Kalt, nass und garstig begrüsst uns das kleine Städtchen Dalat inmitten des zentralen Hochlands Vietnams. Während man an der Küste und im Tiefland mit der tropischen Hitze zu kämpfen hat, herrschen in dem Städtchen auf ca. 1500 M.ü.M fast ganzjährig frühlingshafte kühle Temperaturen. Naja, kühl ist es, frühlingshaft haben wir es nun definitiv nicht empfunden. Als „Le petit Paris“ oder „Stadt des ewigen Frühlings“ wird sie auch häufig beschrieben, ein Städtchen mit Charme und Hauptstadt der Honeymooner.
Leider vermag uns die Stadt selber nicht so ganz in den Bann zu ziehen, liegt vielleicht auch einfach nur am Wetter…einmal mehr! 😉 Vielmehr gefallen finden wir hingegen an der Umgebung Dalats. Die hügelige Landschaft ist geprägt von Wasserfällen, Seen, Blumen- und Erdbeerfeldern. Ja richtig gehört, aufgrund des konstanten Klimas hier ist dieses Gebiet auch bekannt für seine Erdbeeren.
Uns hält nicht viel in der Stadt, weshalb wir kurzerhand unser Motorrad schnappen (es hat eben doch nur Vorteile wenn man sein eigenes Gefährt dabei hat) und erkunden selbständig die Umgebung rund um Dalat.
Ca. 28 Km ausserhalb Dalats befindet sich der Elephant-Wasserfall. Wir parken unser Motorrad und klettern hinunter zum Fuss des Wasserfalls. Zwar werden wir auch hier wieder nass…für einmal ist es aber vollkommen Ok!
Die Gegend rund um Dalat ist auch bekannt für ihren Kaffee. Unzählige Kaffeplantagen säumen das Gebiet neben den Strassen. Wo Kaffee angebaut wird, kann man auch Kaffee trinken. So laden diverse kleine Cafés am Strassenrand zu einer Pause ein. Wir machen ebenfalls halt und probieren den seltenen und teuren Wiesel-Kaffee. Hierbei handelt es sich nicht einfach nur um gewöhnliche Kaffeebohnen. Beim Wiesel-Kaffee essen die Wiesel die Kaffeekirschen und scheiden die Bohnen wieder aus. Diese werden gesammelt, gereinigt und geröstet. Aufgrund der Fermentation im Darm der TIere verändern sich die Geschmackseigentschaften der Kaffeebohnen, insbesondere werden Bitterstoffe entzogen.
Zurück in Dalat statten wir dem bekannten Crazy House von Hang Nga noch einen Besuch ab. Seine Architektur erinnert an „Alice im Wunderland“ weshalb ihm den Namen Crazy House verpasst wurde.
Etappe 12 – Dalat nach Mui Ne (154 Km)
Nach drei erholsamen Tagen führt uns unsere Reise weiter nach Mui Ne. Bereits vor vier Jahren haben wir diesem Ort einen Besuch abgestattet und wussten eigentlich relativ schnell, da müssen wir nicht mehr unbedingt nochmals hin. Da die Strecke von Dalat runter an die Küste nach Mui Ne jedoch zu einer der schönsten gehört, werfen wir unseren Vorsatz über Bord und machen uns auf den Weg zurück ans Meer.
Man hat uns tatsächlich nicht zuviel versprochen, der Weg führt auf kurvenreichen Strassen hinunter und bietet uns einmal mehr unglaublich schöne Ausblicke. Auf dem Weg nach Mui Ne liegen die bekannten Pongour-Wasserfälle. Wir machen kurz halt und steigen auch zu diesen Fällen hinunter. Leider führt der Fluss derart viel Wasser, dass die Gischt uns den guten Blick auf den Wasserfall verwehrt.
