Nach rund 46 Tagen verlassen wir Vietnam. Etwas nervös stehen wir an der Grenze zu Kambodscha. Man könnte zwischenzeitlich ja meinen, dass Grenzübertritte für uns das Normalste der Welt und zur Routine geworden sind. Ist ja meist auch der Fall – nicht aber in Südostasien. Unzählige Schauermärchen haben wir schon über Grenzübertritte gehört – von Beamten, die dir das Geld aus der Tasche ziehen oder dir gar die Aus- bzw. Einreise verweigern wollen. Dieses Mal erschwerend hinzu kommt, dass wir mit dem eigenen Motorrad die Grenze übertreten möchten.
So stehen wir also da, holen nochmals tief Luft bevor einer nach dem anderen das Grenzhäuschen betritt. Pustekuchen..alles halb so wild! Zwar versucht uns der ein oder andere weiszumachen, dass das Motorrad nicht über die Grenze mitgenommen werden darf, es sei denn man bezahlt eine Gebühr von 20 Dollar. Auch für den Ausreisestempel wird Geld verlangt. Wehrt man aber all diese Versuche ab, resp. ignoriert diese Leute wird man behandelt wie jeder andere auch und bezahlt keinen Rappen mehr. Wir reisen ohne Probleme aus Vietnam aus, fahren mit unserem Motorrad zur kambodschanischen Grenze, besorgen uns das Visum (zum offiziellen Preis) und reisen nach Kambodscha ein.
Kambodscha ein Land, welches wir bereits während unsere Reise vor fast fünf Jahren in unser Herz geschlossen haben. Umso mehr freuen wir uns dieses wunderbare Land mit seinen herzlichen Menschen während fast vier Wochen erneut zu bereisen.
In Phnom Penh, der einstigen Perle Asiens machen wir halt und verbringen hier die Weihnachtstage. Wir mieten uns ein schickes Apartement etwas ausserhalb des Zentrums und gönnen uns die Annehmlichkeit einer eigenen Küche, sodass wir uns nach dem Besuch auf dem Markt ein feines Weihnachtsessen selber kochen können. Ein Luxus auf, welchen wir uns schon lange gefreut haben, denn schliesslich standen wir seit mehr als fünf Monaten nicht mehr selbst hinter dem Herd.
Phnom Penh eignet sich hervorragend um sich in ein Café zu hocken oder durch die Gassen zu flanieren um das Leben auf der Strasse zu beobachten.
Noch nicht sehr lange her erlebten hier die Menschen (Khmer) die Hölle auf Erden, als die Roten Khmer 1975 an die Macht kamen. Drei Jahre, acht Monate und 20 Tage dauerte die Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Zwischen ein und zwei Millionen Menschen kostete die Herrschaft unter Pol Pot das Leben. Kambodscha lag in Trümmern und ist bis heute noch auf Entwicklungshilfe angewiesen.
In Phnom Penh ist dieses nationale Trauma noch allgegenwärtig, denn hier kann man sich einen Einblick in die Schreckensherrschaft der Roten Khmer verschaffen. Hierfür kann man die Killing Fields von Choeung Ek sowie das Tuol-Sleng-Museum (Genozid-Museum – Foltergefängnis S-21) besuchen. Ein Besuch der unter die Haut geht. Denn wie die Nazis hielten auch die Roten Khmer ihre Gräueltaten minutiös fest, so wurde jeder Insasse des S-21 fotografiert. Wir haben uns bereits vor fünf Jahren intensiv mit der Geschichte Kambodschas auseinandergesetzt, weshalb wir uns dafür entscheiden auf einen Besuch dieser Gedenkstätten zu verzichten. Nicht weil wir uns dafür nicht interessieren oder uns die Zeit dafür zu Schade ist, vielmehr möchten wir während dieser Reise dem Elend und der Armut in diesem Land auf eine andere Art Aufmerkamkeit schenken, dieses Mal aber ein paar hundert Kilometer nordwestlich in Siem Reap.
Bevor wir uns jedoch weiter in den Nordwesten begeben, wartet ein weiteres Abenteuer auf uns.Wir fahren in die „Weihnachtsferien“…dazu aber später mehr!