Mein Puls rast, ich schwitze, meine Lungen ringen nach Luft während ich renne, renne als ginge es um mein Leben. Der grosse Rucksack auf meinem Rücken wird immer schwerer. Die herumstehenden Menschen dienen als Slalomstangen während ich mich in Endlosschlaufe für das Anrempeln entschuldige…ja wir sind in Eile! Noch nie hat sich die Suche nach dem Check-in-Schalter an einem Flughafen als derart schwierig erwiesen. Wir drängeln uns gekonnt an allen Wartenden vorbei, immer schön die Pässe in die Höhe haltend als ob dies ein Freipass fürs Vordrängeln wäre. Ausser Atem und mit den Kräften fast am Ende stehen wir schliesslich am richtigen Schalter der Air Asia, beobachten gespannt die Reaktion der Dame hinter dem Check-in-Schalter und strahlen schliesslich wie zwei Honigkuchenpferde als sie uns kurz zunickt und uns unsere Boardingpässe überreicht. Phuuuh..ja, das war vielleicht knapp! Aber alles der Reihe nach…
Bereits einige Wochen zuvor haben wir uns entschieden, auch den malaysischen Teil auf der Insel Borneo zu besuchen. Und da die einzige für uns in Frage kommende Transportmöglichkeit das Flugzeug ist, buchen wir einen Inlandsflug nach Kota Kinabalu. Dass wir uns das mit dem Fliegen nicht mehr so gewohnt sind, zeigt sich in unserem Spurt ums „nackte Überleben“. Naiv und spontan wie wir sind berechnen wir die Zeit zum Flughafen viel zu knapp ein. Dass sich dieser rund 50 Km ausserhalb der Stadt befindet entgeht uns während der „Planung“ nämlich ein wenig. Es hätte aber wohl alles doch noch einwandfrei geklappt, wäre die S-Bahn zur Station KL Sentral von wo aus uns der Zug zum Flughafen bringen sollte, nicht ausgefallen. Völlig verzweifelt suchen wir eine andere Möglichkeit und finden diese schliesslich in einem Uber-Fahrer, welcher uns sogar für noch weniger Geld als der Zug zum Flughafen bringt. Wir bitten unseren Retter in der Not höflich ein wenig mehr aufs Gas zu drücken und hoffen innerlich in keine Polizeikontrolle zu gelangen.. nun ja den Rest der Geschichte kennt ihr ja.
Nach knapp 2.5 Stunden Flugzeit erreichen wir Kota Kinabalu, eine kleine Stadt im Nordwesten der Insel Borneo und Hauptstadt des Bundesstaates Sabah. Rund 200’000 Einwohner zählt die Stadt, welche auch liebevoll KK genannt wird.
Mit Schönheit kann Kota Kinabalu definitiv nicht punkten. Kota Kinabalu wurde im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und anschliessend eher lieblos wieder aufgebaut. Zu sehen gibt es in der Stadt daher ebensowenig, weshalb wir uns nach einem Ruhetag auf die vorgelagerten Inseln begeben. Seit langer Zeit ist wieder einmal ein Beachtag angesagt. Wir schmeissen uns in unsere Badesachen, packen Schnorchel und Taucherbrille ein und machen uns früh morgens auf den Weg zum Jetty-Point von wo aus Schnellboote die verschiedenen Inseln ansteuern. Inselhopping auf malaysisch, hier nämlich kann man sich entscheiden wieviele und welche der Inseln man anfahren möchte. Man kauft sich vorweg ein Ticket fürs Boot, entscheidet sich wann man die Inseln wechseln und schliesslich nach Kota Kinabalu zurückkehren möchte.
Nach vielen Tagen in Städten, freuen wir uns wieder einmal Sand unter unseren Füssen spüren zu dürfen, einzutauchen in die Unterwasserwelt und einfach die Sonne auf den Bauch strahlen zu lassen. Das Wasser ist kristallklar, viel besser als wir uns dies vorgestellt hätten. Und so denken wir uns die vielen asiatischen Touristen, welche die Inseln ziemlich einnehmen etwas weg und geniessen den Tag am Strand. Aber um ganz ehrlich zu sein, ist es ja schon fast ein Highlight die vielen in Schwimmwesten badenden und im Sand posierenden Chinesen, Koreaner und sonstige Asiaten zu beobachten. 🙂
Noch witziger und fast schon verrückt, aber dennoch unglaublich passend, finden wir das Unterhaltungsangebot, welches auf den Inseln, insbesondere auf Manukan Island geboten wird. Hier nämlich kann man unter anderem Scuba-Doo ausprobieren. Scuba-was?? Ja das haben wir uns auch gefragt, aber seht selbst: In einem eigens dafür angefertigten Gefährt kann man in einer Luftblase auf dem Grund des Meeres herumcruisen… Ich glaube dazu muss nichts mehr gesagt werden..;-)
Tags darauf ziehen wir weiter..wir haben genug von Stadt und so stehen wir morgens um halb neun auf einem Parkplatz mitten in Kota Kinabalu und warten darauf bis uns ein Minibus nach Ranau in der Nähe des Kinabalu Nationalparks bringt. Die Minibusse auf Borneo fahren grundsätzlich erst wenn auch der hinterste und letzte Platz besetzt ist. Glücklicherweise füllt sich unser Bus realtiv schnell so dass wir bereits 40 Minuten später vollbepackt in Richtung Ranau losfahren.
