Das Auto braust über die Strasse, meine Nase klebt an der Scheibe, während mein Blick über die Palmen streift. Palmölplantagen soweit das Auge reicht. Ein widerlicher Anblick wie ich finde. Natur wird zerstört um unserer Konsumgesellschaft günstige Waren zu bieten..ich schäme mich bei diesem Anblick. Schäme mich für uns Menschen. Wievielen Tieren hier das Zuhause genommen wurde? Ich mag gar nicht daran denken… Mit einem lächeln denke ich zurück an die wunderbaren Momente im Dschungel rund um den Kinabatangan River, an die Augenblicke im Angesicht der wilden Tiere, in ihrem Revier. Glücklicherweise gibt es trotzdem noch Menschen die sich um vertriebene Tiere kümmern, um Tiere, die aufgrund von Wirtschaftswachstum und Palmölplantagen ihre Heimat verloren haben, vorher aber nicht gelernt haben wie sie sich im Dschungel ernähren sollen, resp. überleben können. Und genau eine solche Einrichtung möchten wir uns genauer anschauen. Wir fahren nach Sepilok ins Orang-Utan Rehabilitation-Center.
Während wir den ersten Tag eher gemächlich angehen und uns erstmal von den Strapazen der letzten Tage erholen, steht der zweite Tag vollkommen im Zeichen der Tiere und der Natur.
Das Orang-Utan Rehabilitation-Center ist eine Auffangstation für Orang-Utans, welche durch Naturkatastophen oder Wilderei von ihren Müttern getrennt worden sind, oder aber wie bereits erwähnt aufgrund der Zerstörung des Regenwaldes kein Zuhause mehr haben. Die Tiere geniessen hier eine ganz besondere Pflege. Die Kleinen lernen alle nötigen Skills um im Regenwald zu überleben, kranke und verletzte Tiere werden versorgt und aufgepäppelt. Ziel für jedes einzelne Tier jedoch ist es wieder ausgewildert zu werden. Wir sind grundsätzlich ja keine Fans von Einrichtungen, welche Tiere gefangen hält und genau das macht das Rehabilitation-Center eben nicht. Es gibt keine Zäune, keine Gitter – die Tiere können kommen und gehen wann sie wollen. Wie uns ein Ranger erzählt sieht man nach der Auswilderung einige der Tiere nie wieder, andere hingegen kommen immer mal wieder vorbei, aus Bequemlichkeit, aus Neugierde oder einfach um ein paar Bananen zu essen. Natürlich haben sich die Tiere an Menschen gewöhnt, und das ist wohl auch das negativste an der ganzen Sache. Möchte man Tieren jedoch helfen, pflegen sie wieder auf die Beine bringen, kommt man nicht drum herum die Tiere anzufassen mit ihnen zu trainieren – ja, es ist ein Teufelskreis.
Jeweils zweimal am Tag zu den Fütterungszeiten kann man als Besucher die Orang-Utans hautnah erleben. Eine Garantie dafür, dass ein Tier erscheint gibt es jedoch nicht. Auch wir machen uns auf und wollen uns einen Eindruck dieses Centers verschaffen. Reisebusse voller Touristen strömen in das Zentrum, uns schwant böses. Glücklicherweise dürfen Besucher aber nur einen ganz kleinen Teil des Gebietes der Orang-Utans betreten. Auf Holzstegen betreten wir den Regenwald, das Reich der Tiere.

Sepilok Orang-Utan Rehabilitation Centre
Obwohl sich viele Menschen rund um die Fütterungsplattform tummeln ist es erstaunlich still. Jeder schaut gespannt in die Wipfel der Bäume, jeder versucht einer der Affen zu erspähen. Doch erst als ein Ranger das Futter bringt, traut sich ein kleiner knurrliger Affe auf die Plattform. Er hangelt sich elegant die Seile entlang bis er das Futter erreicht. Gefüttert werden übrigens nur Bananen und eine kleine Auswahl anderer Früchte, auf diese Weise hofft man, dass die Orang-Utans das Essen irgendwann langweilig finden und sich selber auf die Suche nach etwas schmackhafterem machen.

Orang-Utan auf der Fütterungsplattform
Obwohl mich der Anblick des wildlebenden Orang-Utans am Kinabatangan River weit mehr erstrahlen liess, bin ich nun hin und weg diese Tiere derart nah zu sehen. Ein wunderschönes, stolzes, süsses und dem Menschen so ähnliches Tier. Nicht umsonst heisst Orang-Utan übersetzt „Waldmensch“. Sie gehören neben den in Afrika lebenden Gorillas und Schimpansen zu den Menschenaffen.
Obwohl dieses Auffangprojekt natürlich sehr viele Menschen anlockt und diesbezüglich viel Trubel rund um die Affen herrscht, bin ich überzeugt, dass es sich hierbei um eine gute Sache handelt. Meine Sorgen diesbezüglich wurden nicht bestätigt. Tun wir Menschen doch viel Schlechtes, gibt es ab und zu auch gute Dinge. Und trotzdem ist es traurig, benötigt es solche Einrichtungen nur, weil der Mensch sich die Freiheit nimmt, anderer Lebewesen Zuhause zu zerstören.

Orang- Utan

Orang-Utan
Nach einem ereignisreichen Vormittag verlassen wir die Orang-Utans und besuchen das nebenanliegene „Bornean Sun Bear Conservation Centre“. Auch hier handelt es sich um eine Einrichtung, welche für den Artenschutz einsteht und der Wiedereingliederung der Malaienbären in ihren natürlichen Lebensraum sowie der Bildung und Forschung dient.
Den restlichen Tag verbringen so wie wir es am liebsten tun, selbständig auf Erkundungstour im Regenwald. Im Rainforest Discovery Center nämlich kann man diverse Treks unternehmen. Mit Trekkingschuhen ausgerüstet machen wir uns auf ins Dickicht des Dschungels. Kein Mensch weit und breit, nur wir und die Geräusche des Waldes. Ein Zirpen hier, Vogelgetzwitscher da, überall raschelt es. Der Duft des Regenwaldes steigt uns in die Nase. Es ist heiss und wir schwitzen, während wir immer tiefer in den Wald eindringen. Da, ein Rascheln! Ich bleibe stehen. „Hast du das auch gehört?“ frage ich Dominique während er bereits versucht dem Geräusch auf die Schliche zu gehen. Fehlalarm. Wir merken relativ schnell, hier im Wald sind nicht wir die Chefs. Die Tiere sehen uns, wir jedoch sie nicht.
Leider bleibt uns das Glück wildlebende Tiere zu sehen verwehrt. Erst als wir gegen Abend über einen weiteren Canopywalk (diesmal viel breiter und kein bisschen wackelig ;-)) gehen, finden wir neben dem Rascheln im Gebüsch tatsächlich auch ein Tierchen. „Da schau, genau über dir!“, flüstere ich Dominique ganz leise zu. Ein wuscheliger langer Schwanz baumelt von einem Ast, es ist tatsächlich ein Riesenhörnchen (Giant Squirrel). Wir freuen uns über unsere Entdeckung und beobachten das Eichhörnchen beim Bauen eines Nestes. Gerne hätte ich ein Flughörnchen gesehen, dafür waren wir aber zu früh unterwegs, sind diese Tiere doch nachtaktiv.