Elefanten, Orang-Utans und co. – auf Wildtierschau am Kinabatangan River

Der Wind weht uns um die Nase, die Haare wirbeln im Fahrtwind umher und die Sonne grüsst uns das erste Mal am Morgen während um uns der Dschungel Borneos erwacht. Wir sind angekommen im östlichen Teil von Borneo, am Kinabatang River.
Ein Bus bringt uns in ca. fünf Stunden von Ranau nach Sandakan, wo wir für eine Nacht unser Nachtlager aufschlagen. Aber nicht die Stadt an der Sulusee ist unser Ziel, nein, wir wollen mitten rein in die Natur, mitten rein in den Dschungel Borneos. Wir haben uns bewusst für den Kinabatangan River entschieden, der grösste Fluss des Bundesstaates Sabah wo, und das ist auch genau der Grund für unsere Reise hierhin, unglaublich viele verschiedene Wildtiere leben.


Für zwei Nächte ziehen wir daher bei Osman und seiner Familie inmitten des Dschungels am Ufer des Kinabatang River ein. Osman und seine Frau sind an diesem wunderschönen kleinen Flecken Erde aufgewachsen und kennen die Gegend und die hier lebenden Tiere in und auswendig. „Eagle-Eye“ so der Spitzname von Osman unserem Gastgeber, Guide und Bootsführer für die nächsten Tage. Man sagt ihm ein unglaubliches Auge fürs Tierespotten nach, weshalb auch schon Sir David Attenborough, ein bekannter Tierfilmer und Naturforscher, der unter anderem für BBC arbeitete, die Dienste von Osman in Anspruch genommen hat. Noch heute arbeitet Osman mit BBC, National Geographic usw zusammen. Wir könnten es daher definitiv nicht besser treffen.

Sir David Attenborough mit dem noch deutlich jüngeren Osman

Mit einem Kleinbus fahren wir in den kleinen Ort Sukau, von wo uns Yanti, die Frau von Osman mit einem kleinen Boot abholt. Yanti und Osman leben mit ihren sechs Kindern in einem kleinen Haus am Ufer des Kinabatangan Rivers, welches nur per Boot zu erreichen ist. Ein schön gepflegter Garten umgibt das Grundstück. Das Haus ist mit Liebe und viel Hingabe eingerichtet und trotzdem alles sehr einfach gehalten. Die WC-Spülung und Dusche funktioniert mit Wasser aus dem Fluss resp. Regenwasser. Für uns perfekt, sind wir doch hier um Wildtiere zu sehen und nicht um schön zu logieren.

Der wohl grösste Vorteil die Gegend hier mit Osman zu erkunden, ist seine Individualität. So fragt uns Osman zu Beginn was wir denn gerne sehen möchten. Wir schauen uns an und antworten fast gleichzeitig völlig begeistert: „Elefanten und Orang-Utans natürlich!“ Osman verspricht nichts, schliesslich ist es eine Laune der Natur ob sich ein Tier zeigt oder nicht. Trotzdem versucht er alles möglich zu machen ohne einem strikten Zeitplan zu folgen..genau unser Ding! Und so nimmt uns Osman kaum angekommen auf unsere erste Bootstour…und wir sollten nicht enttäuscht werden! Mit gefühlten 100 Sachen düsen wir über den braunen Fluss, immer nur ein Ziel vor Augen, die wilden Elefanten! Bis zu 80 leben hier im Dschungel rund um den Kinabatangan River.

Kinabatangan River

Wir geniessen den Fahrtwind, sind überwältigt vom vor uns liegenden Panorama, als Osman plötzlich in einen kleineren, schmaleren Fluss abbiegt. Schon von Weitem hören wir das „Trompeten“. Unglaublich aber wahr sie sind hier, die wilden Elefanten des Kinabatangan Rivers! Ich bin hin und weg als ich die riesigen, grauen Ungetümer vor uns den Fluss überqueren sehe. Mütter helfen den kleinen wieder aus dem Wasser bevor sie in der anliegenden Palmölplantage verschwinden.

