf haben wir momentan keine Lust. Und so schwimmen wir erneut ein klein wenig gegen den Strom und entscheiden uns abermals für den Besuch am späten Nachmittag. Fast 40 Kilometer westlich von Yogyakarta befindet sich der grösste diesmal buddhistische Tempel Indonesiens. Ein langer, mühseliger Weg durch den stockenden Verkehr Yogyas wartet auf uns. Ich merke relativ schnell wie ich es nicht mehr gewohnt bin solange auf einem Moped zu sitzen, empfinde ich den Weg nämlich als mehr als anstrengend. Nach mehr als einer Stunde Fahrt schliesslich erreichen wir unser Ziel. Gottseidank ist nicht viel los, sodass wir den wunderschönen vor uns emporragenden pyramydenförmigen Tempel bestaunen. Wir steigen die Treppen hoch, wo sich auf jeder einzelnen Ebene etwas neues erkunden lässt. Die Stimmung ist perfekt. Wir setzen uns hin, geniessen den wunderschönen Ausblick in die Ferne, über die Wiesen und Wälder, während im Hintergrund langsam die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Ein schöner Start in einem neuen, spannenden Land!