Wir wurden bereits vorgewarnt, dass man in Mui Ne der Polizei nicht entkommt. Stehen die Polizisten doch stets an der gleichen Stelle um Touristen auf ihren Rollern oder Motorrädern anzuhalten um etwas Geld einzutreiben. Logisch haben wir einen internationalen Führerschein und die Registration fürs Motorrad dabei, sodass man uns definitiv nichts vorwerfen kann, nur eben zählt das alles in einem Land wie Vietnam nicht. Die Polizei schüttelt sich irgendwelche Gründe aus dem Ärmel, sodass man meist nicht umhin kommt etwas Geld loszuwerden. Sollte die Polizei uns anhalten wurde uns geraten auf dumm zu stellen und so tun, als ob man die Polizisten nicht versteht, freundlich sein und warten bis dieser die Geduld verliert und den nächsten Touristen anhält. Funktioniert diese Taktik nicht, muss verhandelt werden. Verlangt die Polizei im Normalfall um die 2’000’000 Dong (ca. CHF 90.-) kann, resp. muss dieser Betrag bis auf 200’000.- (CHF 9.-) runtergehandelt werden. Wir haben auf diese Spielchen aber so gar keine Lust und versuchen es mit Ratschlag Nr. 3. Kurz bevor wir Mui Ne erreichen, biegen wir in eine Seitenstrasse ein. Die Polizei steht immer an gleicher Stelle, welche leider nicht umfahren werden kann. Fährt man aber diese Nebenstrasse hinunter, kann man in einer Kurve die Polizei beobachten, resp. sich einen Überblick verschaffen ob heute überhaupt jemand vor Ort ist. Natürlich sind wir auch hier nicht mit genügend Glück gesegnet, denn die Polizei steht (resp. sitzt auf ihren Plastikstühlen) mit ca. zehn Männern vor Ort. Mit einigen anderen Einheimischen, was uns etwas verwirrt, beobachten wir das Geschehen aus sicherer Distanz hinter der Kurve und kommen uns einmal mehr wie Schwerverbrecher vor. Normalerweise machen die Polizisten um 17:00 Uhr Feierabend, weshalb es am einfachsten ist, abzuwarten. Wir aber möchten keine weitere halbe Stunde mehr warten und versuchen unser Glück. Da wir aber nicht wie auf dem Serivertablett vorbeifahren möchten, warten wir bis ein Bus oder LKW vorbeifährt um uns direkt hinten ran zu hängen und schön ohne gesehen zu werden an der Polizei vorbeizufahren..Haha, der Plan war Spitze, die Umsetzung..naja! Bei der ganzen Planaustüftelei haben wir nicht bedacht, dass unser Motorrad leider nicht so schnell beschleunigt wie gewünscht. Der Bus fährt an uns vorbei und wir tuckern gmächlich los. Und dann stehen wir da…wie auf dem Serviertablett vor der Polzei..der Bus schon fast nicht mehr zu sehen… kein Schutz, kein gar nichts… Wir fahren vorbei und…wie bitte? Kein einziger Herr in Uniform interessiert sich für uns. Das ganze Theater war somit so ziemlich umsonst….
In Mui Ne verbringen wir unsere Zeit meist im Hotel. Es regnet sowieso fast immer und wir haben irgendwie keine Lust auf die Massen von russischen Touristen, die das kleine Städtchen belagern. Mui Ne hat sich nämlich zu einer russischen Touristenhochburg entwickelt. Fast alles ist hier in kyrillischer Schrift angeschrieben – mit Vietnam hat dies nicht mehr viel zu tun. Die Zeit im Hotel zu verbringen ist aber alles andere als eine Qual. Eigentlich hätten wir eine Budget-Unterkunft gebucht, erhalten aber ganz überraschend ein Upgrade für ein Zimmer im etwas nobleren Resort. Ein wahrer Glücksfall für uns. Wir verbringen daher die zwei Nächte in Mui Ne im schönen Resort mit Blick aufs Meer und lassens uns gut gehen.
Etappe 13 – Mui Ne nach Vung Tau (183 Km)
Von Mui Ne aus führt der Weg mehr oder weniger nur noch an der Küste entlang. Wir fahren an unzähligen unberührten Küstenabschnitten entlang.
Eine weitere leckere Speise die wir in Vietnam für uns entdeckt haben, ist die Bo Kho. Hierbei handelt es sich um eine Art Gulasch-Suppe, welche mit einem feinen Banh Mi (Baquette) oder Nudeln gegessen wird – eine super Stärkung für zwischendurch!
Nach 183 km relativ gerader Strecke kommen wir in Vung Tau an, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Wir suchen ein Hotel und genehmigen uns nach getaner Arbeit ein wohlverdientes Feierabendbier. Und als wir so da sitzen und den Ozean beobachten, spaziert plötzlich eine Frau mit ihrem Schwein dem Strand entlang…und das irgendwie ganz selbstverständlich…Vietnam eben!
Etappe 14 – Vung Tau nach HCMC (90 Km)
Etappe 14 bedeutet für uns auch die letzte Etappe unserer Reise durch Vietnam. Die Strecke ist alles andere als schön, denn schliesslich fahren wir heute in die grösste Stadt Vietnams, mit dem angeblich schlimmsten Verkehr im ganzen Land. Wir sind also gespannt..