Die Elefanten überqueren den Fluss

Osman paddelt etwas weiter vor, steigt aus dem Boot und bittet uns zu folgen. Ja wie jetzt? Raus aus dem Boot und zu Fuss den Elefanten nach? Okaayy….

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Osman

Während wir dem Weg durch die Palmölplantage folgen sehen wir immer mehr Elefanten. Eine ganze Herde Muttertiere mit ihren Jungen verteilt sich in einem verhältnissmässig kleinen Gebiet. Dass das alles Wildtiere sind ist kaum fassbar! Tatsächlich noch nie habe ich die lauten Schreie der Elefanten gehört, ein für mich wunderschöner Moment. Auch Osman gibt Elefantenlaute von sich. „Ich mag es die Elefanten ein wenig zu necken“, meint er. Und dass das funktioniert zeigt sich in der Abwehrhaltung der Muttertiere. Die grössten Kühe stellen sich schützend vor die kleinen Elefanten während diese ehrfürchtige Laute von sich geben. Gänsehautfeeling! Osman kennt die Tiere keine Frage, als jedoch ein grosser Bulle, „The Big Boy“ wie Osman ihn nennt, auftaucht nimmt auch er ein wenig Abstand. „Vor diesem Kerl müssen wir uns in Acht nehmen! Wenn ich renne, rennt ihr auch, verstanden?“, meint er ermunternd zu uns. „Hast du denn gar kein Schiss?, frage ich Dominique während ich nur zögerlich weiter vorgehe. Wir hauern runter und geniessen den Anblick der wunderschönen, stolzen und mächtigen Tiere!

Aber es soll nicht nur bei den Elefanten bleiben. Während wir wieder den Fluss aufwärts fahren entdeckt Osman in den Bäumen eine grosse Anzahl Nasenaffen. Bekannt für ihr spezielles Aussehen ist der Anblick einfach nur köstlich. Ich weiss nicht was lustiger ist, der Bierbauch oder die skurille, lange Nase. Legér sitzen sie auf den Ästen der Bäume, sorglos, entspannt, zufrieden. Ich mag sie einfach!

Die Sonne geht langsam unter, der Regenwald scheint zu erwachen. So raschelt es nun Beinahe fast in jeder Baumkrone. Wir finden neben Longtail-Makaken auch Pigtail-Makaken. Ein wahres Schauspiel bietet uns die Natur hier.

Blickt man noch höher in die Wipfel der Bäume sieht man diverse Arten von Hornbills (Nashornvögel). Vögel welche fast nur noch in Borneo vorkommen. Es gibt acht Arten dieser Vögel hier und alleine am ersten Abend bekommen wir fünf verschiedene Arten zu Gesicht. Gespannt schippern wir über den Fluss, geniessen den wunderschönen Ausblick auf den dichten Dschungel, den Blick immer hochkonzentriert in die dichten Büsche richtend um nicht doch noch irgendwo ein Rascheln warhzunehmen.

Mit unglaublich vielen Eindrücken kehren wir zurück zu Osman’s Haus, wo uns Yanti bereits ein köstliches Abendessen zubereitet hat. Wir geniessen die ruhigen Abendstunden rund um den Fluss, bevor wir bereits um neun Uhr todmüde ins Bett fallen.

Sonnenuntergang

Der Wecker klingelt bereits früh um 05:30 Uhr am nächsten Morgen. Etwas mystisches liegt in der Luft, während die Nebelschwaden tief in den Bäumen hängen. Die Luft ist klar und frisch. Eine wunderbare Art den Tag zu beginnen…

Morgenstimmung am Kinabatangan River

Noch etwas verschlafen aber mit voller Vorfreude geht es auf die nächste Bootstour. Unser Ziel heute ist einen Orang-Utan zu finden. Die Luft ist noch kühl und frisch während wir über den Fluss fahren. Ausser dem Vogelgetzwitscher ist nichts zu hören. Ich liebe diese Momente, wenn du nichts weiter hörst, als die Natur selbst. Osman biegt in einen Flusslauf ab, von welchem er denkt, dass sich dort ein Orang-Utan befindet. Einen Orang-Utan finden wir nicht, hingegen jede Menge Hornbills, Makaken, Nasenaffen und vieles mehr. So schnell gibt Osman nicht auf. Vorher aber gibt es einen heissen Kaffee mit Gebäck inmitten des Flusses.. Ich sauge einfach nur noch ein, die Kulisse, den Moment! Es könnte perfekter gar nicht sein!