Ein kurzer Pipihalt kurz vor dem Nationalpark bietet uns einen ersten Blick auf den mächtigen, stolz emporragenden Mount Kinabalu. Das Highlight dieser Gegend ragt ganze 4095 Meter in die Höhe. Der Mount Kinabalu ist damit der höchste Berg Südostasiens. Ok zugegeben, er versteckt sich zwar noch etwas hinter den Wolken, immer mal wieder aber schauen die Bergspitzen etwas schüchtern hervor.
Etwas schwermütig blicken wir hoch, hoch zu diesem majestätisch wirkenden riesigen Felsen. Auf diesen wären wir nur zu gerne hochgestiegen. Der Mount Kinabalu gehört nämlich zu den einfacheren 4000er und kann gut auch ohne Bergsteigerfahrung bezwungen werden. Schon als wir das erste Mal davon hörten war klar, da wollen wir definitiv hinauf, Herausforderung meistern, Ausblick und Sonnenaufgang geniessen. Der Mount Kinabalu darf seit einiger Zeit jedoch nur noch mit Guide bestiegen werden. Des Weiteren ist die Anzahl „Bergsteiger“ begrenzt, wehalb ein spezielles Permit nötig ist, was nicht nur unverschämt teuer ist, auch muss dieses Monate im Voraus beantragt werden. Zwei klare Killerkriterien für uns.. aber hey was nicht ist, kann ja noch werden.
Und da es mit dem Berg nichts wird, zumindest dieses Mal nicht, nehmen wir uns die Umgebung rund um den Mount Kinabalu vor. In der Nähe von Poring gibt es neben natürlichen Hot Springs auch der höchste Canopywalk der Region. Hier kann man in einer Höhe von über 40 Metern über dem Dschungel auf schmalen an Bäumen befestigten Hängebrücken balancieren und dabei den Regenwald für einmal von oben bewundern. Mir zittern die Knie bereits als ich den ersten Fuss auf die schmale Hängebrücke setze…da soll ich nun wirklich rüber? Die Brücke wackelt, während ich den Atem halte, stolziert Domique frischfröhlich über die Brücke, lehnt sich über die Seile um die Aussicht zu geniessen und spaziert munter, ohne Rücksicht auf mich kleines Elend über die schmalen Holzbalken. Erst als ich die erste Plattform erreiche, merke ich wie sehr ich meine Finger verkampfe.. Weitere vier Brücken folgen, eine höher als die andere. Die Aussicht von da oben auf den schier endlos wirkenden Dschungel Borneos muss fantastisch sein, ich für meinen Teil habe davon leider nicht viel mitbekommen.
Ein Gewitter ist im Anmarsch, dennoch möchten wir noch etwas weiter in den Wald vordringen. Wir spazieren einem schmalen Pfad entlang, passieren Wasserfälle und übelriechende Fledersmaushöhlen, bevor uns das immer lauter werdende Donnergrollen definitiv zur Rückkehr zwingt.
Der öffentliche Verkehr hier in den Bergen ist sowas wie inexistent. Haben wir mit etwas Glück noch eine Möglichkeit gefunden mit einem kleinen Minivan nach Poring zu kommen, so stellt uns die Rückfahrt vor grössere Probleme. Die einzige Möglichkeit bestünde rein theoretisch in einem Taxi, wovon aktuell aber keines verfügbar ist. Kurzerhand stellen wir uns an den Strassenrand, strecken den Daumen in die Höhe und warten. Keine fünf Minuten später hält ein Auto mit drei jungen Frauen an. „Wo wollt ihr hin?“, fragt uns die Frau am Steuer. Wir teilen ihr unseren Zielort mit, sie nickt, lächelt freundlich und bittet uns einzusteigen. Die drei jungen Frauen geniessen einen Ausflug in die Berge. Sie stammen aus Kota Kinabalu und sind während den Ferien nun etwas in die Berge gefahren – ein Mädelsausflug auf Borneo.
Für den nächsten Tag haben wir einen Besuch im Nationalpark eingeplant. Mit Rucksack und Wanderschuhen machen wir uns auf den Weg in Richtung Nationalpark, welcher etwa eine halbe Stunde Fahrt entfernt ist. Obwohl mir heute früh beim ersten Kaffee noch die Sonne ins Gesicht schien, zieht der Himmel immer mehr zu. Je mehr wir an Höhe gewinnen, desto dunkler werden auch die Wolken..und so kommt es wie es kommen muss. Kaum nämlich haben wir den Parkeingang passiert öffnet Petrus seine Pforten und es regnet was das Zeug hält.
Regenjacke haben wir klugerweise zu Hause gelassen (es ist ja nicht so, dass es gestern schon geregnet hätte..), sodass wir uns erstmal einen schicken leuchtend gelben Regenschutz kaufen.
Noch voller Motivation und Hoffnung, dass es sich wohl nur um einen kurzen Schauer handelt, setzen wir uns in ein Kaffee und versuchen uns mit unseren Regenschützen irgendwie aufzuwärmen.. empfindlich kalt ist es nämlich hier oben..
Zwei Stunden später sitzen wir immer noch hier..die Laune bereits nicht mehr die Beste und die Hoffnung schon fast verloren. Doch der Regen lässt nach, wir schnappen uns unsere Sachen und marschieren los. Doch wir kommen keine 50 Meter schon beginnt es abermals in Strömen zu regnen… Kurzentschlossen beschliessen wir das Unterfangen Nationalpark abzubrechen und kehren nach Ranau zurück wo wir die letzten Stunden des Tages ausklingen lassen und beschliessen am nächsten Morgen weiterzuziehen.

Letzter Blick auf den Mount Kinabalu