Und tatsächlich nimmt der Verkehr von Stunde zu Stunde zu…und auch die Verkehrsteilnehmer werden immer interessanter.
Ein Beispiel gefällig? Bitteschön…Baumarkt auf zwei Rädern..
Bevor wir in die Hektik der Stadt eintauchen, machen wir noch die ein oder andere Pause. Da bieten sich die unzähligen Cafes am Strassenrand, welche alle mit Hängematten ausgestattet sind, für ein kurzes Nickerchen super an.
Um in die Stadt zu gelangen muss zu guter Letzt noch ein Fluss mit einer Fähre überquert werden. Wäre ja eigentlich nichts spezielles, gäbe es hier nicht Millionen von Motorrädern. Jeder fährt mit seinem Zweirad auf die Fähre und quetscht sich irgendwo dazwischen..so auch wir!
Nach der Fähre sind es nur noch wenige Kilometer bis in die Stadt.
Und dann endlich…Ho Chi Minh City!! Yeah wir habens geschafft! Vor 26 Tagen in Hanoi gestartet, 2595 Km hinter uns gebracht und nun in Ho Chi Minh City angekommen! Wir sind mächtig stolz..auf uns und auf unser Motorrad!!
Ho Chi Minh City haben wir vor vier Jahren bereits besucht und entsprechend die Must-See’s gesehen. Der Aufenthalt hier fällt daher relativ kurz und das Programm ziemlich spärlich aus. Wir geniessen die Sonne und die heissen Temperaturen, schlendern durch die Strassen Ho Chi Minhs, beobachten das Leben in der Stadt, essen unsere letzte Bo Kho oder spazieren gemütlich durch den Park.
Eine wichtige Aufgabe haben wir in Ho Chi Minh aber doch noch zu erledigen. Mit unserem Motorrad fahren wir zu einem riesigen vietnamesischen Baumarkt. Der Baumarkt gleicht vielmehr einer Markthalle, man bekommt aber alles was man braucht..wirklich alles!
Wir werden fündig und kaufen Werkzeuge, Ersatzschläuche, eine Pumpe und robuste Plastiksäcke..nur, wofür denn eigentlich? Wir sind doch eigentlich am Ende unserer Motorradreise..
Nein, weit gefehlt! Obwohl wir während den 26 Tagen meist echt mieses Wetter hatten und die Lust am Motorradfahren tatsächlich teilweise nicht mehr da war, ist es einfach trotzdem die beste und spannendste Art ein Land zu bereisen. Wir haben uns daher entschieden unsere Reise mit dem Motorrad fortzuführen und freuen uns auf weitere, hoffentlich sonnige Tage on the Road!
Hier noch ein paar Facts zu unserem Roadtrip durch Vietnam:
- unser Gefährt: Honda Detech Win (130 ccm)
- Anschaffunspreis (neu): 650 $
- Dauer der Reise: 26 Tage
- zurückgelegte Distanz: ca. 2595 Km
- Benzinverbrauch: insgesamt 70 Liter – Kostenpunkt: CHF 55.-
- Pannen: 3x platter Reifen (alle in den ersten drei Tagen….) – Kostenpunkt: 3x CHF 5.-
- Besuche beim Mechaniker: 5x Ölwechsel, 2x Service, 1x neue Bremsen (neu thailandäsche, welche anscheinend viel besser sind ;-))
- Wetterbedinungen: durchzogen bis echt mies!
Hier unser genauer Streckenverlauf:
Die ersten Tage waren ein wenig frustrierend, hatten wir keine Reifenpanne machte uns das Wetter derart zu schaffen, dass wir kurz vor dem Aufgeben waren. Jeden Abend waren wir froh heil an unserem Ziel angekommen zu sein, denn der Verkehr in Vietnam ist wirklich gemeingefährlich. Glücklicherweise kamen wir ohne Unfall und ohne grössere Panne durch, wofür wir unendlich dankbar sind!
Und trotzdem hat es unglaublich Spass gemacht weshalb wir uns freuen das nächste Land mit dem Motorrad zu bereisen- Cambodia, see you soon!
LIEBE Irene und Dominique
Es ist super euer Tagebuch. Mit grosser Freude lesen wir eure Berichte.Alles Gute auf euren nächsten Abenteuer.
Liebe Grüsse Mama und Köbi
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Danka vielmol! Schön sinder so mit üs drbi! Hend a riiisa Freud! 🙂
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