Am nächsten Flusslauf findet Osman plötzlich ein Nest eines Orang-Utans. Dieses könne nicht älter als zwei Tage sein, meint er optimistisch. Orang-Utans nämlich bauen sich für die Nachtruhe ein Blätternest. Wir fahren weiter, ganz leise, den Blick immer schön in Richtung der Bäume. „Da oben, schaut!“, ruft auf einmal Dominique und zeigt in eine Baumkrone rund 50 Meter entfernt. Auch Osman wird auf einmal unruhig, nimmt sein Ferngals in die Hand und beginnt zu strahlen. Tatsächlich, ein wildlebender Orang-Utan!! Ich schnappe mir das Fernglas und bin einmal mehr überwältigt! Wow! Ohne Fernglas ist nur ein Umriss auszumachen, aber ich kann euch versichern, der Orang-Utan hat wie wild herumgeturnt! 🙂

Orang-Utan

Während unserer Zeit bei Osman unternehmen wir noch weitere Flussfahrten und sehen jede Menge Tiere. Neben Makaken, Elefanten, Nasenaffen, Hornbills auch ein Krokodil und zwei Warane.

Der Besuch bei Osman und seiner Familie ist ein absolutes Highlight unserer Reise. Ich strahle tatsächlich noch heute bis hinter beide Ohren und dieses Strahlen bekommt keiner so schnell wieder weg….:-)

ABER:

Ja, leider gibt es auch ein grosser Aber in dieser Geschichte. So schön es auch sein mag diese wilden Tiere im Dschungel zu erspähen, umso trauriger macht uns der Grund weshalb wir überhaupt eine derartige Menge an wilden Tieren zu Gesicht bekommen. Riesige Flächen an Regenwald in ganz Malaysia wurden nämlich abgrebrannt. Warum? Für Palmöl-Plantagen…. Allein in Malaysia liegt der Weltmarktanteil bei rund 43 Prozent! Doch wofür wird dieses Palmöl überhaupt gebraucht? Unfassbar aber wahr, fast jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält billiges Palmöl..von Margarine, Fritierfett, Shampoo, Lippenstift, Schokolade, Tiefkühlpizza bis hin zum Waschmittel… Seit dem Boom der Agrartreibstoffe verdoppelte sich der Palmölverbrauch gar weltweit auf 30 Millionen Tonnen. Palmöl ist in der heutigen Welt allgegenwärtig..auch bei uns. Alles Dinge die wir kaufen, hauptsache günstig! Was mit den Regenwäldern dieser Welt passiert? Egal! Wo die Tiere leben sollen, die dort ihr zu Hause haben? Egal! Die Regenwälder werden abgebrannt für neue Palmölplantagen. Uns wurde dies tatsächlich das erste Mal so richtig bewusst, als wir den Elefanten, hier am Kinabatangan River folgten. Normalerweise würden diese in den Regenwald entschwinden, in ihr eigenes Revier. Hier aber müssen die Tiere sich in den Plantagen zurecht finden. Denn obwohl das Gebiet um den Kinabatangan River rein theoretisch geschützt ist, findet man Plantagen, welche bis ans Ufer des Flusses reichen. Auch Osman erzählt uns, dass sich tatsächlich kaum eine Palmölfirma an dieses Abkommen hält. Wir sind entsetzt über diese Entwicklung, schütteln die Köpfe, sind traurig und dies alles nur für die so wichtigen Dinge wie Tiefkühlpizza, Lippenstift und Schokolade….

Palmölplantage die bis ans Ufer reicht…

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